UniCredit-Aktie gibt nach: UniCredit mit Milliardenminus im Corona-Jahr - 2021 soll wieder besser werden
Die italienische HVB-Mutter UniCredit rechnet nach einem Milliardenverlust im von Corona geprägten Jahr wieder mit besseren Geschäften.
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UniCredit-Sanierer Jean Pierre Mustier verabschiedet sich mit einem unerwartet hohen Jahresverlust. Zum Abschied des Franzosen, der die zweitgrößte Bank Italiens in den vergangenen Jahren saniert hatte, beseitigte der Mutterkonzern der deutschen HVB Altlasten in der Bilanz. So korrigierte sie den Wert der Investmentbank um fast 900 Millionen Euro nach unten. Zusammen mit den Kosten für den zuletzt verschärften Sparkurs und einer erhöhten Risikovorsorge für Kreditausfälle führte dies im Corona-Jahr zu einem Verlust in Milliardenhöhe.
An der Börse wurden die Nachrichten mit Enttäuschung aufgenommen. Der Kurs der UniCredit-Aktie gibt am Donnerstag in Mailand zuletzt 3,05 Prozent auf 8,44 Euro nach. Seit die Corona-Krise die Wirtschaft und die Finanzmärkte vor knapp einem Jahr voll erfasst hat, hat das Papier rund 40 Prozent an Wert eingebüßt.
2020 fiel einschließlich aller Kosten für den Konzernumbau und Abschreibungen ein Verlust von knapp 2,8 Milliarden Euro an, wie die Bank am Mittwochabend in Mailand mitteilte. Im Vorjahr zuvor hatte hier ein Gewinn von 3,4 Milliarden Euro gestanden. Das Minus fiel höher aus, als Experten erwartet hatten. Sondereffekte herausgerechnet brach der Gewinn um 73 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro ein. Damit fiel dieser Wert besser aus, als das Management erwartet hatte.
Im laufenden Jahr soll das bereinigte Nettoergebnis auch dank eines verschärften Sparkurses auf mindestens drei Milliarden Euro steigen. Mustier hatte für 2021 zuletzt ein bereinigtes Ergebnis von 3 bis 3,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Erreicht werden soll der Gewinnanstieg unter anderem mit leicht anziehenden Erträgen und sinkenden Kosten. Im vergangenen Jahr waren die Erträge um neun Prozent auf gut 17 Milliarden Euro eingebrochen.
Die Kosten gingen hingegen nur um rund ein Prozent auf 9,8 Milliarden Euro zurück und konnten den Ertragsrückgang nicht kompensieren. Deutlich erhöhen musste die Bank unterdessen die Risikovorsorge für Kreditausfälle - und zwar um fast die Hälfte auf fünf Milliarden Euro. Grund dafür sind die Folgen der Corona-Pandemie, die viele Unternehmen in Bedrängnis bringen und damit auch die Rückzahlung vieler Kredite gefährden.
Neues gab es am Mittwochabend auch zum anstehenden Chefwechsel. Mustier geht sofort und nicht erst im April. Bis der neue Chef kommt, rückt mit Ranieri de Marchis ein Interimsmanager an die Spitze der Bank. Mustier hatte seinen Rückzug zuvor bis spätestens zum April angekündigt und den Schritt mit Differenzen zwischen ihm und dem Verwaltungsrat begründet.
Berichten zufolge sollen sein harter Sanierungskurs mit weiteren Filialschließungen und Stellenstreichungen auf zunehmenden Widerstand gestoßen sein. Zudem stand er Übernahmen skeptisch gegenüber. Einige Verwaltungsratsmitglieder befürworten offenbar eine Übernahme der verstaatlichten Krisenbank Monte dei Paschi di Siena.
Seit Ende Januar steht auch Mustiers Nachfolger fest. Künftig soll der Ex-UBS-Investmentbanker Andrea Orcel das Institut leiten. Er gilt als erfahrener und gefragter Bankmanager. 2018 hatte der gebürtige Italiener seinen Job bei der schweizerischen UBS quittiert und sich Hoffnungen auf den Chefposten bei der Banco Santander gemacht. Die Spanier zogen ihr Angebot dann aber überraschend zurück.
Mustiers Bilanz am Kapitalmarkt sieht gemischt aus. Der Aktienkurs hat seit seinem Amtsantritt im Juli 2016 rund sieben Prozent eingebüßt. Immerhin konnte er damit den Verfall der Vorjahre stoppen. Die UniCredit-Papiere zählen zu den größten Verlierern seit der Finanzkrise Ende des vergangenen Jahrzehnts. Für Anleger waren die Aktien mit einem Minus von 96 Prozent praktisch ein Totalverlust.
Trotz mehrerer milliardenschwerer Kapitalerhöhungen in den vergangenen Jahren, mit denen die Bank vor dem Untergang bewahrt wurde, kommt die UniCredit nur auf eine Marktkapitalisierung von rund 19 Milliarden Euro und gehört damit nicht mehr zu den wertvollsten Banken der Eurozone. Vor der Finanzkrise hatte die UniCredit unter anderem wegen der Übernahme der deutschen HVB noch zur Creme de la Creme der Branche gezählt.
Die Italiener hatten die HVB im Jahr 2005 für rund 15 Milliarden Euro in eigenen Aktien übernommen. Dies war die bis dahin größte grenzüberschreitende Bankenfusion innerhalb Europas. Seitdem wird die HVB von der UniCredit immer wieder zurechtgestutzt. Im vergangenen Jahr gingen die Erträge im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland weiter leicht zurück. Der Gewinn brach wegen der Corona-Folgen ein.
/zb/he
MAILAND (dpa-AFX)
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