RWE-Aktie zieht kräftig an: RWE hebt Ergebnisprognose an - Kartellamt sieht bei Stromerzeugung marktbeherrschende Stellung
RWE wird dank der hohen Energiepreise optimistischer für das laufende Jahr.
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Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) solle 2022 nun zwischen 3,6 und 4,0 Milliarden Euro liegen, teilte der Konzern überraschend am Donnerstag in Essen mit. Zuvor hatte RWE lediglich im besten Fall das untere Ende dieser Spanne prognostiziert.
Im Kerngeschäft soll das operative Ergebnis zwischen 2,9 und 3,3 Milliarden Euro liegen. Hierzu zählen bei RWE der Energiehandel, die Segmente Off- und Onshore von Wind und Solar sowie Wasser, Biomasse und Gas. Zudem kündigte das Management an, für 2022 ebenso wie für das vergangene Jahr eine Dividende von 0,90 Euro zahlen zu wollen.
RWE profitiert vor allem von den hohen Energiepreisen. Dadurch könnten auch höhere Erzeugungsmargen erzielt werden, hieß es von Finanzvorstand Michael Müller laut Mitteilung. Und somit soll auch das bereinigte Nettoergebnis dieses Jahr besser ausfallen als bislang gedacht. Statt 1,1 bis 1,4 erwartet das Management um Konzernchef Markus Krebber nun 1,3 bis 1,7 Milliarden Euro. Mit seiner neuen Prognose übertrifft das Management bei allen Kennziffern auch die Erwartungen von Analysten.
Mehr Details zur weiteren Geschäftsentwicklung dürfte es bei der Vorlage der endgültigen Zahlen für 2021 am 15. März geben. Zum vergangenen Geschäftsjahr hatte RWE Ende Januar bereits vorläufige Zahlen vorgelegt.
Erhöhung des Gewinnziels treibt RWE-Kurs auf Hoch seit 2011
Eine für das laufende Jahr erhöhte Ergebnisprognose ist für die Aktien von RWE am Donnerstag zum nächsten Kurstreiber geworden. Nach verhaltenem Start schnellten sie mit den neuen Zielen via XETRA bis auf 38,78 Euro nach oben und erreichten so ihr höchstes Niveau seit 2011. Zum Handelsschluss betrug das Kursplus 4,66 Prozent auf 38,60 Euro.
Auf Konzernebene erwartet der Versorger 2022 nun ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 3,6 bis 4,0 Milliarden Euro nach zuvor 3,3 bis 3,6 Milliarden. Händler sprachen in ersten Reaktionen von einer optimistischen Prognose, die ein gutes Stück über der Markterwartung liege. Dies untermauerte der Jefferies-Analyst Ahmed Farman, der in einer ersten Einschätzung für die Marktschätzungen von elf Prozent Steigerungspotenzial sprach.
Farman lobte in seiner Studie, dass die anspruchsvolleren Ziele vor allem mit den Geschäften im Bereich Wasserstoff, Biomasse und Gas in Zusammenhang stünden. Hier liegt ein neuer Schwerpunkt des Energiekonzerns, der sich strategisch auf erneuerbare Energien fokussiert. In diesen drei Bereichen erwirtschafte RWE im derzeit volatilen und von hohen Preisen bestimmten Marktumfeld bei der Stromerzeugung höhere Margen, lobte der Experte.
In diesem Jahr haben die RWE-Aktien schon um etwa acht Prozent zugelegt, während der DAX bislang drei Prozent verloren hat. Erst Ende Januar hatten starke Zahlen für das vergangene Jahr dem Kurs Schub gegeben. Seit dem Zwischentief im Sommer 2021 konnten Anleger mehr als ein Drittel mit RWE-Aktien verdienen. Bis zum Rekord aus dem Jahr 2008 ist es aber noch ein weiter Weg: Damals waren sie vor dem Finanzkrisen-Crash in der Spitze knapp über 100 Euro gehandelt worden.
Stromerzeugung: Kartellamt sieht marktbeherrschende Stellung von RWE
Das Bundeskartellamt geht in seiner neuesten Analyse der Wettbewerbsverhältnisse auf dem Stromerzeugungsmarkt davon aus, dass der Energieerzeuger RWE eine marktbeherrschende Stellung innehat. 2021 sei durch eine wieder erhöhte Stromnachfrage, erste Kraftwerksabschaltungen im Zuge des Kohleausstiegs und eine vergleichsweise niedrige Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien gekennzeichnet gewesen. "Dadurch wurde der Kraftwerkspark des unverändert größten Stromerzeugers RWE erwartungsgemäß in einer deutlich größeren Anzahl von Stunden unverzichtbar für die Deckung der Stromnachfrage", sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt laut einer Mitteilung am Donnerstag. "Nach unseren Ermittlungen liegt RWE damit über der Schwelle für eine marktbeherrschende Stellung."
Damit unterliege RWE einer verschärften Verhaltenskontrolle bei der Steuerung seiner Kraftwerke, erklärte ein Sprecher. "RWE muss darauf achten, dass sie ihre Kraftwerke jetzt nicht so steuern und betreiben, dass sie ihre Marktposition missbräuchlich ausnutzen." Derzeit bestehe aber kein Anfangsverdacht für einen Missbrauch, betonte der Sprecher.
RWE wies die Einschätzung des Kartellamts zurück. RWE sei für die Umstände und das Marktumfeld, die zu der angeblich erlangten marktbeherrschenden Stellung geführt haben, nicht verantwortlich, erklärte das Unternehmen. So hätten sich die in Deutschland insgesamt zur Verfügung stehenden konventionellen Kapazitäten aufgrund gesetzlicher Rahmenbedingungen wie Kohle- und Kernenergieausstieg erheblich verringert. RWE habe keine neuen konventionellen Kapazitäten errichtet. Im Gegenteil lege man im Zeitraum 2020 bis 2022 Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehr als 7000 Megawatt still. RWE warf der Behörde außerdem methodische Mängel vor. So habe das Bundeskartellamt ausländischen Wettbewerbsdruck in seiner Analyse nur unzureichend berücksichtigt.
/lew/mis
ESSEN (dpa-AFX)
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