Evonik-Aktie in Rot: Evonik restrukturiert Division TI und verschlankt Verwaltung
Evonik will die Division Technology & Infrastructure (TI) kurzfristig restrukturieren, um die Ressourcen zu fokussieren.
Im kapitalintensiven Infrastrukturbereich sollen unter Umständen externe Investoren einsteigen oder Bereiche verkauft werden können. Auch soll die Verwaltung verschlankt werden. Die Maßnahmen sollen teilweise bis Ende 2024 bzw bis Ende 2025 umgesetzt werden, in der Verwaltung bis 2026, teilte der im MDAX notierte Essener Spezialchemiekonzern mit.
Dabei gelte weiter die Zusage zum "grundsätzlichen Verbleib der TI im Konzern bis Mitte 2027". Nicht angetastet werde in diesem Zusammenhang der Schutz vor betriebsbedingten Beendigungskündigungen bei Evonik in Deutschland bis Ende 2032. Dieser "bleibt bestehen" und gilt sowohl für die Neuaufstellung der TI, als auch für das Programm Evonik Tailor Made, das die Organisationsstruktur effizienter aufstellen will. Der Bereich TI hat einem Unternehmenssprecher zufolge fast 8.000 Beschäftigte. Das Projekt sei eine Umstrukturierung, kein Stellenabbauprogramm, für eine Einschätzung der Kosten sei es zu früh, so der Sprecher. Der Aufsichtsrat habe Ende vergangener Woche die entsprechenden Beschlüsse gefasst.
Im Einzelnen soll bis Ende 2024 die Division in standortübergreifende Technologie- und standortbezogene Infrastruktur-Aktivitäten getrennt werden. Im zweiten Halbjahr 2025 sollen dann die Infrastruktur-Einheiten an den Standorten Marl, Wesseling und Antwerpen in legal eigenständige Einheiten überführt werden.
Die Technologie-Aktivitäten in den Bereichen Verfahrenstechnik und Engineering sollen künftig "global und standortunabhängig gebündelt und innerhalb der Division TI funktional eigenständig aufgestellt werden". Dort sowie in den Bereichen Strategische Energiewirtschaft und Digitalisierung der Produktion verfüge Evonik über "einzigartiges fachliches Know-how", was den Konzern von der Konkurrenz absetzt.
Die Infrastruktur-Aktivitäten hingegen sind standortgebunden, sie sollen an den drei Standorten Marl, Antwerpen und Wesseling bis Ende 2025 in eigenständigen Gesellschaften bzw "lokal gesteuerte Profit Center" überführt werden. Dadurch sollen sie effizienter werden und mit individuell maßgeschneiderten Strategien mehr "Handlungsfähigkeit für die eigene strategische Weiterentwicklung" in die Hand bekommen. Evonik werde "ergebnisoffen prüfen, welche individuellen Modelle jedem einzelnen Standort die besten Finanzierungsmöglichkeiten bieten". Vom vollständigen Verbleib im Konzern über Partnerschafts- und Joint-Venture-Modelle bis zur Abgabe würden alle Optionen geprüft.
In der Verwaltung startet am 1. Oktober das interne Programm "Evonik Tailor Made". Im kommenden Jahr sollen "deutlich schlankere Strukturen entworfen und umgesetzt werden, basierend auf der umfassenden Analyse der Strukturen ab Oktober".
"Evonik verfügt über sehr viele Organisationseinheiten, eine vergleichsweise geringe Führungsspanne und komplizierte Matrix-Strukturen", sagt Vorstandschef Christian Kullmann. "Das ist zu komplex und zu teuer. Daher werden wir die Verwaltung auf einem weißen Blatt Papier neu skizzieren und maßgeschneidert darauf fokussieren, unseren operativen Geschäften zu dienen."
Via XETRA gibt die Evonik-Aktie zeitweise 2,44 Prozent auf 17,39 Euro ab.
Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)
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