Siemens Gamesa- und Siemens Energy-Aktien schließen dennoch mit Kurssprung: Siemens Gamesa rechnet mit Umsatzrückgang
Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa rechnet auch im neuen Geschäftsjahr mit Problemen in der Lieferkette sowie der Logistik.
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Wegen des schwierigen Umfelds geht die Tochter des DAX-Konzerns Siemens Energy im Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) von einem Umsatzrückgang aus. Dagegen dürfte die operative Marge wieder positiv ausfallen.
Wie Siemens Gamesa bereits am Freitagabend mitteilte, soll der Umsatz im Geschäftsjahr 2021/22 zwischen 2 und 7 Prozent sinken. Die Marge gemessen am bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sieht der Konzern bei 1 bis 4 Prozent und damit anders als zuletzt im positiven Bereich. Das Analysehaus Jefferies nannte den erwarteten Erlösrückgang am Freitag zunächst eine "negative Überraschung".
Konzernchef Andreas Nauen ging in einer Telefonkonferenz für Analysten davon aus, dass im neuen Geschäftsjahr der Höhepunkt zumindest der hohen Rohstoff- und Frachtkosten erreicht werden dürfte. Der Zeitpunkt einer Normalisierung sei jedoch unsicher. Durch die Störungen in der Lieferkette bestehe zudem weiter die Gefahr, dass es auch bei den Auslieferungen zu Verzögerungen kommen könne.
Siemens Gamesa bekam die Lieferkettenprobleme im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 auch im letzten Quartal zu spüren: Die Engpässe von bestimmten Komponenten, Projektverschiebungen, Logistikprobleme und hohe Transport-, Rohstoff- und Energiekosten lasteten auf dem Ergebnis. Dazu kamen höhere Anlaufkosten für eine neue Turbine für Landanlagen.
Dies führte zu einem um Sondereffekte wie Umbaukosten bereinigten operativen Verlust (Ebit) von 96 Millionen Euro für 2020/21, die entsprechende Marge betrug minus 0,9 Prozent. Allein im vierten Quartal lag der bereinigte operative Verlust bei 177 Millionen Euro. Unter dem Strich summierte sich der Fehlbetrag im vergangenen Geschäftsjahr auf 627 Millionen Euro, nach einem Minus von 918 Millionen Euro im Vorjahr.
Der Umsatz stieg hingegen um 7,5 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro, wobei der Erlös im letzten Quartal leicht gesunken ist. Dies lag vor allem an niedrigeren Umsätzen mit dem Geschäft mit Landwindanlagen (Onshore). Die Umsätze mit Meeresanlagen (Offshore) blieben hingegen nahezu stabil.
Bei der operativen Marge erreichte Siemens Gamesa das untere Ende der im Sommer gesenkten Prognosespanne. Der Umsatz lag genau im Rahmen des zuletzt vom Unternehmen ausgerufenen Ziels.
Dabei kann Siemens Gamesa weiter auf ein volles Auftragsbuch zurückgreifen. Im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 stieg der Auftragsbestand um knapp acht Prozent auf 32,5 Milliarden Euro, davon stammt gut die Hälfte aus dem Servicegeschäft. Der Auftragseingang ging hingegen um 17 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro zurück. Das lag an einem schwächeren Onshore-Geschäft, das seit Jahren das Sorgenkind von Siemens Gamesa ist.
So wirkten sich die Probleme beim Hochlauf der neuen Windturbine 5.X negativ aus. Dazu kommt, dass der Konzern zugunsten der Rendite auf Volumen verzichtet und keine margenschwächeren Aufträge mehr annehmen will. Im vierten Quartal konnte das Unternehmen hingegen insgesamt wieder mehr Aufträge einwerben. Aber auch hier blieb das Onshore-Geschäft hinter dem Vorjahr zurück.
Wie bereits im Sommer angedeutet, verschob der Konzern jetzt auch seine mittelfristigen Renditeziele. Die in Aussicht gestellte bereinigte operative Marge von 8 bis 10 Prozent soll nun 2024/25 erreicht werden, zwei Jahre später als zunächst geplant.
Konzernchef Nauen geht zudem davon aus, dass nach eher stagnierenden Installationen bis 2024 das Geschäft mit Windanlagen danach wieder kräftig anziehen wird, da die Energiebranche eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung und bei dem Erreichen der Klimaziele der Regierungen spielen dürfte. Vor allem die Kapazitäten im renditeträchtigen Offshore-Geschäft sieht er dabei massiv wachsen.
Siemens Gamesa- und Siemens Energy-Aktien legen zu
Die Aktien von Siemens Energy und deren Windkraft-Tochter Siemens Gamesa haben am Montag einen Erholungskurs eingeschlagen. Positive Analystenstimmen zu Siemens Gamesa stützten. So sehen Goldman Sachs und JPMorgan einiges Positive in den auf den ersten Blick verhalten wirkenden Jahreszielen 2021/22. Diese hatten die Spanier auf der Telefonkonferenz am Freitag näher vorgestellt. Anfang November noch waren die Aktien der beiden Abspaltungen aus dem Siemens-Konzern kräftig unter Druck geraten, nachdem Siemens-Gamesa-Konkurrentin Vestas Wind den Markt enttäuscht hatte.
Die Papiere des Energietechnik-Unternehmens Siemens Energy stiegen zuletzt um 5,00 Prozent auf 23,96 Euro und waren damit Spitzenwert im DAX. Sie überwanden damit zugleich auch wieder die von charttechnisch interessierten Anlegern viel beachteten kurz- und mittelfristigen Trendlinien, unter die sie gesackt waren, nachdem Vestas wegen steigender Rohstoffkosten und Problemen in der Lieferkette die eigene Gewinnprognose weiter gesenkt hatte.
Siemens Gamesa gewannen am Montag in Madrid 8,92 Prozent auf 20,46 Euro und konnten sich damit der 21-Tage-Linie für den kurzfristigen Trend zumindest wieder etwas annähern. Diese liegt bei etwas über 21 Euro und stellt nach wie vor einen Widerstand dar, der erst überwunden werden muss.
Am Morgen lobten sowohl JPMorgan als auch Goldman Sachs vor allem den Ergebnisausblick von Siemens Gamesa für das Geschäftsjahr 2021/22 und auch die Nettoverschuldung.
Die Prognose von Siemens Gamesa von einem zwischen zwei und sieben Prozent rückläufigen Umsatz und einer Ebit-Marge von ein bis vier Prozent impliziere in der Mitte ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von etwa 240 Millionen Euro, schrieb Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs. Seine eigene Schätzung liege knapp unter 190 Millionen Euro. Und auch JPMorgan-Experte Akash Gupta merkte an: Die Prognose bedeute zwar einen Rückgang von mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Bloomberg-Konsens für das bereinigte Ebit, sei aber besser als seine eigene Schätzung. Außerdem, so fügte er hinzu, sei sie auch besser als die inzwischen gesunkenen Erwartungen von Investoren oder Investmentfonds nach der zurückgenommenen Gewinnprognose durch Vestas. Die Hauptdiskussion dürfte sich ihm zufolge nun darum drehen, ob Siemens Gamesa das Schlimmste schon hinter sich habe.
Beide Analysten sprachen zudem von einer positiven Überraschung, was die Nettoverschulung im abgelaufenen Geschäftsjahr angeht. Statt erwarteter 735 Millionen Euro seien es nur 207 Millionen gewesen, erklärte Goldman-Experte Patel. Das dürfte etwaigen Sorgen über eine schwindende Ertragskraft in der Bilanz den Wind aus den Segeln nehmen.
Außerdem, so hob Patel als weiteres positives Signal hervor, gingen die Spanier mit Blick auf die hohen Frachtkosten davon aus, dass die Preise sich ab dem dritten Quartal wieder normalisieren dürften und seien darüber hinaus bei Stahl und Kupfer stark abgesichert. "Alles in allem sehen wir in den Prognosen daher einen gewissen Optimismus, der jedoch gedämpft werden könnte, wenn das aktuelle Preisniveau andauert."
Doch aktuell hatten er und auch JPMorgan-Experte Gupta eine positive Kursreaktion bei Siemens Gamesa vorhergesehen, insbesondere angesichts der Schwäche von rund 20 Prozent in der Woche vor der Zahlenpräsentation. Siemens Energy, die mit 67 Prozent an Siemens Gamesa beteiligt sind waren ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden.
/nas/zb/mne/stk
ZAMUDIO (dpa-AFX)
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Bildquellen: SOPA Images/Getty Images, claffra / Shutterstock.com
Nachrichten zu Siemens Gamesa Renewable Energy SA
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Analysen zu Siemens Gamesa Renewable Energy SA
Datum | Rating | Analyst | |
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02.02.2023 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Hold | Jefferies & Company Inc. | |
20.01.2023 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Hold | Jefferies & Company Inc. | |
19.01.2023 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Neutral | UBS AG | |
11.11.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Hold | Deutsche Bank AG | |
10.11.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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19.05.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Buy | Deutsche Bank AG | |
09.05.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Buy | Deutsche Bank AG | |
09.05.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
05.05.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Outperform | Bernstein Research | |
05.05.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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02.02.2023 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Hold | Jefferies & Company Inc. | |
20.01.2023 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Hold | Jefferies & Company Inc. | |
19.01.2023 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Neutral | UBS AG | |
11.11.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Hold | Deutsche Bank AG | |
10.11.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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06.04.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Underweight | Morgan Stanley | |
25.03.2022 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Underweight | Morgan Stanley | |
25.11.2020 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Reduce | HSBC | |
18.06.2020 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
18.06.2020 | Siemens Gamesa Renewable Energy SA verkaufen | JP Morgan Chase & Co. |
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