Milliardenzukauf

Siemens kauft US-Konzern Dresser-Rand

22.09.14 16:47 Uhr

Siemens kauft US-Konzern Dresser-Rand | finanzen.net

Siemens hat bei seinem Geschäftsumbau mit zwei Milliarden-Deals einen bedeutenden Schritt vorwärts gemacht.

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Der deutsche Technologiekonzern Siemens kauft den amerikanischen Ölindustrieausrüster Dresser-Rand für 7,6 Milliarden US-Dollar und will so kräftig am US-Schiefergasboom mitverdienen.

Siemens zahlt Dresser-Rand 83 Dollar je Aktie in bar. Der Börsenkurs des US-Konzerns war bereits am Freitag um 9,4 Prozent auf 79,91 Dollar gestiegen, nachdem durchgesickert war, dass Siemens eine Offerte vorlegen könnte.

Der Dax-Konzern sticht mit der Übernahme den Schweizer Rivalen Sulzer aus, der nach Angaben gut informierter Personen mit Dresser-Rand über einen aktienbasierten Zusammenschluss verhandelt hat. Die Tatsache, dass Siemens die Übernahme komplett in bar bezahlen wird, dürfte dem Technologiekonzern den entscheidenden Vorsprung im Bieterrennen gegeben haben, sagen Analysten. Siemens hat im Jahr 2013 fast 76 Milliarden Euro Umsatz gemacht, während Dresser-Rand im selben Zeitraum umgerechnet 2,34 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete.

"Ein Schnäppchen" sei Dresser-Rand nicht gewesen, gestanden Siemens Chef Joe Kaeser und sein für Energie zuständiger Vorstand Lisa Davis in einer Telefonkonferenz mit Analysten und Journalisten ein. Schon einmal hatte Siemens tief in die Kassen gegriffen: 2007 kaufte des Konzern das Diagnostik-Unternehmen Dade Behring für 7 Milliarden Euro. Das war zu teuer und hatte milliardenschwere Abschreibungen zu Folge. Doch Kaeser ist überzeugt, dass sich die Geschichte mit dem Dresser-Rand-Zukauf nicht wiederholt. "Bei Dade Behring haben wir ein Unternehmen gekauft, bei dem wir keine Expertise hatten. Bei Dresser-Rand wissen wir, was wir kaufen", sagte Kaeser.

Der Zukauf passt zur Strategie von Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser, die Präsenz des Konzerns auf dem amerikanischen Energiemarkt zu stärken und am Schiefergasboom in den USA mitzuverdienen.

Siemens stellt Gasturbinen und Ausrüstung für Gasförderer her. Über den Zusammenschluss mit Dresser-Rand - ein Unternehmen, das Kompressoren, Turbinen und andere rotierende Maschinen produziert - kann Siemens sein Dienstleistungsangebot im Bereich der Gasförderung ausweiten. Das könnte dem Konzern helfen, sich gewinnbringend am Geschäft mit hydraulischem Fracking in den USA zu beteiligen.

"Mit dem zivilen Energiegeschäft von Rolls Royce, das sich Siemens im Sommer 1,2 Milliarden Euro kosten ließ, und Dresser-Rand hat der Konzern im Öl- und Gas-Bereich alles, was er braucht. Weitere, größere Zukäufe wird es in diesem Bereich in den nächsten Jahren nicht mehr geben", sagte Lisa Davis, die seit dem Sommer das Energie-Geschäft des Dax-Konzerns verantwortet und von ihrem Dienstsitz im texanischen Houston die Integration leiten soll.

Ab dem Geschäftsjahr 2018/2019 soll der Zukauf jährliche Synergien von mindestens 150 Millionen Euro bringen. Dem stehen in den zwei Jahren nach dem für Sommer 2015 geplanten Closing der Transaktion noch Integrationskosten von 180 Millionen Euro gegenüber, so das Siemens-Management. Bei den Synergien sei der Rolls-Royce-Zukauf noch nicht mit gerechnet, so Kaeser.

Das große Zulieferernetz von Siemens werde es dem Dax-Konzern ermöglichen, sich Dresser-Rands profitables Ersatzteilgeschäft und dessen "sehr hohen Zufluss an wiederkehrenden Einnahmen" zunutze zu machen, sagte Robert Norfleet, ein Analyst der Anlageberatung Alembic Global, der sich mit Dresser-Rand befasst. Nach Einschätzung von Analysten dürfte Dresser-Rand zudem von der wachsenden Nachfrage nach Kompressoren für Offshore-Ölbohrplattformen profitieren. Diese Nachfrage wird von der expandieren US-Energieindustrie angeheizt. 31 Prozent des Umsatzes von Dresser-Rand entfallen auf Nordamerika, 25 Prozent auf Europa, der Rest verteilt sich auf die übrige Welt.

Im Juni unterlag Siemens dem US-Rivalen General Electric GE im Bieterkampf um das Energiegeschäft des französischen Gasturbinen-Herstellers Alstom. Auch auf Dresser-Rand hatte GE ein Auge geworfen. Einen Bieterkampf wollte Kaeser zwar nicht völlig ausschließen, er wäre aber "ungewöhnlich", nachdem sich das Dresser-Rand-Management schon für die Siemens-Offerte ausgesprochen hat. Auf einem Aktionärstreffen Anfang nächsten Jahres muss nur mindestens die Hälfte der Aktionäre die Übernahme absegnen. Sollte das der Fall sein, kann sich Siemens Dresser-Rand vollständig einverleiben, erläuterte Kaeser.

Der Siemens-Vorstandsvorsitzende trat auch Kritik entgegen, der Zukauf komme zu spät, weil die Öl- und Gasbranche bereits wieder auf dem absteigenden Ast sei. Wir rechnen mit einem ansteigenden Zyklus ab 2016, sagte Kaeser.

  Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 02 16 AM EDT 09-22-14

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