Vorwurf der Abzocke: Geldkarten in Fußballstadien in der Kritik

Die ARD-Radio-Recherche Sport hat in einem Undercover-Test untersucht, wie Fan-freundlich die weit verbreiteten Bezahlkarten in Fußballstadien eigentlich sind. Verbraucherschützer sind alarmiert, erste rechtliche Schritte wurden eingeleitet.

Aufwand für Restguthaben auf Bezahlkarten zu hoch

Bei der Verbraucherzentrale in München nimmt man das Thema ernst. Verbraucherschützerin Tatjana Halm glaubt, dass die Hürden zu hoch sind, die Fußballfans aufgrund der kleinen Plastikkarten auf sich nehmen müssen. "Man muss sich anstellen, um die Karte zu bekommen. Man muss sich anstellen, um dann die Getränke und das Essen zu kaufen. Und schlussendlich muss man sich nochmal anstellen, um die Karte umzutauschen, und sein Geld wieder zurückzubekommen", so die Verbraucherschützerin. Besonders für Fans der jeweiligen Gästemannschaft, die das Stadion nicht regelmäßig besuchen, ist der Aufwand, den sie wegen übriggebliebener Beträge auf ihrer Bezahlkarte auf sich nehmen müssen, oft zu groß. Stattdessen lassen viele die Beträge verfallen. Doch wem nützt das übriggebliebene Geld?

Für Vereine ein lukrativer Nebenverdienst

Umstrittene Bezahlkarten in Stadien sind für viele Vereine offenbar ein lohnendes Geschäft. Angaben der ARD zufolge hat der deutsche Fußballrekordmeister FC Bayern München im Jahr 2010 mit seiner dafür zuständigen GmbH 2,4 Millionen Euro eingenommen - allein durch verbliebene Restguthaben auf den Plastikbezahlkarten für das Stadion. Seit 2010 weise der Verein diese Erträge nicht mehr aus, heißt es weiter. Eine entsprechende Informationspflicht gibt es nicht, da es sich bei dem FCB nicht um ein börsennotiertes Unternehmen handelt.

Extra-Gebühren in der Kritik

Fußballfans, die sich das Geld erstatten lassen wollen, nachdem sie das Stadion verlassen haben, werden von der Betreiber-Firma des FC Bayern und des FC Augsburg den Angaben zufolge mit einer Extra-Gebühr belegt. Der Aufwand für eine Rückerstattung per Post und Überweisung sei einfach ein zu hoher Aufwand, so die Vereine. Die Verbraucherzentrale in Bayern kritisiert die durchaus gängige Praxis. Auch die Tatsache, dass es eine zeitliche Begrenzung für das Recht auf Rückzahlung des Kartenguthabens gibt, wird von den Verbraucherschützern bemängelt.

Auch andere Fußballvereine betroffen

Auch bei anderen Vereinen, in denen die Bezahlung in den Stadien per Auflad-Karte vorgeschrieben ist, gibt es offenbar ähnliche Probleme. Weniger schwerwiegend wurden diese im Signal Iduna Park, dem Fußball-Tempel des BVB, eingeschätzt - ebenso glimpflich kam bei dem Test offenbar auch das Berliner Olympiastadion, der Heimat der Herthaner, davon, so die ARD-Radio-Recherche Sport weiter.
Deutlich negativer bewerten die Verbraucherschützer hingegen die Situation in Frankfurt, wo man sogar rechtliche Schritte gegen den Betreiber des Bezahlkartensystems prüft. Die Firma reagierte umgehend und will sich der Hauptkritikpunkte, insbesondere der Gebühr für die Rücküberweisung, nun annehmen.
Fußball-Fans in der Veltins-Arena auf Schalke könnten künftig schneller und günstiger an ihr Restguthaben kommen. Dort hatten die Verbraucherschützer bemängelt, dass es im schlimmsten Fall bis zu eineinhalb Jahre dauern kann, bis das Guthaben zurück überwiesen wird. Die Gebühren in Höhe von drei Euro, die der FC Schalke 04 erhebt, wenn man sein Guthaben per Überweisung erstattet haben möchte, begründet der Verein so: "Beim Einsenden der Karten entsteht ein hoher Aufwand, welcher mit der Gebühr von drei Euro belegt wird." Die Verbraucherzentrale findet das nicht überzeugend und will die Praxis auf Schalke verbieten lassen.

Redaktion finanzen.net