Leserstrategien - Serie

"Die beste Formel für den Börsenerfolg gibt es nicht"

25.11.14 14:05 Uhr

"Die beste Formel für den Börsenerfolg gibt es nicht" | finanzen.net
Börse Frankfurt

Euro am Sonntag gewährt Einblicke in ihre Leser-Depots und ihre Anlageideen. Ein Student war von klein auf von der Börse fasziniert. Jetzt ist er 24 - und Chef einer eigenen Finanzberatung.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Björn Hirschner hat früher viel Sport getrieben. Biathlon war die große Leidenschaft des heute 24-Jährigen, der an der Uni Augsburg informationsbasierte Betriebswirtschaftslehre studiert. Genau im Visier hat der Student aber auch seine Zukunft: Im kommenden Jahr will Hirschner mit seinem Bachelorstudium fertig sein. Für intensiven Leistungssport bleibt da keine Zeit. Der Master und die anschließende Promotion sind schließlich auch schon fest geplant.

Der junge Mann wirkt zielstrebig. Womöglich hat sich Björn Hirschner auch deshalb schon in sehr jungen Jahren für Geldanlage und Börse interessiert. "Das Faible für die Geldanlage hatte ich wohl schon immer. Laut meiner Großmutter wollte ich Banker werden, als ich vier Jahre alt war", erzählt Hirschner in einem ­Besprechungsraum der Fakultäts­bibliothek. Statt "Fünf Freunde" oder "Die drei Fragezeichen" las der He­ranwachsende die Werke der Börsenlegende André Kostolany. Mit 13 Jahren nahm Hirschner dann an einem Börsenspiel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" teil - und belegte zwischenzeitlich Rang 18 von rund 300.000 Teilnehmern.

Gleich geht’s weiter in die nächste Veranstaltung. Zuvor erklärt der Leser von €uro am Sonntag, wie es bei ihm anfing mit richtiger Geldanlage. "Mein erstes Geld hab ich mit Preisgeldern aus dem Biathlon verdient, die habe ich investiert", sagt der Student. Als 16-Jähriger habe auch er den Traum vom schnellen Geld geträumt. Und prompt habe er Lehrgeld zahlen müssen: Im Rohstoffboom des Jahres 2006 ging etwa eine Wette auf eine Fördereraktie daneben - und der komplette Einsatz verloren.

Aus Aareal Bank zu rasch raus
Hirschner lernte offenbar schnell, bislang blieben ihm weitere kostspielige Fehler erspart. Optimal lief natürlich trotzdem nicht alles. In der Finanzkrise habe er auf Banken gesetzt und auch die Aktie der Aareal Bank gekauft. "Ich bin viel zu rasch ausgestiegen", ärgert sich Hirschner.

Trotz seiner jungen Jahre zeigt der 24-Jährige ein hohes Maß an Diszi­plin und investiert fast ausschließlich langfristig. Seine wichtigsten Anlageprinzipien? "Jeder sollte sich klarmachen, wozu er das Geld investiert. Das Kapital soll dazu dienen, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Und man muss diversifizieren, das ist die wichtigste Grundregel", sagt der Student.

Deshalb investiert Hirschner auch in eine Zukunft als Unternehmer. "Knapp zwei Drittel meines Kapitals stecken in unternehmensnahen Anlagen", sagt Hirschner selbstbewusst. Dazu zählt eine Eigengründung: Die Firma, die er mit einem Kommilitonen aufbaut, heißt Mindception und berät Privatkunden in Finanzfragen. "Dieses Jahr werden wir erstmals Gewinne ausweisen. Die werden aber reinvestiert", sagt der Geschäftsführer.

Darüber hinaus hat sich Hirschner an einem Solarpark beteiligt und über sogenanntes Crowdinvesting - meist sammeln Unternehmer hier Geld für bestimmte Projekte über Internetplattformen ein - Kapital in die Themen Biotech und Cloud-Computing gesteckt. Auch eine Beteiligung an einem Geschlossenen Immobilienfonds gehört zum Portfolio.
Um welche Summen es insgesamt geht und wie viel der Student mit seinen Investments inzwischen verdient hat, wird auch mit Blick auf die Kommilitonen nicht verraten. Welche Rolle Geld für ihn spielt? "Es ist kein Selbstzweck und macht auch nicht glücklich. Ich will mir davon eine Existenz aufbauen und später auch eine Familie gründen", sagt der junge Mann.

Überzeugt von Indexfonds
An der Börse ist Hirschner parallel zu seinen unternehmerischen Aktivitäten aktiv. Die Langfristanlage steht auch hier im Fokus. Etwa 40 Prozent der Mittel investiert er in Aktien - allerdings nicht in Einzelwerte, sondern hauptsächlich in ETFs auf große Aktienindizes wie den DAX. "Ich will das Risiko streuen und die Kosten gering halten, deshalb investiere ich in Indexfonds", sagt Hirschner.

Von aktiv gemanagten Fonds hält der Student wenig. Zu teuer - und oft auch nicht besonders gut, so das Urteil. Hirschner kalkuliert penibel: Welchen Unterschied beispielsweise ein halbes Prozent Fondsgebühren pro Jahr bei erzielbaren Renditen von drei bis fünf Prozent insgesamt auf Sicht von zehn Jahren macht, das rechnet der Betriebswirtschaftsstudent gleich an Ort und Stelle an einem konkreten Beispiel vor.

Die Anlagestrategie des akribischen Augsburgers ist ausgefeilt: Hirschner hat sich eine Mindestrendite auf seine gesamten Investments zum Ziel gesetzt: drei Prozent im Jahr jeweils über die aktuelle Inflationsrate hinaus. Ein Fünftel der Gewinne darüber hinaus werden in kurzfristige Wetten investiert. "Ich kaufe Optionsscheine auf große Indizes, etwa den DAX", erklärt Hirschner.

Beim Traden bedient er sich charttechnischer Analysemethoden. Signale liefern hier etwa das Momentum, also die Relative Stärke einer Aktie, oder auch der 15-Tage-Durchschnitt. Der Erfolg? "Wie das so ist: Manchmal läuft ein Ansatz und manchmal eben nicht."

Suche nach dem Gral
Hirschner erzählt, dass er früher den Ehrgeiz hatte, die allein glücklich machende Investmentmethode zu finden. "Ich habe intensiv nach so etwas wie dem Gral, der besten Formel für den Börsenerfolg, gesucht. Aber die gibt es nicht", sagt er. Deshalb habe er nach anfänglich eher zufälligen Erfolgen und Verlusten allmählich seine eigene Strategie entwickelt.

Viele seiner Altersgenossen ticken da wohl anders. Hirschners Beobachtung aus dem Kommilitonen- und Freundeskreis ist, dass sich Jüngere durchaus für Börse interessieren, aber viele nach Enttäuschungen frustriert aufgeben. Die Psychologie spiele bei der Anlage eben eine große Rolle. "Vor allem junge männliche Anleger halten sich für unschlagbar und legen sich nur ein paar Titel ins Depot, von denen sie überzeugt sind. Das geht dann oft schief, weil das Risiko zu hoch ist," analysiert Hirschner. Den psychologischen Aspekt findet der Augsburger so interessant, dass er einen entsprechenden Studiengang für das kommende Jahr geplant hat.

Den größten Fehler begehen Gleichaltrige seiner Meinung nach, wenn sie sich nach solchen Niederlagen ganz vom Thema Aktienanlage verabschieden. "In Zeiten niedriger Zinsen führt bei der Vermögensbildung kein Weg am Kapitalmarkt vorbei", sagt der Student.

Hirschner empfiehlt zudem, sich nicht allzu sehr von tagesaktuellen Informationen oder gar von Gerüchten und Spekulationen auf Börsenforen im Internet leiten zu lassen. "Das ist alles zu kurzfristig, da verliert man schnell den Überblick. Man sollte langfristig denken." Seine Lieblingslektüre: €uro am Sonntag. "Ich bin Abonnent. Hier habe ich einmal pro Woche alles zusammengefasst. Zu mehr habe ich auch keine Zeit", sagt Hirschner - und verabschiedet sich eilig. Die nächste Vorlesung wartet schon.

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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag

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