Hier stimmt was nicht! Wenn andere gierig sind
Das Jahresende ist ein guter Zeitpunkt, den Blick nach vorn zu richten. Was kann 2014 etwa für den deutschen Aktienmarkt bringen?
von Jörg Lang, Euro am Sonntag
Die Möglichkeiten reichen von einer Fortsetzung der Hausse bis zu einem starken Einbruch. Für beide Extreme lassen sich viele Argumente finden, etwa lockere Geldpolitik auf der einen Seite, politische Unruhen, Bank- und Staatspleiten auf der anderen. Anleger sollten 2014 nicht mit dem Blick in den Rückspiegel - auf 2013 - starten. Bleiben Sie skeptisch, wenn Sie hören, dass es zu Aktien keine Alternativen gebe.
Diese Aussage, die zurzeit von vielen Experten verbreitet wird, vermittelt trügerische Sicherheit. Wenn Aktien im Vergleich zu Anleihen preiswert sind - warum sollen sie nicht an Wert gewinnen? So lautet die betörende Logik. Sicherlich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein gut sortiertes Depot mit Aktien von Firmen, die gute Produkte haben, die Dividenden zahlen und die auch über eine solide Bilanz verfügen, in zehn Jahren mehr wert sein kann als heute. Aber wird das Depot auch Ende 2014 besser dastehen?
Für alle, die einen kürzeren Investmenthorizont haben oder etwa Bares schon fest verplant haben, eignen sich Aktien nicht. Wer sich beispielsweise zum Jahresende von 2007 zurückversetzt, erinnert sich, dass Banken damals als sicher angesehen wurden. Die Bewertungen waren niedrig, die Eigenkapitalrenditen hoch und es gab eine stattliche Dividende. Am Ende verloren die Anleger viel Geld und beim damaligen DAX-Wert Hypo Real Estate sogar das gesamte Kapital.
Auch wenn Börse ein bisschen an Lotto und Roulette erinnert, können sich informierte Anleger doch ein gutes Muster zurechtlegen, bei dem sie langfristig besser abschneiden als viele Profis. Die schwimmen meist mit dem Trend. Privatanlegern kann aber niemand vorschreiben, wie viel sie in Aktien anlegen sollten. "Ich bin gierig, wenn andere ängstlich sind, und ängstlich wenn andere gierig werden", sagt Investorenlegende Warren Buffett. Diese Regel, die antizyklisches Investieren propagiert, ist auch ein Hinweis darauf, wie hoch Aktien gewichtet werden sollen. Am Tiefpunkt 2009 hat niemand gesagt, man solle zu 100 Prozent in Aktien gehen. Damals wären sie aber alternativlos gewesen.
Mittlerweile haben viele Indizes historische oder zumindest Mehrjahreshöchstkurse erreicht. Im HDAX etwa, der 110 Aktien der Indizes DAX, MDAX und TecDAX umfasst, stehen 20 Verlierern 90 Gewinner gegenüber. Die Gier scheint also recht groß zu sein. Das heißt im Buffettschen Sinn, dass Anleger diesem Umstand am besten damit begegnen, dass sie gerade jene Aktien niedriger gewichten, die sie nicht zehn Jahre halten wollen. Sicher ist: Bargeld im Depot verursacht auch 2014 keine schlaflosen Nächte und bietet die nötige Reserve, um wieder höher gewichten zu können, wenn alle ängstlich und Aktien wieder keine Alternative sind.