Uniper-Aktie bricht schlussendlich deutlich ein: Uniper hält an Geschäft mit Russland fest - RWE-Papiere mit Stabilisierung
Der Energiekonzern Uniper rückt in diesen Tagen in den Fokus - allerdings nicht im positiven Sinne.
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Denn für das MDAX-Unternehmen aus Düsseldorf ist sein Engagement in Russland vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs eine schwere Last. Was bei Uniper los ist, was die Aktie macht und die Analysten sagen.
DAS IST LOS BEI UNIPER:
Der Stromerzeuger Uniper steht ziemlich allein auf weiter Flur. Denn während sich zahlreiche Unternehmen und darunter auch europäische Energiekonzerne und Versorger angesichts des Angriffs auf die Ukraine von geschäftlichen Aktivitäten in Russland distanzieren, bleibt Uniper zögerlich.
Der militärische Einmarsch werde "aufs Schärfste verurteilt", aber als Energieunternehmen müsse man weiterhin seiner Verantwortung gegenüber den Kunden gerecht werden. "Indem wir dazu beitragen, die Versorgung mit Gas und Strom in Deutschland und Europa zu sichern", sagte ein Unternehmenssprecher der Düsseldorfer "Rheinischen Post" Mitte der Woche. Auch habe man eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. "Daher werden wir unser Geschäft in Russland weiter verantwortungsvoll betreiben."
Ohne erhebliche Verluste in Kauf zu nehmen, bleibt dem Unternehmen wohl auch wenig anderes übrig. Denn: "Russland ist einer der wichtigsten Märkte von Uniper", so der Konzern. In dem Land tritt der Konzern unter dem Namen Unipro auf. An der Tochter sind die Düsseldorfer mit 84 Prozent beteiligt. Das Portfolio in Russland besteht aus den fünf Kraftwerken Berezovskaya, Surgutskaya, Smolenskaya, Shaturskaya und Yaivinskaya. Die Erzeugungsaktivitäten umfassen vor allem Erdgas, aber auch Stein- und Braunkohle und decken laut Uniper fünf Prozent des russischen Strombedarfs. Letztes Jahr hat das Geschäft fast ein Fünftel des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) von Uniper ausgemacht.
Das Unternehmen ist zudem laut dem Analysehaus Berenberg der größte Importeur von russischem Gas. Mit dem russischen Gaskonzern GAZPROM verbindet das Unternehmen dabei eine jahrzehntelange Partnerschaft.
Doch es ist nicht nur das operative Geschäft in Russland, das Uniper Probleme bereitet. Es stehen außerdem auch noch knapp eine Milliarde Euro im Feuer, die Uniper in die Gaspipeline Nord Stream 2 investiert hat. Der Genehmigungsprozess für diese wurde von der deutschen Bundesregierung nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine auf Eis gelegt. Der deutsche Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea hat bereits bekannt gegeben, seinen Anteil von ebenfalls einer Milliarde Euro abzuschreiben. Vor wenigen Tagen hat die Betreibergesellschaft von Nord Stream 2 Insolvenz angemeldet.
Und auch Unipers finnischer Großaktionär Fortum blieb bei seiner Bilanzpressekonferenz mit klaren Reaktionen eher vage. Eine Fortsetzung des "business as usual" sei "keine Option". Alle neuen Investitionsprojekte in Russland seien gestoppt worden, hieß es. Die Gaslieferungen liefen aber normal weiter.
DAS MACHT DIE AKTIE
Die Tatsache, dass Uniper so stark in Russland engagiert ist, scheint für die Anleger in diesen Tagen ein rotes Tuch zu sein. Die Umsätze auf dem Handelssystem XETRA sind überdurchschnittlich, die MDAX-Aktie befindet sich im freien Fall. Verglichen mit dem Tag bevor Russland die Ukraine am 24. Februar angegriffen hat, summierte sich der Absturz bis Donnerstag schon auf rund 40 Prozent. Und auch für Fortum geht es abwärts: an der finnischen Börse fielen die Papiere seitdem um 30 Prozent.
Die Uniper-Aktie leidet damit deutlich stärker unter dem Ukraine-Krieg als der Index der mittelgroßen DAX-Werte, in dem sie notiert ist. Der MDAX hat im gleichen Zeitraum rund fünf Prozent verloren. Und auch andere Energiekonzerne mit Geschäftsaktivitäten in Russland stabilisieren sich mittlerweile. Der Essener Versorger RWE musste neun Prozent Abschlag hinnehmen.
Auch am letzten Börsentag der Woche hat es für den Kurs von Uniper kein Halten gegeben. Mit einem Rutsch um weitere 11,85 Prozent auf 18,07 Euro am Freitagmittag summiert sich der Verlust seit Anfang der vergangenen Woche auf rund 50 Prozent. Die Umsätze auf dem Handelssystem XETRA sind deutlich überdurchschnittlich. RWE-Aktien konnten dagegen den jüngsten Kursrutsch abbremsen, sie stiegen zeitweise um 4,80 Prozent auf 35,99 Euro.
Erst Mitte vergangenen Jahres konnte er kräftig zulegen und stieg bis auf ein Rekordhoch Ende Dezember bei 42,45 Euro. Vor allem die Fantasie einer Komplettübernahme durch den finnischen Großaktionär Fortum hatte den Kurs gestützt.
Allerdings wurde diese Hoffnung Ende Februar deutlich gedämpft, als Uniper bekannt gab, für 2021 eine Dividende von lediglich sieben Cent je Aktie vorzuschlagen. Im Vorjahr hatte der Konzern noch 1,37 Euro je Anteil ausgeschüttet. Die Kürzung werde von Fortum unterstützt und dürfte somit den Minderheitsaktionären vor Augen führen, dass bei einem Squeeze-out nicht mehr mit einer hohen Prämie zu rechnen sei, hieß es dazu von der Investmentbank JPMorgan.
Fortum hält momentan mehr als drei Viertel der Anteile an Uniper, eine Aufstockung ist denkbar. So hatten sich die Finnen nur bis Ende 2021 verpflichtet, auf einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag inklusive eines Herausdrängens der Kleinanleger zu verzichten. Größter Anteilseigner bei Fortum wiederum ist der finnische Staat mit über 50 Prozent der Anteile.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN
Auch Händler und Analysten sehen Unipers Engagement in Russland kritisch. Mit der fortgesetzten kriegerischen Auseinandersetzung und den einschneidenden Sanktionen gegen Russland seien folglich unmittelbar operative Risiken für den Stromerzeuger verbunden. Die Tatsache, dass Uniper das Geschäft aber nicht auf Eis legt, überrasche sie angesichts der großen Abhängigkeit vom russischen Gas nicht, hieß es beispielsweise von JPMorgan. Allerdings gibt es bei der Gewichtung der Auswirkungen durchaus Unterschiede.
Seitdem Russland die Ukraine angegriffen hat, haben sich insgesamt vier Analysten geäußert. Zwei empfehlen, die Uniper-Papiere zu halten, zwei sie zu verkaufen. Die Spanne der Kursziele reicht von 30 bis 42 Euro, der Durchschnitt liegt bei 34,38 Euro und damit fast doppelt so hoch wie der letzte Kurs.
Analystin Deepa Venkateswaran vom US-Analysehaus Bernstein Research sieht vor allem kurzfristige Risiken. Ihr Kollege Peter Crampton von der britischen Investmentbank Barclays bewertet den Kursabschlag gar als "zu stark". Die Aktien des Energieversorgers sowie Fortums seien seit Jahresbeginn ungeachtet der geopolitischen Risiken zu stark abgestraft worden. Dies gelte selbst dann, wenn man den Wert des wichtigen jeweiligen Russland-Geschäfts mit null ansetze.
Dem entgegen steht das Analysehaus Kepler Cheuvreux: Angesichts des Krieges sei eine Übernahme der Uniper-Minderheiten durch den Großaktionär Fortum unwahrscheinlich. Aus Investorenperspektive seien - wie bei Fortum - auch die russischen Vermögenswerte von Uniper (Stromerzeugung, Nordstream 2) wertlos. Zudem sei das Nachhaltigkeitsprofil (ESG) von Uniper wegen Russland zerstört. Sollte es zu einem Abbruch der russischen Lieferungen kommen, könnte dies den Börsenwert von Uniper ausradieren.
RWE: Einer unser Langfristverträge zum Bezug von Erdgas aus Russland ruht
Der Energiekonzern RWE hat nach eigenen Angaben einen ruhenden langfristigen Gasvertrag mit einem russischen Lieferanten und damit bei diesem kein Ausfallrisiko.
Bis 2023 habe der Konzern insgesamt Vereinbarungen zur Abnahme von russischem Gas in einer Größenordnung von bis zu 15 Terawattstunden, bestätigte RWE am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Davon werde etwa die Hälfte in den kommenden zwölf Monaten fällig. Die RWE-Aktie war wegen möglicher Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf das Gasgeschäft am Donnerstag unter Druck geraten. Am Freitag legte das Papier zeitweise um mehr als fünf Prozent zu. In einer Analystennote von Bernstein hieß es, der Konzern habe sich zu dem ruhenden Liefervertrag geäußert. Den Namen des Lieferanten nannte RWE nicht. Größter russischer Erdgaslieferant für Deutschland ist Gazprom.
Russland steht wegen der Invasion in der Ukraine im Zentrum massiver Wirtschaftssanktionen der USA und der EU. Bei einem Ausfall russischer Lieferungen könnten Abnehmer in Deutschland wie RWE und Uniper theoretisch gezwungen sein, Gas andernorts zu höheren Preisen einzukaufen, um Verpflichtungen gegenüber ihren eigenen Kunden zu erfüllen.
FRANKFURT (dpa-AFX / Reuters)
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