Mehr Vorsicht für Gesamtjahr

Brenntag übertrifft Erwartungen trotz schwacher Nachfrage leicht - Brenntag-Aktie steigt kräftig

06.11.19 11:55 Uhr

Brenntag übertrifft Erwartungen trotz schwacher Nachfrage  leicht - Brenntag-Aktie steigt kräftig | finanzen.net

Die schwache Weltwirtschaft belastet den Chemikalienhändler Brenntag weiter.

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"Das Marktumfeld hat sich seit Jahresbeginn kontinuierlich eingetrübt", sagte Unternehmenschef Steven Holland laut Mitteilung am Mittwoch. Dieser Abwärtstrend habe im dritten Quartal vor allem das operative Geschäft in den Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) sowie Nordamerika belastet. Momentan erwartet Holland keine Verbesserung des Umfelds, die zu einer höheren Nachfrage für den Rest des Jahres führen könnte. Deshalb erwartet der MDAX-Konzern nun den bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) am unteren Ende der Mitte Juli gesenkten Spanne von Stagnation bis zu einem Wachstum von 4 Prozent.

Im dritten Quartal legte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 262,8 Millionen Euro zu. Das waren zwar 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, allerdings profitiert Brenntag von der erstmaligen Anwendung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 16, da ein Großteil der Leasingaufwendungen nicht mehr im Ergebnis enthalten ist. Bereinigt um diesen Bilanzierungseffekt wäre der Gewinn um knapp vier Prozent gewachsen.

Der Umsatz legte nur dank positiver Währungseffekte um ein Prozent auf 3,25 Milliarden Euro zu. Die Wechselkurseffekte ausgeklammert fielen die Erlöse um 1,4 Prozent. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 128,4 Millionen Euro, knapp 18 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor.

Zum Jahreswechsel wird der Chemikalienhändler einen neuen Chef bekommen. Christian Kohlpaintner soll dann den Vorstandsvorsitz von Steven Holland übernehmen. Kohlpaintner war zuletzt Manager beim Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant und dort unter anderem für die Region Asien zuständig. Brenntag hatte bereits im März angekündigt, dass Noch-Chef Holland von Bord gehen würde. Im Februar 2020 wäre sein Vertrag ausgelaufen, er ist seit acht Jahren an der Unternehmensspitze.

Brenntag ist ein international tätiger Händler von Industrie- und Spezialchemikalien sowie Inhaltsstoffen, der seine mehr als 10.000 Produkte bei den Chemiekonzernen in größeren Mengen einkauft, diese lagert und sie dann in kleineren Mengen verkauft. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen, das mehr als 17.000 Mitarbeiter beschäftigt, über kleinere Übernahmen gewachsen. 2018 setzte es knapp 12,6 Milliarden Euro um und machte nach Steuern einen Gewinn von gut 460 Millionen Euro. Größter Konkurrent ist die US-Firma Univar.

So reagiert die Brenntag-Aktie

Ungeachtet eines etwas vorsichtigeren Jahresausblicks von Brenntag haben die Aktien des Chemikalienhändlers am Mittwoch kräftig Auftrieb erhalten. Bei zeitweise 48,48 Euro erreichten sie den höchsten Stand seit Mitte April, kamen dann allerdings etwas zurück.

Im späteren Vormittagshandel gewannen sie zuletzt 5,5 Prozent auf 47,70 Euro. Mit einem Plus von knapp 27 Prozent seit Jahresbeginn reihen sie sich nun im MDAX in das obere Drittel der 60 Index-Mitglieder ein. Händler und Analysten lobten insbesondere den starken Zufluss freier Barmittel im dritten Quartal.

Ein Händler sprach von insgesamt gemischten Quartalszahlen, erwähnte aber das besser als erwartete Ergebnis positiv. Dass Brenntag nun mit einem operativen Jahresergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) am unteren Ende seiner zuvor angegebenen Zielspanne rechnet, habe indes nicht überrascht. Vor Börsenstart hatte der Händler daher noch empfohlen, die Aktie zu kaufen, falls es abwärts gehen sollte.

Analyst Matija Gergolet von Goldman Sachs hob ebenfalls das unerwartet starke operative Quartalsergebnis (Ebitda) hervor und betonte zugleich den Anteil der Bruttogewinnmargen an diesem Plus. Den etwas zusammengezurrten Ausblick sah auch er nicht als überraschend an.

Letztlich signalisiere Brenntag mit der Aussage eines nun am unteren Ende der Spanne liegenden Ebitda-Wachstums ein operatives Ebitda von 995 bis 1005 Millionen Euro. Das wiederum entspreche der durchschnittlichen Analystenschätzung von 999 Millionen Euro und auch seiner, die bei 1004 Millionen Euro liege. "Alles in allem leicht positiv" lautet daher die Bewertung von Gergolet.

Chetan Udeshi von JPMorgan verwies auf die bei 999 Millionen Euro liegende Konsensschätzung. Dies bedeutet dem Experten zufolge für das vierte Quartal ein um rund 11 Prozent rückläufiges Ebitda im Vergleich zum dritten Jahresviertel. "Das wäre aber ein deutlich höherer Rückgang gegenüber den vorangegangenen vierten Quartalen, der im Mittel bei 2,5 Prozent lag." Daher sieht Udeshi nun sogar Spielraum nach oben für das angelaufene Schlussjahresviertel und die Konsensschätzung.

/mne/kro/mis

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