Fröhlicher Kaufrausch: Die besten Weihnachtsaktien
Die Deutschen haben mehr Geld in der Tasche - und geben es zu Weihnachten aller Voraussicht nach mit vollen Händen aus. Für die Aktionäre von gut positionierten Händlern ein Glücksfall. Wer profitiert.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Eins nach dem anderen. Gerhard Weber ist zu lang im Geschäft, um sich von schnellem Wachstum in neuen Märkten ablenken zu lassen. Sein Modeunternehmen Gerry Weber, das er 1973 mit Udo Hardiek als Hatex KG gegründet hat, ist heute einer der stärksten Werte im MDAX. Seit Sommer verkaufen die Westfalen ihre Ware auch in Amerika, in den Kaufhäusern von Bloomingdale’s und Dillard’s.
Auch Konkurrent Macy’s hätte gern Damenkleidung der deutschen Marke im Angebot. Doch der westfälische Modeveteran bleibt vorsichtig. Weber schreckt vor einem zu raschen Engagement in den USA zurück, will sich keine unnötigen Risiken in die Bücher holen. Selbst wenn die Branche jenseits des Atlantiks ein gutes Weihnachtsgeschäft erwartet.
Der 71-Jährige will das Expansionstempo seiner Firma selbst bestimmen. „Da können die Einkäufer unserer US-Partner uns noch so sehr bitten und drängen, kurzfristig zu liefern“, sagt Weber eisern. Gleichwohl ist es dem Firmenchef zuletzt gelungen, die deutlich größeren und internationaler aufgestellten europäischen Konkurrenten H & M und Inditex beim Wachstum zu übertrumpfen. Und das, obwohl der Konzern immer noch 65 Prozent des Umsatzes in Deutschland einfährt.
Webers Treue zum Heimatmarkt, die er jüngst mit der Übernahme von 200 Filialen des insolventen Göttinger Modeunternehmens Wissmach untermauerte, dürfte sich in den kommenden Wochen auszahlen. Schließlich erwarten Experten für Deutschland ein glänzendes Weihnachtsgeschäft. „Die Deutschen werden es krachen lassen. Gegen die schlechten Nachrichten zur Schuldenkrise in Europa haben sie sich ein dickes Fell zugelegt“, sagt Peter Thormann, Leiter des Bereichs Einzelhandel bei der Unternehmensberatung Deloitte & Touche. Solange die Krise außerhalb Deutschlands stattfindet, werde sie die hierzulande neu entdeckte Freude am Konsum nicht trüben, glaubt Thormann.
Über 80 Milliarden Umsatz
Um sieben Prozent auf durchschnittlich 485 Euro werden die Deutschen ihr Budget für Weihnachtsgeschenke nach Schätzungen der Unternehmensberatung erhöhen. „Die meisten werden schon in der zweiten Novemberhälfte Geschenke besorgen. Und wer früher kauft, gibt zum Schluss meistens mehr Geld aus“, sagt Thormann.
Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet mit einem neuen Rekord zum Fest. Den Schätzungen zufolge wird der Gesamtumsatz der rund 400.000 Mitglieder im Weihnachtsgeschäft erstmals die Marke von 80 Milliarden Euro überschreiten. Die ungetrübte Konsumlust ist der vergleichsweise positiven Situation am deutschen Arbeitsmarkt zu verdanken. Während im restlichen Europa die Krise unerbittlich in Form steigender Arbeitslosenzahlen zuschlägt, freuen sich deutsche Beschäftigte über vergleichsweise sichere Jobs — und steigende Kaufkraft.
Die Tariflöhne stiegen im Sommer durchschnittlich um 3,2 Prozent, so stark wie seit vier Jahren nicht mehr. Die Händler sind in Jubelstimmung. „Die Deutschen haben mehr Geld in der Tasche und sind auch bereit, einen Teil davon auszugeben“, sagt HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.
Es werden sogar zusätzliche Jobs geschaffen. Jeder vierte Einzelhändler plant laut HDE, Weihnachtshelfer einzustellen. Unterm Strich sollen mindestens 30 000 zusätzliche Mitarbeiter während der Feiertagssaison arbeiten.
Onlinegeschäft zieht deutlich an
Vor allem Paketdienste und Onlineversender wie Amazon stellen ein. Denn beinahe jedes zehnte Geschenk wird inzwischen online geordert, Tendenz stark steigend.
Der Trend bringt Aufsteiger wie den Onlineversender Zalando nach vorn. Die Berliner sehen sich als größten Internetanbieter von Schuhen und Mode in Deutschland. 2011 verdreifachte die Firma den Umsatz auf 510 Millionen Euro. Im laufenden Jahr waren es schon nach sechs Monaten 471 Millionen. Der Erfolg der Web-Unternehmen setzt etablierte Versender wie den Hamburger Otto-Versand, aber auch so manchen Konkurrenten aus dem stationären Handel gehörig unter Druck.
Modefilialisten wie Gerry Weber stört die Konkurrenz durch die aufstrebenden Berliner weniger. Der Online-Umsatz von Weber legte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2011/12 um 40 Prozent auf 12,2 Millionen Euro zu. Das Ziel für das Ende Oktober abgeschlossene Geschäftsjahr, 15 Prozent mehr Umsatz im Web, dürfte der Konzern klar übertroffen haben.
Mit Beginn der Weihnachtssaison Anfang November dürfte das Geschäft noch angezogen haben. Schließlich sind — wie immer vor den Festtagen — typische Geschenkartikel wie Kleidung, aber auch Uhren, Schmuck oder Schuhe besonders gefragt.
Für die Spezialisten unter den Einzelhändlern geht es deshalb in diesen Wochen erst richtig los. Auf dem Wunschzettel für Investoren stehen neben Gerry Weber auch der Hamburger Konkurrent Tom Tailor, der Schmuckhändler Bijou Brigitte, Weinhändler Hawesko, Fotobuchhersteller Cewe Color sowie das Münchner Modehaus Ludwig Beck — bei all diesen Unternehmen liegt der Schwerpunkt von Umsatz und Gewinn auf dem vierten Quartal.
Bei Ludwig Beck läuft der Laden
Dieter Münch, Chef der Kaufhausgruppe Ludwig Beck, kann „Unsicherheit im Kaufverhalten aufgrund einer sich eintrübenden Konjunktur“ nicht feststellen. Münch geht davon aus, dass die bisherigen guten Ergebnisse „mit dem Herbst- und Weihnachtsgeschäft noch einmal übertroffen werden“.
Den Löwenanteil des Umsatzes machen die Bayern in ihrem Stammhaus „Kaufhaus der Sinne“ am Münchner Marienplatz sowie in der Kosmetikfiliale in der wenige Gehminuten entfernten Einkaufspassage Fünf Höfe. Das Kaufhauskonzept, das auf das außergewöhnliche Einkaufserlebnis abzielt, lässt sich jedoch offenbar schwer auf andere Standorte übertragen. Filialen in Augsburg und im Norden Münchens wurden bereits geschlossen.
Immer noch tief in der Restrukturierung des Vertriebsnetzes von europaweit rund 1200 Filialen steckt der Hamburger Schmuckhändler Bijou Brigitte. Das Management hat indes zuletzt das schlimmste Szenario gestrichen. Demzufolge hätte der Vorsteuergewinn im laufenden Jahr um mehr als 40 Prozent auf 40 Millionen Euro einbrechen können.
Dennoch ist das Geschäft der Hanseaten durch die starke Präsenz in Spanien, Portugal und Italien belastet. Die Optimierung des Filialnetzes und das Weihnachtsgeschäft sollen 2012 gleichwohl für 50 bis 55 Millionen Euro Vorsteuergewinn sorgen.
Beim Hamburger Weinhändler Hawesko setzt man auf den stetig steigenden Weinkonsum der Deutschen. Gute Tropfen werden bekanntlich besonders gern an den Festtagen genossen — und eignen sich zudem als Geschenk. Konzernchef Alexander Margaritoff setzt deshalb regelmäßig vor dem Fest seine Marketingmaschine unter Volldampf. In Zeitungsanzeigen und mit Anschreiben an die Stammkundschaft kurbelt der Unternehmensgründer und Hauptaktionär das Geschäft an. Schließlich erzielt der größte Weinhändler Deutschlands, der neben dem Versandgeschäft der Marken Hawesko und Wein & Vinos auch die stationäre Kette Jacques’ Wein-Depot betreibt, im Schnitt fast 40 Prozent des Umsatzes in der Hochsaison.
Buchstäblich mit jedem Tag spannender wird es jetzt im Geschäft von Europas größtem Hersteller und Versender von digitalen Fotos sowie Fotobüchern, Cewe Color. Um beim operativen Gewinn auf das in Aussicht gestellte Jahresziel zu kommen, müssen von Oktober bis Ende Dezember "27,2 bis 33,2 Millionen Euro" geholt werden, sagt Vorstandschef Rolf Holländer. Da operativ bislang noch überhaupt kein Gewinn gemacht wurde, wäre das der komplette Jahresgewinn. 2011 lag der Gewinnanteil des vierten Quartals bei knapp 90 Prozent. Mit dieser Ausgangslage sind die Norddeutschen also bestens vertraut. Die Verkaufsschlager für den anvisierten Rekordumsatz von mehr als 500 Millionen Euro sollen Fotobücher und der Onlinedruck werden.
Kapazitäten für das Fest
Die Modefirma Tom Tailor hat ihre Präsenz im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft deutlich ausgebaut. Die Hamburger schluckten im Sommer den Konkurrenten Bonita. Die Firma vom Niederrhein mit bundesweit 960 Filialen ist auf die Kundschaft über 40 spezialisiert. Tom Tailor schneidert dagegen Klamotten für jugendliche Käufer. Deshalb sollen die beiden Marken auch künftig eigenständig geführt werden. Bonita ist dabei deutlich profitabler als Tom Tailor. Investoren hoffen auf positive Übernahmeeffekte und honorierten deshalb die Sortimentserweiterung der Hanseaten.
Gerry Weber fand mit der Übernahme von 200 Filialen des insolventen Göttinger Modefilialisten Wissmach noch rechtzeitig vor dem Fest Platz für den Ausbau der Konzernmarke Taifun. 120 Wissmach-Läden wurden vor Beginn der Saison in Taifun-Läden umgebaut. Beim Umsatz ist der Konzern mit geschätzten 798 Millionen im jüngsten Geschäftsjahr näher an die Umsatzmilliarde gerückt. Bei seiner Expansion in die USA kann sich Patriarch Weber also durchaus Zeit lassen.
Investor-Info
CeWe Color
Klassische Weihnachtsaktie
Im wichtigsten Segment Fotofinishing haben sich Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Vorjahr noch stärker ins vierte Quartal verlagert. Anfang November bestätigte CeWe Color die Prognosen für das Gesamtjahr. Das Weihnachtsgeschäft könnte überdies positive Überraschungen beim Gewinn bereithalten. Hohe Dividendenrendite. Anleger sollten die jüngste Kurskorrektur zum Kauf nutzen.
Gerry Weber
Hochwertige Margen
Die Dauerläufer-Aktie im MDAX ist nicht mehr billig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2013 liegt etwas über dem erwarteten Gewinnwachstum. Allerdings steigen die Gewinnmargen weiter: Trotz Belastungen aus der Wissmach-Übernahme lag die operative Marge nach neun Monaten mit zwölf Prozent leicht über Vorjahr. Das zeichnet ein erstklassiges Geschäftsmodell aus. Die Aktie bleibt aussichtsreich.
Hawesko
Starkes Kaufsignal
Wegen des schwindenden Dursts der Chinesen auf teuren Bordeaux hat Hawesko die Wachstumsziele für 2012 revidiert. Statt „eindeutig zweistellig“ soll der Umsatzzuwachs nur bei etwa zehn Prozent
liegen. Allerdings werden mehr als 85 Prozent des Umsatzes in Deutschland eingefahren. Im Februar wurden die Berliner Wein & Vinos geschluckt. Hohe Dividendenrendite. Der Chart liefert ein Kaufsignal.
Tom Tailor
Schneller Aufsteiger
Mit dem Kauf der profitablen Bonita-Gruppe hat Tom Tailor einen großen Sprung nach vorn gemacht. Die anfängliche Freude der Investoren wird inzwischen von Sorgen über Belastungen durch die Übernahme überlagert. Für 2013 wird fast eine Gewinnverdopplung und für die folgenden Jahre mehr als 30 Prozent Wachstum erwartet. Spekulativ.
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