Kostensenkungsmaßnahmen

HeidelDruck-Aktie hebt ab: Heidelberger Druck stellt Produkte ein und will 2.000 Stellen streichen

18.03.20 17:55 Uhr

HeidelDruck-Aktie hebt ab: Heidelberger Druck stellt Produkte ein und will 2.000 Stellen streichen | finanzen.net

Die angeschlagene Heidelberger Druckmaschinen AG baut erneut um.

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Um die Kosten zu senken und die Profitabilität zu verbessern, will das Unternehmen unter anderem verlustbringende Produkte einstellen und bis zu 2.000 Stellen weltweit abbauen. Heidelberger Druck wage den "Befreiungsschlag", sagte Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer in einer Telefonkonferenz am Mittwoch. Künftig solle die Konzentration auf der Profitabilität und nicht mehr auf dem Umsatzwachstum liegen. Dazu stellt der Konzern seine Finanzierung neu auf.

Der Fokus soll künftig auf das Kerngeschäft Verpackungsdruck mit Schwerpunkt auf die Digitalisierung liegen, teilte das Unternehmen Dienstagabend mit. Insgesamt will sich Heidelberger Druck von Produkten mit einem Verlust von insgesamt 50 Millionen Euro trennen. Betroffen ist die Digitaldruckmaschine Primefire sowie eine Maschine für das Großformat im Bogenoffsetdruck, die bis spätestens Ende 2020 eingestellt werden sollen. Beide Maschinen werden am Hauptstandort Wiesloch produziert. Sie seien zu teuer und rechneten sich nicht, obwohl sie technologisch weit vorne seien, so Hundsdörfer. Vor allem die Digitaldruckmaschine "Primefire" sei alleine nicht zu stemmen. Im Digitaldruck will sich der Konzern künftig auf die Partnerschaft mit der japanischen RICOH konzentrieren, zudem sucht Heidelberger Druck weitere Partner.

Der Abbau der Stellen solle so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden, etwa durch Altersteilzeit und Freiwilligenprogramme, erklärte der Konzernchef. Wie sich der Abbau verteilt, wollte der Manager nicht sagen. Am Standort Wiesloch gibt es einen Kündigungsschutz bis 2022.

Durch die Konzentration auf das rentable Kerngeschäft und die Kostensenkungen soll eine Verbesserung des operativen Ergebnisses (Ebitda) ohne Restrukturierungsergebnis von 100 Millionen Euro realisiert werden. Das Maßnahmenpaket dürfte das Geschäftsjahr 2019/20 mit insgesamt rund 300 Millionen Euro belasten.

Diese Einmalaufwendungen sowie das sich wegen der Corona-Pandemie zunehmend verschlechternde wirtschaftliche Umfeld werden dem Unternehmen zufolge das laufende Geschäftsjahr 2019/20 deutlich stärker beeinträchtigen als bislang erwartet. So müsse damit gerechnet werden, dass der Umsatz deutlich unter dem Vorjahreswert von rund 2,5 Milliarden Euro liegen werde und damit die bisher prognostizierte Bandbreite des operativen Ergebnis (Ebitda) ohne Restrukturierungsergebnis und ohne den Einmalertrag aus dem Verkauf von Aktivitäten von 5,5 bis 6,0 Prozent nicht mehr erreicht werden könne. Heidelberger Druck hat in diesem Geschäftsjahr die Ziele nun mehrfach gesenkt.

Inklusive der Belastungen aus der Neuausrichtung dürfte der Konzern einen Nachsteuerverlust in Höhe der Restrukturierungsaufwendungen von 300 Millionen Euro verzeichnen, hieß es. Substanzielle positive Effekte aus dem Umbau erwartet das Management erst ab 2021/22. Das kommende Geschäftsjahr werde ein "Übergangsjahr", in dem unter dem Strich nochmals ein Verlust anfallen könnte.

Die Neuausrichtung sei ein "einschneidender Schritt" für Heidelberger Druck, so Hundsdörfer. Er sei jedoch notwendig, um das Unternehmen wieder in die "Erfolgsspur" zu bringen. Heidelberger Druck hat in den vergangenen Jahren im Zuge der Digitalisierung der Druckindustrie bereits mehrere tiefgreifende Restrukturierungen hinter sich gebracht.

Der Konzern will seine Liquidität deutlich verbessern. Um die Restrukturierung zu finanzieren und die finanzielle Stabilität zu erhöhen, will Heidelberger Druck (Heidelberger Druckmaschinen) einen Teil der Liquiditätsreserven von rund 375 Millionen Euro aus dem Treuhandvermögen des 2005 gegründeten Heidelberg Pension-Trust zurückführen. So will das Unternehmen seine Finanzierungsstruktur durch den Abbau von Verbindlichkeiten deutlich verbessern, insbesondere durch die vorzeitige Rückführung einer Hochzinsanleihe mit einem Volumen von 150 Millionen Euro.

"Wir befreien uns in einem Schritt von der drückenden Schuldenlast und können gleichzeitig in den kommenden 18 Monaten die notwendige operative Neuausrichtung konsequent umsetzen", sagte Finanzvorstand Marcus Wassenberg. "Damit machen wir uns kurzfristig krisenfest und verbessern die Profitabilität deutlich." Das Finanzierungskonzept werde von den Arbeitnehmervertretern und der Gewerkschaft sowie auch von allen kreditgebenden Banken mitgetragen.

So reagiert die Aktie

Die kräftige Liquiditätsspritze sowie die erneute Restrukturierung haben die Aktien von Heidelberger Druck am Mittwoch im tiefroten Gesamtmarkt steil nach oben katapultiert. Zeitweise schossen sie um rund 30 Prozent hoch. Letztlich gewann die HeidelDruck-Aktie im XETRA-Handel 12,49 Prozent auf 0,6125 Euro.

Das Heidelberger Unternehmen senkte erneut den Ausblick, doch die Anleger sahen dies nun entspannter, da dies dem umfangreichen Maßnahmenpaket geschuldet ist, das Heidelberger Druck auf sicherere Füße stellen soll sowie der Unsicherheit wegen der Coronavirus-Pandemie.

Ein Händler wertete es vor allem positiv, dass der nun geplante Umbau auf die Verbesserung der Ertragskraft ziele, und außerdem die Finanzkraft gestärkt werde. Vor allem in Zeiten, wo auf fallende Kurse gewettet werde, und Heidelberger Druck zunehmend in seiner Existenz bedroht gewesen sei, kämen die Aussagen zum richtigen Zeitpunkt.

Heidelberger Druck hatte am Dienstagabend über einen weiteren Konzernumbau samt Stellenstreichungen informiert. Um die geplanten umfangreichen Schritte zu finanzieren und die finanzielle Stabilität zu erhöhen, sollen dafür Liquiditätsreserven zurückgeführt werden. Dabei geht es um rund 375 Millionen Euro aus dem Treuhandvermögen des 2005 gegründeten Heidelberg Pension-Trusts. Der Betrag soll auch dafür verwendet werden, eine hoch verzinsliche Anleihe mit einem Volumen von 150 Millionen Euro vorzeitig zurückzuzahlen, was von dem Händler ebenfalls positiv erwähnt wurde.

"Dieser Schritt sichert die Zukunft des Unternehmens", schrieb Stefan Augustin vom Analysehaus Pareto Securities und empfiehlt die Aktie nun sogar zum Kauf. Der Druckmaschinenhersteller unternehme etwas und bringe zudem seine Nettoverschuldung dank der Rückführung von Mitteln aus dem Treuhandvermögen der Nullgrenze nahe.

Commerzbank-Analyst Malte Schulz kommentierte ähnlich: "Die 375 Millionen Euro Liquidität sind für Heidelberger Druck eine dringend nötige Erleichterung in dieser schwierigen Zeit und beseitigen einige Sorgen hinsichtlich des kurzfristigen Überlebens."

Dass der Kurssprung zeitweise so kräftig war trotz des sehr schwachen Gesamtmarktes, liegt jedoch nicht nur an der Begeisterung von Anlegern. "Laut Bloomberg sind 15,5 Millionen Aktien von den Investoren Immerson Capital, Bluemountain Capital und Worldquant leerverkauft. Da kann auch mal Eindeckungsbedarf entstehen", sagte ein Händler. Mit Leerverkäufen werden Aktien verkauft, die lediglich geliehen sind. Wer so auf fallende Kurse setzt, erwartet, dass er die verkauften Papiere zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurückkaufen kann. Steigt die Aktie aber, müssen sich Leerverkäufer rasch auch zu höheren Preisen wieder eindecken, um ihre Verluste zu begrenzen.

Bereits seit Jahrzehnten kennen die Aktien von Heidelberger Druck fast nur noch den Weg nach unten. Ihr Rekordhoch aus dem Jahr 2000 bei über 73 Euro liegt lang zurück. Zuletzt hatte sich die Talfahrt der Papiere Ende des vergangenen Jahres wieder deutlicher beschleunigt. Erst am gestrigen Dienstag waren sie im Handelsverlauf auf ein neues Rekordtief gesackt. Dieses Mal war es runter bis auf 0,483 Euro gegangen. Der Verlust allein im bisherigen Jahresverlauf summierte sich damit auf 58 Prozent.

HEIDELBERG (dpa-AFX)

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Bildquellen: Heidelberger Druckmaschinen AG

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