Einschätzung der Bundesbank: Wirtschaft in Deutschland im zweiten Quartal leicht gewachsen
Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal nach Einschätzung der Bundesbank nicht erneut geschrumpft, was vor allem an einer Stabilisierung des Privatkonsums lag.
In ihrem aktuellen Monatsbericht für Juli schreibt die Bundesbank: "Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte im zweiten Quartal 2023 wieder leicht gestiegen sein. Der zuvor kräftig rückläufige private Konsum stabilisierte sich wohl." Dazu trug laut Bundesbank bei, dass der Arbeitsmarkt nach wie vor in guter Verfassung war, die Löhne kräftig stiegen und sich der Preisanstieg nicht weiter verstärkte. Davon dürften auch die Dienstleistungsbranchen profitiert haben.
Zudem ließen die Lieferengpässe weiter nach. "Zusammen mit dem hohen Auftragspolster verhinderten sie schlechtere Ergebnisse in der Industrie und dem Bau", urteilt die Bundesbank. Sie nimmt aber an, dass keine der beiden Branchen ihre Produktion gegenüber dem Vorquartal steigern konnte. Die Industrie wurde laut Bundesbank dadurch gebremst, dass die Auslandsnachfrage zurückging. Zudem dämpften die gestiegenen Finanzierungskosten die Investitionen im Inland. "Sie belasten auch weiterhin in erheblichem Umfang die Nachfrage nach Bauleistungen."
Die Bundesbank weist auf die gemäß Ifo-Umfrage deutliche Eintrübung der Unternehmensstimmung im Juni hin und will deshalb nicht ausschließen, dass die Konjunkturentwicklung 2023 etwas ungünstiger als von ihr selbst erwartet verlaufen wird. "Die wirtschaftliche Erholung im weiteren Jahresverlauf könnte etwas zögerlicher ausfallen als in der Juni-Prognose erwartet", schreibt sie.
Die Bundesbank erwartet, dass die Inflation in den nächsten Monaten sinken wird. "Zum einen wird der jüngste Preisrückgang auf den vorgelagerten Stufen wohl allmählich an die Verbraucher weitergereicht. Zum anderen sorgt die Rücknahme des 'Tankrabatts' und '9-Euro-Tickets' im September 2022 für einen rechnerisch dämpfenden Effekt auf die HVPI-Rate im September 2023", merkt sie an.
Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) dürfte aber nach ihrer Einschätzung über den Sommer sehr hoch bleiben. Die darin erfassten Preise stiegen zwar aktuell nicht mehr so stark wie bislang. Allerdings zeige sich in der Vorjahresbetrachtung, dass die Pauschalreisen nach Ende der Corona-Beschränkungen wieder ein wesentlich höheres Gewicht erhielten. "Dadurch wird sich das übliche Hoch bei den Preisen für Pauschalreisen im Sommer in diesem Jahr stärker niederschlagen als im Jahr zuvor."
FRANKFURT (Dow Jones)
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