Vestas-Aktie sackt ab: Vestas senkt Jahresprognose - Nordex, Siemens Gamesa & ENCAVIS in Sippenhaft
Der dänische Windkraftanlagen-Hersteller Vestas blickt verhaltener auf die kommenden Monate.
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Aufgrund des unsicheren Geschäftsumfelds sowie getroffener Entscheidungen in Folge des Ukraine-Kriegs, müsse die Jahresprognose angepasst werden, teilte das Unternehmen am Sonntagabend in Aarhus mit. Im ersten Quartal sei die Rentabilität zudem von unterbrochenen Lieferketten beeinträchtigt worden.
Am Nachmittag geben Vestas in Kopenhagen zeitweise um 7,41 Prozent auf 169,28 dänische Kronen nach und ziehen auch die Papiere des Konkurrenten Siemens Gamesa in Madrid zeitweise mit 4,18 Prozent auf 14,685 Euro ins Minus.
Für 2022 erwartet das Management nun 14,5 bis 16 Milliarden Euro Umsatz und damit am oberen und unteren Ende der Spanne jeweils eine halbe Milliarde weniger als bislang. Das darin enthaltene Servicegeschäftes soll nun mindestens 10 Prozent wachsen, das wäre doppelt so viel wie bislang gedacht. Vom Umsatz dürfte allerdings bereinigt um Sondereinflüsse sowie vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) kein Gewinn bleiben, wahrscheinlicher ist gar ein Verlust.
Das Management erwartet die operative Marge inzwischen bei minus 5 bis null Prozent. Bislang war Vestas im schlechtesten Fall von null Prozent ausgegangen, im besten Fall bis zu 4 Prozent operativen Gewinn.
Ausblick von Vestas bringt auch Nordex und ENCAVIS unter Druck
Ein trüber Ausblick von Vestas hat am Montag nicht nur die Aktien des dänischen Windkraftanlagen-Herstellers unter Druck gebracht. Nordex geben ebenfalls spürbar nach, und auch ENCAVIS können sich dem Druck nicht entziehen, obwohl der Hamburger Solar- und Windparkbetreiber selbst Zahlen vorlegte und positive Kommentare am Markt erntete.
Im deutschen SDAX büßen Nordex zeitweise 5,13 Prozent auf 13,2238 Euro ein und sind damit zurück auf dem Niveau vom Ende des vergangenen Jahres. ENCAVIS verlieren derweil 4,56 Prozent auf 20,00 Euro, haben sich allerdings seit ihrem 20-Monatstief Ende Februar sehr stark erholt.
Dass Vestas Quartalsverlust noch höher als zunächst erwartet ausgefallen sei, überraschte laut JPMorgan-Analyst Akash Gupta nicht. Dabei verwies er auf bereits veröffentlichte Quartalsberichte von Wettbewerbern wie General Electric (GE) und Siemens Gamesa Renewable Energy SA. Der Analyst zeigte sich aber überrascht, wie stark Vestas die Zielspanne für die bereinigte operative Marge (bereinigte Ebit-Marge) gesenkt habe.
Die Mitte der Prognosespanne falle von plus 2 Prozent auf minus 2,5 Prozent. Damit ließe sich ein erheblicher Teil des schwachen Jahresziels auf die verfehlte Marge im ersten Quartal zurückführen. Zugleich berücksichtige der Ausblick nun auch die aktuelle Lage in China, die in seinen Schätzungen bislang nicht enthalten gewesen sei.
"Insgesamt zeigen die schwachen Zahlen die Realitäten, die sich unserer Ansicht nach nicht angemessen im Konsens und im Aktienkurs widerspiegeln", schrieb Gupta. Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect äußerte sich vor allem verwundert über Vestas' Begründung für die nun schon vierte Gewinnwarnung in Folge, nämlich den Ukraine-Krieg und dessen Folgen.
Lipkow zufolge liegt der Grund eher am nach wie vor starken Wettbewerb in der Branche mit daraus resultierenden rückläufigen Margen für die Hersteller von Windkraftanlagen. "Das hatte sich in den letzten Jahren auch schon bei Nordex gezeigt, denn auch dieses Unternehmen kämpft seit Jahren mit sehr dünnen Margenspannen, die kaum Luft zum Atmen lassen. Die gestiegenen Transportkosten und die höheren Rohstoffpreise dürften nun zu einem Kostenproblem geworden sein."
Ein Händler sprach angesichts der Verluste der Nordex-Aktie von direkten Auswirkungen durch die Gewinnwarnung des dänischen Wettbewerbers. Nach gesenkten Jahreszielen durch Siemens Gamesa sei damit auch Branchenprimus Vestas diesen Weg gegangen. Zu befürchten sei, dass auch für Nordex die Perspektive, die Gewinne zu steigern, sehr schlecht sein dürfte.
Nordex hatte Ende März mitgeteilt, im laufenden Jahr bei Umsatz und operativer Marge mindestens das Niveau von 2021 halten zu wollen, aber auch schon auf ein weiterhin schwieriges Marktumfeld und eine angespannte Kostensituation hingewiesen. So soll im laufenden Jahr der Umsatz zwischen 5,4 und 6 Milliarden Euro liegen, wovon vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) 1 bis 3,5 Prozent hängen bleiben sollen. In beiden Fällen würde Nordex am unteren Ende der Spanne die Werte des vergangenen Jahres erreichen.
Encavis dagegen ist dem Börsenhändler zufolge "ein anderes Thema". Die Zahlen läsen sich gut und entsprechend sei der Konzern auf gutem Weg zu seinen Jahreszielen, obschon es für das erste Quartal keine durchschnittlichen Analystenschätzungen gebe, mit denen die Resultate verglichen werden könnten.
AARHUS/FRANKFURT/KOPENHAGEN (dpa-AFX)
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