Neuer Bankgigant UBS: Wie Schweizer Vermögensverwalter von CS-Übernahme profitieren könnten
Auch wenn die CS-Übernahme durch die UBS von den Bankenbossen und dem Bundesrat als eine gute Lösung beschrieben wird, bleibt definitiv ein Beigeschmack: Mit der UBS entsteht nun ein hiesiger Bankengigant, dessen schiere Größe einem Monopol im Schweizer Bankensektor gleichkommt. Ökonomen betrachten eine solche Marktdominanz kritisch - doch kleinere Vermögensverwalter wittern Chancen.
Werte in diesem Artikel
• Monopolstellung von UBS könnte die Schweiz vor Probleme stellen
• Schweizer Vermögensverwalter setzen auf den persönlichen Kontakt als größten Vorzug
• Kleinere Vermögensverwalter hoffen auf Neuzugänge von CS-Bankern
Die langjährige Krise der Credit Suisse endete letztlich in dem Zusammenbruch der Schweizer Großbank. Mit der Rivalin UBS fand sich aber ein prominenter Käufer für das krisengeplagte Geldinstitut. Das Resultat der am 19. März beschlossenen Elefantenhochzeit ist die Entstehung eines neuen Bankengiganten, der nach der Zusammenführung der beiden Geschäfte ein Vermögen in Höhe von rund fünf Milliarden Franken verwalten dürfte. Während der CS-Chef Ulrich Körner und die Schweizer Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider die CS-Übernahme durch die UBS verteidigen, betrachten mehrere Bankenkenner die entstehende Mega-Bank äußerst skeptisch.
ASV-Präsidentin Curti sieht in der neuen UBS ein "viel zu großes Gebilde"
So meint Nicole Curti, Präsidentin der Allianz Schweizer Vermögensverwalter (ASV) und Partnerin der Genfer Vermögensverwalterin Capital Y, dass durch die Übernahme ein "viel zu großes Gebilde" entstehe, das den Finanzstandort Schweiz gefährden werde. Der potenzielle Regulierungsaufwand sei deutlich zu hoch - bei Turbulenzen der UBS könnte die Eidgenossenschaft mit der Bankenrettung überfordert sein. "Die Schweizer EAM [Enterprise Asset Managements] sind von der Übernahme der CS durch die UBS eher beunruhigt. Diese Banken waren schon zuvor sehr groß", lautet denn auch Curtis Einschätzung, die sie gegenüber "finews.ch" formuliert.
Die kleinen und mittleren (KMU) Vermögensverwalter der Eidgenossenschaft verfolgen den Übernahmeprozess mit hoher Aufmerksamkeit. Der Vermögensverwaltungsstandort Schweiz, der sich bei wohlhabenden Kunden aus der ganzen Welt seit Jahrzehnten einer fast schon legendären Reputation erfreute, hat durch die CS-Pleite erheblich gelitten. Andere Finanzzentren wie beispielsweise Singapur oder Luxemburg könnten von der Schweizer Bankenkrise profitieren. "Die Banker in Singapur werden die Korken knallen lassen", meint Arturo Bris, Professor für Finanzen am International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne, gegenüber Reuters. Die internationale Konkurrenz im Vermögensverwaltungsgeschäft werde immer härter und die Schweizer Bankenkrise würde dazu beitragen, dass Singapur die Schweiz schließlich überhole, warnte Bris. "Ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit."
Unzufriedene Großbanken-Kunden suchen nach Alternativen
Die Auswirkungen auf die KMU sind jedoch weiterhin schwer abzuschätzen. "Es muss sich zeigen, wie sich dies auf die Finanz-KMU auswirkt, insbesondere auch vonseiten der Aufsicht her", betont die ASV-Präsidentin. Doch in jedem Problem stecken bekanntlich auch neue Chancen. So könnte die Schweizer Vermögensverwaltungsbranche als ein Gewinner aus den Turbulenzen im Großbankensektor hervorgehen. In den vergangenen Jahren stieg das Wealth Management der KMU nur geringfügig an - durch die jüngsten Umwälzungen könnte neuer Schwung bei hiesigen Vermögensverwaltern entstehen. Die Dimension der Veränderungen zeigte sich in den letzten Wochen, in denen sich Schweizer EAM einer schier unendlichen Flut von Anrufen gegenübersahen: Verzweifelte Kunden wollten ihre Depots von der CS zu anderen Finanzinstituten verschieben, CS-Aktionäre beklagten sich über die enormen Kursverluste und viele Kunden wollten sich über potenzielle Klumpenrisiken des CS-Niedergangs erkundigen.
Es ist somit vorstellbar, dass kleinere und somit auf persönliche Kundenbeziehungen ausgerichtete Vermögensverwalter an Vertrauen gewinnen werden, während gleichzeitig die Großbanken ihren zweifelhaften Ruf einmal mehr bestätigten. Zu dieser Einschätzung kommt zumindest Felix Brem, Mitgründer und Vize-Präsident des Vermögensverwalters Reuss Private. "Die Privatbanken mit gehobenen Kundenansprüchen, aber auch die eine oder andere Schweizer Digital- und Online-Bank mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis mit einem professionellen Desk für die Betreuung unabhängiger Vermögensverwalter werden die Gewinner sein", prophezeit der ehemalige UBS-Banker. Den neuen Bankengiganten UBS bezeichnet er als einen "Monopolisten", der der heimischen Bankenbranche schade. Allerdings werde die UBS aufgrund ihrer Größe und der damit einhergehenden Anonymität der Kunden an Beliebtheit zugunsten der KMU verlieren.
Curti: Unabhängige Vermögensverwalter sind das Modell der Zukunft
Dies sieht ASV-Präsidentin Curti ganz ähnlich. "Wir sind überzeugt, dass unabhängige Vermögensverwalter gerade gegenüber Megabanken das Modell der Zukunft sind. Die Kunden solcher Riesen werden erkennen, was der Wert einer persönlichen Beziehung und eines einzelnen Ansprechpartners ist", so die Vermögensverwalterin. Darüber hinaus ermöglichten unabhängige Depotbanken und Vermögensverwalter eine bessere Streuung des Einlagerisikos. "Ich bin überzeugt", fügt Curti hinzu, "ein Vermögensverwaltungs-Geschäft darf nicht zu groß sein, denn es bleibt eine maßgeschneiderte persönliche Dienstleistung".
Abwandernde CS-Banker könnten Generationenwechsel bei Vermögensverwaltern erleichtern
Die Vermögensverwalter sind jedoch nicht nur hinsichtlich des Kundenzuwachses optimistisch gestimmt, sondern auch in Bezug auf die Neugewinnung qualifizierter Arbeitskräfte. So dürfte die CS-Übernahme für viele Banker die Entlassung bedeuten - die UBS plant offenbar einen Stellenabbau. Darüber hinaus berichtet Curti von vielen freiwilligen Abgängen von CS-Bankern, die sich die künftigen Umwälzungen lieber ersparen wollen. Anstatt bei der UBS oder einer internationalen Großbank zu arbeiten, heuern sie lieber bei kleineren Finanzinstituten an, wie Curti berichtet. "Wir erleben, dass sich viele CS-Kundenberater nun aus eigenem Antrieb bei unabhängigen Vermögensverwaltern melden", so die ASV-Präsidentin.
Dies ist für die Schweizer Finanz-KMU besonders deshalb eine sehr erfreuliche Nachricht, weil viele Vermögensverwalter mit einer Überalterung ihrer Belegschaft zu kämpfen haben. Vivien Jain, Chefin der Alquila Group, schätzte in einem "finews.ch"-Interview, dass mehr als die Hälfte der Vermögensverwalter der 86 Aquila-Partnergesellschaften in den kommenden zehn Jahren das Pensionsalter erreichen wird. Angesichts dieses problematischen Generationenwechsels dürfte frisches Blut von frustrierten CS-Bankern der gesamten Branche sicherlich guttun. Somit sei der CS-Zusammenbruch ein "Glück im Unglück" für die Schweizer Vermögensverwalterbranche, meint der Zürcher Rechtsanwalt Nicolas Ramelet. "Jene CS-Banker, die im Bereich der Vermögensverwaltung arbeiten und sich im Lauf der Jahre ein Kundennetzwerk aufgebaut haben, können nun das Ruder selbst in die Hand nehmen, anstatt sich beim Headhunter in die Schlange zu stellen", schreibt er in einem "finews first"-Essay. Deswegen dürften kleinere Vermögensverwalter in den kommenden Monaten auf den Zuwachs erfahrener Finanzexperten hoffen.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: UBS, Yu Lan / Shutterstock.com
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