Börse Frankfurt leidet unter durchwachsenen ZEW-Daten: DAX geht niedriger in den Feierabend
Nach dem positiven Wochenstart fiel der deutsche Aktienmarkt am Dienstag wieder etwas zurück.
Der DAX startete mit einem Mini-Plus in den Handel. Im weiteren Verlauf gab er jedoch nach und beendete die Sitzung 0,54 Prozent niedriger bei 15.715,53 Zählern. Für Marktbeobachter waren die heutigen Kursverluste schlüssig, sie hatten in den beiden vergangenen Erholungstagen im DAX ohnehin nur eine technische Gegenbewegung gesehen.
Anleger bleiben vor EZB-Sitzung vorsichtig
Inflationsdaten aus den USA morgen, die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag und zum Wochenschluss der große Verfall an den Terminbörsen - "da könnte jedes Engagement am Aktienmarkt verfrüht sein", fasste Jürgen Molnar von Robomarkets die Beweggründe für die Vorsicht der Anleger zusammen.
Aktuell bleibe am Markt Zurückhaltung "das Motto der Stunde", schrieb auch Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die Angst, jetzt Positionen einzugehen und am Donnerstag zum Leitzinsentscheid auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, sei riesig. Die Investoren rätseln derzeit, ob die Währungshüter einen weiteren Zinsschritt ankündigen oder eine Pause einlegen werden.
Mehrheitlich gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass die EZB die Zinsen unverändert lassen und trotz der weiter zu hohen Inflation nicht erhöhen wird. Mit Blick auf die US-Notenbank und deren Zinsbeschluss in der kommenden Woche wird ebenfalls mit unveränderten Zinsen gerechnet. Beide Notenbanken haben mehrfach betont, insbesondere datenabhängig zu entscheiden. Die Datenlage in der Eurozone spricht inflationsseitig zwar eher für eine Zinserhöhung, nicht aber, was die Konjunktur betrifft.
ZEW-Daten fallen gemischt aus
Vor diesem Hintergrund rückten hierzulande die ZEW-Konjunkturdaten besonders in den Blick. Das Barometer zur Einschätzung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten stieg überraschend um 0,9 Punkte auf minus 11,4 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Allerdings fiel das Barometer zur Einschätzung der aktuellen Lage stärker als erwartet um 8,1 auf minus 79,4 Punkte. "So schlechte Werte wurden bisher nur in den ganz großen Krisen wie COVID, Finanzkrise, Platzen der Dot.com Blase, et cetera erreicht", konstatierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Eine schnelle und steile wirtschaftliche Erholung bleibt damit leider ein unwahrscheinliches Szenario."
"Der Saldo der Konjunkturerwartungen ist zwar gestiegen, er liegt aber weiterhin im negativen Bereich und so bleibt die konjunkturelle Perspektive getrübt", kommentierten die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Zudem seien die Lageeinschätzungen schwächer ausgefallen. Mit Blick auf den EZB-Entscheid bleibe es daher wohl weiter bei einem engen Rennen - dieser gilt derzeit als besonders großer Unsicherheitsfaktor am Markt: Unklar ist, ob die europäischen Währungshüter erneut an der Zinsschraube drehen oder eine Pause im Erhöhungszyklus einlegen.
Redaktion finanzen.net / dpa (AFX) / Dow Jones Newswires / Reuters
Weitere News
Bildquellen: Sebastian Kaulitzki / Shutterstock.com