DAX: 2010 kommt der Bärenmarkt
Pünktlich zum Jahresfest zeigt sich der DAX noch mal fest. Doch Vorsicht: Die Markttechnik verschlechtert sich, die Zeichen stehen auf Korrektur.
von Joachim Spiering, €uro am Sonntag
Die Weihnachtszeit ist ja eine Zeit der Besinnung respektive Rückbesinnung. Das gilt auch für Anleger, die zum Jahresende noch mal ihre Depots nach den Tops und Flops des Jahres 2009 durchforsten. Die meisten werden eher enttäuscht zurückblicken. Obwohl wir eines der besten DAX-Jahre überhaupt erleben, profitieren davon nur sehr wenige Anleger. Der Schock aus dem Vorjahr und die kräftigen Verluste zu Jahresbeginn führten zu einem massiven Verlust an Vertrauen und Selbstbewusstsein. So machte kaum ein Anleger die seit März laufende Rally mit.
Wer dennoch auf schönen Buchgewinnen sitzt, sollte sich selbst ein Geschenk machen und diese realisieren. Trotz historisch niedriger Zinsen und dem vielen Cash auf den Konten spricht viel für eine baldige Korrektur. Dass der DAX vergangene Woche ein neues Jahreshoch markiert hat, bedeutet nichts. Anleger sollten sich davon nicht blenden lassen.
2009 war ein so gutes Börsenjahr, weil die Rezession überwunden wurde, etliche Unternehmen aufgrund von Kostensenkungen höhere Gewinne schrieben als erwartet (bei niedrigeren Umsätzen!), und die Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen gestützt wurde, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. 2010 wird das Jahr, in dem sich entscheidet: Lebt das zarte Pflänzchen Aufschwung wieder fast von allein und muss nur ein wenig gegossen werden? Oder braucht es permanenten Superdünger (der auf die Dauer nicht zu bezahlen ist)? Sobald nur erste Zweifel auftauchen, wird es an den Aktienmärkten runter- gehen. Da nützen auch die Milliardensummen nichts, die renditeträchtig angelegt werden wollen. Im Übrigen: Seit Wochen wird von vielen Börsianern fast gebetsmühlenartig eine Jahresendrally vorausgesagt. Immer mit dem Argument, dass ja ach so viel Geld auf der Suche nach Rendite sei und deshalb die Kurse antreiben werde. Und was ist passiert? Nichts. Der Markt bewegt sich seit drei Monaten de facto seitwärts. Und das bei sehr niedrigen Umsätzen. Mit anderen Worten: Die großen Anleger trauen dem Frieden nicht und gehen eben nicht in den Aktienmarkt. Zu Recht. Nicht umsonst will die US-Notenbank die Nullzinspolitik noch über einen „längeren Zeitraum“ beibehalten.
Der technische Analyst Klaus Deppermann von der BHF-Bank hat in diesem Zusammenhang auf zwei interessante Faktoren hingewiesen. Sowohl der Euro-Verfall als auch die aktuelle Schwäche der Bankaktien seien meist Vorboten für niedrigere Aktienkurse. Bedenklich ist zudem der enttäuschende FedEx-Ausblick. Die Zahlen des US-Paketdienstleisters sind meines Erachtens einer der besten Frühindikatoren, die es gibt.
Insofern dürfte es nicht schaden, sich mittelfristig auf der Short-Seite zu positionieren. Beispielsweise mit Reverse-Bonuszertifikaten, die einen ausreichenden Puffer nach oben lassen. Sodass zumindest der Start ins Jahr 2010 erfolgreich wird.