Erneuter Kursrutsch an US-Börsen: US-Anleihen mit deutlichen Kursverlusten - Zehnjahreszins auf langjährigem Hoch
Die US-Börsen sind am Montag angesichts zunehmender Zins- und Rezessionssorgen weiter abgesackt.
Im Montagshandel ging es für den Leitindex Dow Jones um 2,79 Prozent auf 30.518,06 Punkte nach unten. Techwerte rutschten noch deutlicher ab, der NASDAQ Composite erreichte zeitweise den tiefsten Stand seit November 2020 fiel um 4,68 Prozent auf 10.809,23 Punkte. "In New York geht die Angst um, dass nun auch großkapitalisierte Technologieaktien wie Tesla und Apple, die aus technischer Sicht bislang noch keine Trendwendeformation ausgebildet haben, ebenso drehen", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets die Entwicklung.
"Die Marktteilnehmer bleiben weiterhin sehr nervös, weil sich neben der Inflationsdynamik zusätzlich ein Konsumrückgang abzeichnet. Das würde die Wirtschaft doppelt treffen und zu Konjunkturrückgängen führen", sagte Andreas Lipkow von der Comdirect. Zudem stoße das erneut aufkeimende Covid-Thema in China auf blanke Nerven bei den Investoren. Es gebe derzeit einfach zu viele Risikoherde und wenig Aussichten auf Erleichterungen.
Für die JPMorgan-Strategen um Marko Kolanovic hingegen preisen die jüngsten Verluste sowie der "Ausverkauf" bei den Krypto-Währungen ein Rezessionsrisiko schon mehr als angemessen ein. Sie setzen auf einen immer noch starken Konsum, eine Befreiung der Wirtschaft von den Restriktionen der Corona-Pandemie und wirtschaftliche Stimulierungsmaßnahmen in China. Anlegern raten sie, vor allem auf Titel mit nun vergleichsweise niedrigen Bewertungen wie die besonders innovativer Unternehmen, Firmen mit einem starken Engagement in China, kleinere Unternehmen und Biotech zu setzen.
Zinsen am Anleihenmarkt deutlich gestiegen
Die Zinsen am US-Anleihemarkt sind am Montag weiter kräftig gestiegen. Zuletzt lag die Rendite für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren bei 3,41 Prozent, was den höchsten Stand seit über elf Jahren bedeutet. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) sackte im Gegenzug um 1,4 Prozent auf 115,17 Punkte ab.
Auftrieb bekommen die Zinsen seit Wochen von der Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Sie kämpft gegen die Inflation, die zuletzt auf einen 40-jährigen Höchststand gestiegen ist. Am Mittwoch dürfte deshalb der US-Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr angehoben werden. Zum zweiten Mal hintereinander wird mit einem größeren Schritt von 0,5 Prozentpunkten gerechnet. Vereinzelt schließen Bankanalysten auch einen noch größeren Schritt etwa um 0,75 Punkte nicht aus.
"Die jüngste Kombination aus Zinswendesignal seitens der EZB und neuerlichem Anstieg der US-Inflation stürzt die Rentenmärkte in immer neue Turbulenzen", schrieb Anleiheexperte Elmar Völker von der Landesbank LBBW. Die aktuelle US-Zehnjahresrendite "markiert einen neuerlichen Höhepunkt der wiederholten Ausverkaufswellen".
Völker warnte davor, die psychologische Wirkung dieser Entwicklung zu unterschätzen. Denn erstmals seit Jahrzehnten liege die US-Benchmarkrendite über dem Höchststand des vorherigen Zinszyklus. "Die Folge fallender Zinshochpunkte, die ein wesentliches Merkmal des jahrzehntelangen Zinsabwärtstrends darstellte, ist nunmehr durchbrochen - mithin wachsen auch die Anzeichen überdeutlich, dass der langfristige Zinsabwärtstrend selbst Geschichte ist."
NEW YORK (dpa-AFX)
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