Cannabis-Aktien fallen: FDA-Anhörung deutet auf "chaotischen Zustand der Branche" hin
Seit längerem wird ein klarer rechtlicher Rahmen zur Nutzung von Cannabidiol (CBD) gefordert. Vergangenen Freitag fand nun die erste regulatorische Anhörung zu diesem Thema statt. Während viele endlich auf eine Lösung gehofft hatten, bestehen auch nach der Anhörung weiterhin zahlreiche ungeklärte Fragen.
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Offene Fragen und Unklarheiten rund um CBD
Nachdem Cannabis in den USA teilweise legalisiert wurde, ist auch das nicht psychoaktive Cannabidiol (CBD) zunehmend in den Fokus gerückt. CBD wurde allerdings nicht in die Aufhebung des Bundesverbots einbezogen, sondern unter die regulatorische Zuständigkeit der U.S. Food and Drug Administration (FDA) gestellt. Eine klare Einordnung steht allerdings bislang noch aus, weshalb vergangenen Freitag nun die erste regulatorische Anhörung zum Thema CBD durchgeführt wurde. Denn die FDA muss nun einen rechtlichen Rahmen schaffen und damit für Klarheit sorgen. Im Vorfeld der Anhörung hatten sich viele in der Branche endlich eine Lösung erhofft, doch auch nun, nach dem Termin, stehen weiterhin viele offene Fragen im Raum. Über 100 Referenten, darunter Forscher, Mediziner, Befürworter, Gegner und Produzenten, haben ihre Meinung zu dem Thema geäußert.
CBD findet insbesondere in der Wellness-Branche immer häufiger Anwendung, doch auch Lebensmittelproduzenten und viele weitere Sektoren sind an dem nicht psychoaktiven Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf interessiert. Denn es soll Schmerzen lindern, entkrampfend und angstlösend wirken. Die FDA habe gewarnt, dass CBD Lebensmitteln, Getränken und anderen Produkten nicht zugefügt werden könne, da es als Medikament betrachtet werde, wie MarketWatch berichtete. Dabei bezog sie sich auf GW Pharma mit Epidiolex, das zur Behandlung von schweren Formen der Kinderepilepsie angewendet wird und kürzlich die FDA-Zulassung erhielt. Es ist damit das erste von der US-Arzneimittelbehörde zugelassene Medikament, das Cannabidiol enthält. Gleichzeitig kündigte die FDA aber auch an, dass sie aufgrund des großen Interesses Wege für die breitere Zulassung finden werde.
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Großes Interesse gepaart mit Unsicherheit
Eine zentrale Feststellung war, dass eine enorm hohe Nachfrage nach CBD bei der US-amerikanischen Bevölkerung besteht. Die Analysten der kanadischen Großbank CIBC zitierten in einer Notiz an ihre Kunden einen Sprecher von Consumer Reports, der sagte, dass etwa 65 Millionen US-Amerikaner CBD getestet hätten, 63 Prozent von ihnen hätten es effektiv gefunden.
Eine weitere Erkenntnis war jedoch, dass immer mehr Hersteller aufgrund der fehlenden Regulierung minderwertige Produkte auf den Markt brachten. Vieles sei verunreinigt oder enthalte falsche Mengen an CBD oder gar THC, dem berauschenden Bestandteil von Cannabis. Kunden seien daher verunsichert und wüssten nun nicht, welchen Produzenten sie vertrauen könnten.
Die Anhörung "verdeutlichte den chaotischen Zustand der Branche mit der weit verbreiteten Verwendung von CBD-Produkten mit minimaler Standardisierung, Beweisen für den Nutzen und Verständnis des Sicherheitsprofils", resümierte Evercore ISI-Analyst Josh Schimmer. Die Diskussion sei "manchmal ziemlich absurd mit seltsamen Behauptungen, inkonsistenten Botschaften und einem Unterton von potenziellen Sicherheitsbedenken" gewesen, so der Analyst. Ähnlich sah es auch Keahey Lanier, Geschäftsführer der HIA: "In der 10-stündigen Anhörung denke ich, dass dem Gremium sowohl gute als auch schlechte Informationen vermittelt wurden. Derzeit besteht also ein Risiko", erklärte Lanier mit Bezug darauf, dass es immer noch einige "Experten" gebe, die nach wie vor nicht zwischen CBD und THC unterscheiden könnten und dementsprechend unzutreffende Angaben machten.
Wie wird die FDA entscheiden?
"Während wir eine explosionsartige Entwicklung des allgemeinen Interesses an CBD-haltigen Produkten beobachten können, gibt es nach wie vor vieles, was wir noch nicht wissen. Was wäre zum Beispiel, wenn jemand eine CBD-Lotion aufträgt, daraufhin ein CBD-Getränk trinkt und hinterher noch CBD-Öl benutzt? Wie viel ist zu viel?", gab Ned Sharpless, stellvertretender Kommissar der FDA, zu bedenken.
Bis eine endgültige Entscheidung getroffen wird, dürfte also noch einige Zeit vergehen. Bis Anfang Juli werde die FDA weiterhin öffentliche Stellungnahmen zu dem Thema akzeptieren, berichtete Yahoo Finance. Einige Experten waren im Anschluss an die Anhörung jedoch nicht allzu positiv gestimmt, dass es zeitnah zu einer Entscheidung kommen werde. Dr. Amy Abernethy, stellvertretende Hauptkommissarin der FDA, erklärte, dass "angesichts der schnellen Expansion des Marktes eine rechtzeitige Klärung des weiteren Weges entscheidend ist". "Aber es liegt in unserer Verantwortung sicherzustellen, dass der Regulierungspfad wissenschaftlich fundiert ist und im Interesse der öffentlichen Gesundheit liegt".
Es bleibt daher nun abzuwarten, wie die FDA die CBD-Branche regulieren wird. Viele der Referenten sollen bei der Anhörung jedoch die Notwendigkeit von Qualitätsprüfungs- und Sicherheitsstandards betont haben.
Cannabis-Aktien unter Druck
Negativ wirkte sich die Anhörung aufgrund dieses wenig zufriedenstellenden Ausgangs auch auf die Aktien diverser Cannabis-Unternehmen aus. Canopy Growth-Titel fielen an der NYSE um etwa 4,3 Prozent zurück, während es für Aktien von Aurora Cannabis um rund 5 Prozent abwärts ging. Papiere von Tilray verloren an der NASDAQ fast 3 Prozent, bei Cronos wurde ein Verlust von 5,5 Prozent verzeichnet, KushCo büßten etwa 5,4 Prozent ein. Und viele weitere Unternehmen aus der Cannabis-Branche hatten mit Kursrücksetzern zu kämpfen.
Lediglich für GW Pharma sei die Anhörung positiv ausgefallen, die Aktie konnte im Anschluss leicht zulegen.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Oprea George / Shutterstock.com, Opra / Shutterstock.com
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