Hohe Abschreibung

Kraft Heinz-Aktie stürzt über 25 Prozent ab: Milliardenverlust und Dividendenkürzung

22.02.19 17:34 Uhr

Kraft Heinz-Aktie stürzt über 25 Prozent ab: Milliardenverlust und Dividendenkürzung | finanzen.net

Der Nahrungsmittelkonzern Kraft Heinz ist 2018 wegen einer 16 Milliarden US-Dollar hohen Abschreibung auf den Wert von Marken und Sparten tief in die roten Zahlen gerutscht.

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Unter dem Strich stand 2018 ein Minus von 10,3 Milliarden Dollar (rund 9,1 Mrd Euro) nach einem Gewinn von knapp 11 Milliarden Dollar im Vorjahr, wie das 2015 fusionierte Unternehmen am späten Donnerstagabend in Pittsburgh und Chicago mitteilte. Neben den Abschreibungen kämpfte Kraft Heinz mit einem stagnierendem Umsatz und steigenden Kosten, die auf das operative Ergebnis drückten.

Zudem wurde bekannt, dass die US-Börsenaufsicht SEC die Bilanzierungspraxis des Unternehmens untersucht und die Dividende gekürzt wird.

Markenabschreibungen

Kraft Heinz ist eigenen Angaben zufolge der fünftgrößte Lebensmittelhersteller der Welt. Das Unternehmen entstand 2015 aus dem Zusammenschluss von Kraft Foods und der H. J. Heinz Company. Orchestriert wurde die Fusion von US-Starinvestor Warren Buffett, dem der Ketchup-Spezialist Heinz zuvor zusammen mit dem brasilianischen Finanzinvestor 3G gehört hatte. Buffetts Beteiligungsgesellschaft ist mit rund 27 Prozent der größte Kraft-Aktionär - 22 Prozent der Anteile liegen bei 3G. Die beiden Investoren haben damit die Kontrolle über das Unternehmen.

Vor rund zwei Jahren wollte Kraft Heinz dann zum großen Schlag ausholen und Unilever für zum damaligen Zeitpunkt umgerechnet rund 143 Milliarden Dollar schlucken, scheiterte aber am Widerstand des britisch-niederländischen Konsumgüterherstellers.

Zu Kraft Heinz gehören rund 200 Marken - zu denen neben den beiden Namensgebenden zum Beispiel Capri-Sun, Philadelphia oder Planters zählen.

Der Konzern musste nun vor allem den Wert der Marken Kraft und Oscar Meyer, einem Fleisch- und Wursthersteller, berichtigen. Abschreibungen auf Marken werden dann fällig, wenn der in der Bilanz aufgeführte Wert zum Beispiel wegen eines veränderten Konsumverhaltens nicht mehr so hoch geschätzt wird und deshalb korrigiert werden muss. Diese sogenannten Abschreibungen auf immaterielle Wertgegenstände beliefen sich bei Kraft Heinz im vergangenen Jahr auf knapp 8,7 Milliarden Dollar.

Weitere fast 7,3 Milliarden kamen durch Wertberichtigungen auf den geschätzten Wert von Unternehmenssparten dazu. Hier waren vor allem das Tiefgefrier- und Kühlgeschäft in den Vereinigten Staaten sowie das Geschäft in Kanada betroffen. Abschreibungen sind erst einmal Buchungen in der Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung, führen aber nicht zu Zahlungen. Da der Verlust aber in der Bilanz gegen das Eigenkapital gerechnet wird, verschlechtern sie die finanzielle Lage eines Konzerns. Um Kapital im Haus zu halten, kürzt Kraft Heinz deshalb die vierteljährliche Dividende von zuletzt 62,5 Cent auf 40 Cent.

Damit will der Konzern finanziell flexibel bleiben, um zum Beispiel mögliche Verluste beim geplanten Verkauf von weiteren Randsparten auffangen zu können. Kraft Heinz rechnet im laufenden Geschäftsjahr wegen der höheren Ausgaben für Marketing sowie Investitionen in Innovationen und E-Commerce mit einem weiteren Rückgang des operativen Gewinns. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kalkuliert der Konzern derzeit mit zwischen 6,3 und 6,5 Milliarden Dollar. 2018 sank der Wert um neun Prozent auf knapp 7,1 Milliarden Dollar.

Anleger und Analysten verlieren das Vertrauen in Kraft Heinz

Die Kraft-Heinz-Aktie rauschte bereits vorbörslich um mehr als 23 Prozent nach unten. Kurz nach dem Ertönen der Startglocke stürzen die Papiere 28,16 auf 34,62 US-Dollar ab - damit stürtze die Aktie am Freitag auf ein Rekordtief ab.Die in mehreren großen US-Indizes enthaltenen Papiere brachen um fast 30 Prozent auf bis zu 34,51 US-Dollar ein. Das war der tiefste Kurs seit der ersten Börsennotiz des im Juli 2015 aus den beiden Konzernen Kraft und Heinz fusionierten Unternehmens. Es wurde ein Börsenwert von rund 16,7 Milliarden US-Dollar vernichtet.Die Aktie befindet sich ohnehin seit einiger Zeit im Sinkflug. Seit Anfang 2017, als das Papier fast 100 Dollar gekostet hatte, ging es beständig nach unten.

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Analysten reagierten am Freitag auf diese Hiobsbotschaften mit einer Flut von Abstufungen und niedrigeren Kurszielen. So senkten beispielsweise JPMorgan die Papiere von "Overweight" auf "Neutral", die Barclays Bank von "Overweight" auf "Equal-weight" und der Broker Stifel von "Buy" auf "Hold". Alle drei Häuser strichen also die Kaufempfehlungen.

"Das war nicht das, worauf wie gewartet hatten", sagte Analyst James Targett von der Berenberg Bank. Auch er verabschiedete sich von seiner Kaufempfehlung für die Aktien. Er habe im Schlussquartal 2018 mit einer positiven Wachstumsdynamik und besseren Margen gerechnet. Stattdessen habe das Unternehmen mit deutlich schwächeren Margen, einer Dividendenkürzung, einem enttäuschenden Ausblick, milliardenschweren Wertberichtigungen und einer Bilanzprüfung durch die Börsenaufsicht aufgewartet.

Von einem "unvergesslichen Tag" sprach Analyst Ken Goldman von JPMorgan mit Blick auf die Veröffentlichung der Nachrichten am Vortag. Er hätte an seiner Einstufung "Overweight" für die Papiere sogar noch festgehalten, so der Experte, "wenn wir noch Vertrauen in die Strategie des Unternehmens hätten". Nun aber stehe zu befürchten, dass nach einem Abbau der Verschuldung Kraft Heinz rasch wieder nach Übernahmen Ausschau halten dürfte. Damit aber gebe es für die Aktien kein ansprechendes Aufwärtspotenzial mehr.

PITTSBURGH/CHICAGO (dpa-AFX)

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Bildquellen: Scott Olson/Getty Images

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15.02.2017The Kraft Heinz Company BuyDeutsche Bank AG
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26.12.2018The Kraft Heinz Company BuyStandpoint Research
15.02.2017The Kraft Heinz Company BuyDeutsche Bank AG
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05.05.2016The Kraft Heinz Company OutperformRBC Capital Markets
05.05.2016The Kraft Heinz Company BuyStifel, Nicolaus & Co., Inc.
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05.02.2019The Kraft Heinz Company HoldDeutsche Bank AG
26.03.2015Kraft Foods Group HoldDeutsche Bank AG
09.02.2015Kraft Foods Group HoldDeutsche Bank AG
30.10.2014Kraft Foods Group HoldDeutsche Bank AG
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