GRENKE weist Vorwürfe von Viceroy zurück - BaFin ermittelt - Leerverkäufer Perring stellt mehr Fragen -- GRENKE-Aktie bricht 40 Prozent ein
Der Leasinganbieter GRENKE hat die schwerwiegenden Anschuldigungen eines Short-Sellers zurückgewiesen.
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Der Bericht von Viceroy Research "enthält Unterstellungen, die GRENKEauf das Schärfste zurückweist", heißt es in der Mitteilung des MDAX-Konzerns. GRENKE behalte sich rechtliche Schritte vor und werde diese entsprechend in die Wege leiten.
Die Vorwürfe gegen GRENKE hatten am Dienstag zu einem Kursrutsch der Aktie geführt. In der Spitze betrug das Minus knapp 28 Prozent, den Handel beendete das Papier mit einem Abschlag von knapp einem Fünftel.
Nach Ansicht von Viceroy Research ist die GRENKE-Aktie "uninvestierbar wegen unverhohlenen Betrugs in der Buchführung". Darunter seien Dutzende Transaktionen mit nicht angegebenen verbundenen Gesellschaften. Die internen Kontrollen fehlten bei GRENKE komplett, so Viceroy.
GRENKE weist die Anschuldigungen zurück. Ein zentraler Vorwurf laute, dass von den im Halbjahresfinanzbericht 2020 ausgewiesenen 1.078 Millionen Euro an liquiden Mitteln ein substanzieller Anteil nicht existiere. "Dies ist nachweislich falsch", so GRENKE. 849 Millionen Euro, also fast 80 Prozent der liquiden Mittel, befänden sich zum 30.06.2020 auf Konten der Deutschen Bundesbank - wie im Halbjahresfinanzbericht veröffentlicht. "Per heute beträgt das Guthaben bei der Bundesbank 761 Millionen Euro", so das Unternehmen. GRENKE bereite derzeit eine "ausführliche Replik" auch zu weiteren Anschuldigungen vor.
Hinter Viceroy Research steckt der britische Investor Fraser Perring, der unter anderem bei Wirecard engagiert war. Dort hatte er bereits 2016, damals noch mit seinem Partner Matthew Earl unter dem Namen "Zatarra Research & Investigations", vor Unregelmäßigkeiten gewarnt. Wirecard musste im Juni diesen Jahres Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingestehen und kurz darauf Insolvenz anmelden.
BaFin ermittelt in alle Richtungen
Die Finanzaufsicht Bafin hat nach dem Bekanntwerden von Betrugsvorwürfen eines spekulativen Anlegers gegen das Leasingunternehmen Grenke umgehend reagiert und Ermittlungen in alle Richtungen eingeleitet. Eine Sprecherin bestätigte, dass zum einen untersucht werde, ob es Marktmanipulationen durch unrichtige Informationen zur Bilanzierung gegeben habe. Zum anderen werde einer möglichen Marktmanipulation in Form von Leerverkäufen nachgegangen.
Damit nimmt die Behörde sowohl das Unternehmen als auch den Investor Fraser Perring ins Visier. Der hatte mit geliehenen Aktien auf einen Kurssturz der Grenke-Aktie gewettet, den ein umfangreicher Bericht seiner Researchfirma Viceroy mit Vorwürfen gegen das Unternehmen am Dienstag auch auslöste. Überdies prüft die BaFin, ob es vor dem Erscheinen des Berichts zu Insiderhandel gekommen ist. Bis ein Ergebnis vorliege, dürften einige Wochen ins Land gehen, sagte die Sprecherin.
Die BaFin habe direkt auf die in dem Bericht genannten Vorwürfe reagiert.
GRENKE-Leerverkäufer Fraser Perring stellt weitere Fragen
Der britische Leerverkäufer Fraser Perring hat seine Manipulationsvorwürfe gegen den Leasingspezialisten GRENKE nach dessen scharfer Zurückweisung mit weiteren Fragen untermauert. Auf Schlüsselfragen sei das MDAX-Unternehmen bislang nicht eingegangen, heißt es in einem neuen, sechsseitigen Papier.
So habe GRENKE den Vorwurf nicht widerlegt, dass Geschäfte mit zwei verbundenen Gesellschaften gemacht worden seien, schreibt Viceroy Research im Auftrag des Investors.
Auch den Vorwurf, ein erheblicher Teil der ausgewiesenen liquiden Mittel existiere nicht, hält Fraser Perring aufrecht. Zu den Grenke-Äußerung, es gebe Guthaben von mehr 850 Millionen Euro bei der Bundesbank, heißt es in dem Schreiben, das bestreite man nicht. Allerdings habe GRENKE nicht erwähnt, dass rund 60 Prozent des Geldes Kundeneinlagen und damit nicht eigene Mittel seien.
Mögliche Whistleblower ermuntert Viceroy, ihr Wissen über mögliche Verfehlungen mitzuteilen und bietet sich dazu auch als Mittelsmann an.
Ministerium: Bafin nutzt im Fall Grenke alle rechtlich verfügbaren Instrumente
Die Finanzaufsicht Bafin wird nach Angaben des Bundesfinanzministeriums im Fall von nun bekannt gewordenen Betrugsvorwürfen eines spekulativen Anlegers gegen das Leasingunternehmen GRENKE "alle ihr rechtlich zur Verfügung stehenden Instrumente" zur Aufklärung nutzen. Das betonte ein Ministeriumssprecher bei einer Pressekonferenz in Berlin.
"Die Bafin ist die zuständige Aufsichtsbehörde, die ist dran", sagte Ministeriumssprecher Christoph Kuhn auf die Frage, ob sich das Ministerium einschalten werde. Er betonte, die GRENKE AG sei ein Finanzdienstleistungsunternehmen und werde schon von der Bafin beaufsichtigt. Entsprechend werde die Bafin ihre Erkenntnisse aus der laufenden Aufsicht sowie sämtliche ihr zur Verfügung stehenden Instrumente zur Prüfung der Vorwürfe nutzen.
Die Möglichkeiten umfassten unter anderem die Veranlassung einer aufsichtsrechtlichen Sonderprüfung. Dies schließe auch die Untersuchung etwaiger geldwäscherechtlicher Verstöße und die Möglichkeit einer Bilanzprüfung zu möglichen Verstößen gegen Bilanzierungsvorschriften ein, sagte er.
D
Dementi beruhigt GRENKE-Anleger nicht
Auch ein Dementi der Vorwürfe durch den selbsternannten Researchdienst Viceroy Research hat die Anleger nicht beruhigt. Die Short-Attacke setzte sich zur Wochenmitte fort und ging damit auf einen neuen Tiefststand seit 2014 abwärts. Bis zum Börsenende fiel die Aktie um 40,19 Prozent auf 26,70 Euro. Seit Montagabend ist der Kurs damit schon um etwa die Hälfte abgesackt.
FRANKFURT (Dow Jones)
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