Hier stimmt was nicht! Alstom massiv unterschätzt

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Der US-Konzern GE überzeugte vor allem den französischen Staat damit, dass er wichtige lokale Aktivitäten erst einmal in einem Gemeinschaftsunternehmen weiter mit Alstom betreiben wollte. Doch der mehr als zwölf Milliarden Euro schwere Deal ist immer noch nicht abgewickelt. Die Europäische Kommission hat dem US-Konzern, der schon einmal bei einem Übernahmeversuch von Halliburton an der EU-Kommission scheiterte, eine Liste von Einwänden vorgelegt. Nun eilt die Zeit, bis 21. August muss das Verfahren abgeschlossen sein. An den Kapitalmärkten herrscht Skepsis, ob der Deal noch klappt. Zumindest hat die Aktie stark verloren und ­notiert deutlich unter dem Wert, der bei einer Übernahme gelten würde.

Ist das nun eine Kaufgelegenheit? Urteilen Sie selbst. An der Börse wird Alstom mit acht Milliarden Euro bewertet. Der Deal sieht eine Zahlung von 7,35 Milliarden vor. Damit könnte Alstom seine Schulden in Höhe von 3,5 Milliarden Euro sofort abtragen und hätte noch Barmittel in Höhe von fast vier Milliarden zur Verfügung. Zudem hat das Unternehmen Investments in Höhe von fast einer Milliarde Euro. Dazu kommen die Gemeinschaftsunternehmen, die Alstom in einigen Jahren zu einem festen Preis an GE verkaufen kann. Dieser Teil hat einen sicheren Wert von 2,55 Mil­liarden Euro. Damit ist weit mehr als der halbe Börsenwert von Alstom komplett in Bargeld dargestellt. Der Konzern verfügt zudem über ein florierendes Bahntechnikgeschäft. In der Summe dürfte Alstom bei einem erfolgreichen Deal mindestens 35  Euro pro Aktie wert sein.

Und wenn der Deal scheitert? Sicherlich würde die Börse das erst einmal nicht gut aufnehmen. Aber schnell werden die Investoren darauf spekulieren, dass Mitsubishi und Siemens es erneut versuchen. Und deren Angebot war aus Sicht der Alstom-Aktionäre attraktiver.