US-Notenbank bestätigt Leitzinsen: Zwei Zinsanhebungen bis Ende 2023 signalisiert - Diskussion über Wertpapierkäufe hat begonnen
Die US-Notenbank Federal Reserve setzt ihre extrem lockere Geldpolitik angesichts fortdauernder Corona-Gefahren fort.
Trotz hoher Inflation und einer starken Erholung der US-Wirtschaft von der Corona-Krise setzt die Notenbank Fed ihre extrem lockere Geldpolitik fort. Die Währungshüter beließen die US-Leitzinsen am Mittwoch (Ortszeit) in einer rekordniedrigen Spanne von null bis 0,25 Prozent. Auch ihre konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im Wert von 120 Milliarden Dollar pro Monat setzt die Fed vorerst unverändert vor. Doch die Notenbank beginnt langsam, die Finanzmärkte auf ein absehbares Ende der Geldflut einzustellen.
So signalisieren die Prognosen der Währungshüter die Zinswende nun schon für 2023 - bislang hatten die Notenbanker erst im Jahr darauf damit gerechnet. Die Fed-Vertreter haben zudem die Diskussion über eine Anpassung der milliardenschweren Anleihekäufe begonnen, mit denen sie versuchen, das Wirtschaftswachstum zusätzlich anzuschieben. Bei Anlegern kam die Aussicht auf eine Drosselung dieser Geldspritzen und steigende Zinsen nicht gut an. US-Staatsanleihen gerieten erheblich unter Druck und der Aktienmarkt rutschte weiter ins Minus.
"Die Fed vollzog heute einen Wandel", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Es sei klar, dass die Notenbank den Weg aus der expansiven Geldpolitik suche. "Die Inflationsraten klettern höher als ursprünglich zu erwarten war." Tatsächlich legte die Teuerung in den USA zuletzt rasant zu. Im April lag die Inflationsrate bei 4,2 Prozent und im Mai bei 5,0 Prozent. Die Notenbanker sehen aber weiter kein Risiko, dass die Teuerung ausufert und betrachten den Preisauftrieb als vorübergehendes Phänomen.
Fed-Chef Jerome Powell machte bei einer Pressekonferenz deutlich, dass sich aus den Prognosen der Notenbanker kein fester Zeitplan für Zinserhöhungen ableiten lasse. Auch beim Anleihekaufprogramm gebe es kein klares Timing. Die Fed werde die Märkte so gut und behutsam wie möglich auf Anpassungen vorbereiten. Trotz des starken Jobaufbaus seit dem Einbruch des Arbeitsmarkts zu Beginn der Pandemie seien die USA noch deutlich vom Ziel der Vollbeschäftigung entfernt. Die Fed wolle weitere Fortschritte sehen, bevor sie die Zügel anziehe.
"Trotz der sich abzeichnenden Straffung des Zeitplans für den Exit setzt die Fed weiterhin darauf, dass sie es doch relativ langsam angehen kann", erklärte Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. Dies sei aber nur dann realistisch, wenn die Notenbank mit ihrer Einschätzung Recht behalte, dass die aktuell höhere Inflation von Sonderfaktoren getrieben werde und sich im nächsten Jahr wieder beruhige. "Dieser Ausblick ist damit die große Wette der Fed."
Die Notenbanker hoben nicht nur ihre Zinsprognosen an, auch ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation fielen teilweise höher aus. So rechnet die Fed für dieses Jahr jetzt mit einem Wirtschaftswachstum um 7,0 Prozent anstatt der bisher angenommenen 6,5 Prozent. Die fortschreitende Impfkampagne habe die Ausbreitung der Corona-Pandemie gebremst. Der Inflationsausblick für 2021 stieg kräftig von 2,4 Prozent auf 3,4 Prozent. Im kommenden Jahr erwartet die Fed aber eine starke Abschwächung auf 2,1 Prozent.
US-Notenbank erhöht Zinssatz für Überschussreserven
Die Federal Reserve hat den Zins für Überschussreserven (IOER) von Banken um 5 Basispunkte auf 0,15 Prozent erhöht. Zudem stieg der Reverse-Repo-Satz um ebenfalls 5 Punkte auf 0,05 Prozent. Die Zentralbank hat schon früher technische Anpassungen am IOER vorgenommen, um den Leitzins in der Mitte des Zielbereichs zu halten. Die jüngste Änderung kommt in einem Umfeld, in dem die Zentralbank angesichts einer schnell wachsenden Wirtschaft sich anschickt, die aggressiven Stimulierungsmaßnahmen, die sie der Wirtschaft zur Verfügung stellt, zu reduzieren.
US-Notenbankchef: Diskussion über Wertpapierkäufe hat begonnen
Die US-Notenbank Fed denkt offenbar stärker darüber nach, ihre extrem lockere Geldpolitik etwas zurückzufahren. Eine entsprechende Debatte darüber habe begonnen, sagte Fed-Chef Jerome Powell nach der zweitägigen Zinssitzung der Fed am Mittwoch. Konkret geht es darum, wann die Fed ihre regelmäßigen Geldspritzen zur Stützung der Wirtschaft zurückschrauben will. Derzeit kauft sie jeden Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 120 Milliarden US-Dollar.
Konkret wurde Powell jedoch nicht. Offenbar steht der Diskussionsprozess noch am Anfang. Sinngemäß sagte der Fed-Chef, wenn man so wolle, habe man darüber gesprochen, dass man über die Thematik sprechen wolle. Mit derart vorsichtigen Formulierungen dürfte Powell versuchen, panikartige Reaktion an den Finanzmärkten zu vermeiden. Noch gut in Erinnerung sind die starken Marktturbulenzen aus dem Jahr 2013, als der damalige Fed-Chef Ben Bernanke eine Rückführung von Wertpapierkäufen andeutete.
WASHINGTON (dpa-AFX / Dow Jones)
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