Konjunktursorgen

Wirtschaftsboom nicht unendlich: Mehrheit der Experten hat sich auf konkreten Zeitpunkt für Rezession festgelegt

04.10.18 21:45 Uhr

Wirtschaftsboom nicht unendlich: Mehrheit der Experten hat sich auf konkreten Zeitpunkt für Rezession festgelegt | finanzen.net

Die US-Wirtschaft wächst hoch hinaus, US-Präsident Trump schreibt sich den Erfolg auf die eigene Fahne. Doch die Aufwärtsbewegung kann nicht ewig so weitergehen. Nun sehen die meisten US-Ökonomen schon die ersten Anzeichen einer Rezession.

Die US-Wirtschaft legt derzeit einen wahren Boom an den Tag. So belief sich das BIP im zweiten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 4,2 Prozent. Schon im Vorquartal wuchs die Wirtschaft um 2,2 Prozent. Den ökonomischen Aufschwung schreibt sich US-Präsident Donald Trump selbst zu. Mit seinen so genannten "Trumponomics" habe er maßgeblich dazu beigetragen. Doch der Aufschwung kann nicht ewig andauern, auch eine Studie prophezeit nun ein jähes Ende.

US-Ökonomen erwarten Ende 2020 das Einsetzen der Rezession

Eine Umfrage der National Association for Business Economics (NABE) hat nun ergeben, dass sich die Mehrheit der Ökonomen die US-Wirtschaft bald auf dem absteigenden Ast sieht. So sehen zehn Prozent der befragten Wirtschaftswissenschaftler die Rezession bereits im nächsten Jahr kommen. Dagegen stehen satte 56 Prozent, welche von einem Abschwung im Jahr 2020 ausgehen. Ein Drittel der Befragten erwartet, dass dies erst 2021 oder später der Fall sein wird.

Gründe für den wirtschaftlichen Rückwärtsgang

Auch die Hintergründe einer möglichen Rezession wurden in der Umfrage thematisiert. So gehen 42 Prozent der Befragten davon aus, dass die Handelspolitik der Vereinigten Staaten eines der größten Risiken für die heimische Wirtschaft darstelle. 18 Prozent sehen dagegen steigende Zinsen als größte Gefahr. Ebenfalls 18 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Volatilität bzw. ein erheblicher Rücksetzer am Aktienmarkt die Konjunkturflaute auslösen könnte.

Fed-Chef Powell untermauert Rezession 2020

Der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, gesellt sich zu der Mehrheit der befragten Ökonomen. Er sagte in der vergangenen Woche auf einer Veranstaltung in Washington, dass es keinen Grund gebe anzunehmen, "dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten ein bis zwei Jahren überhaupt erhöht ist". Diesem Kurs scheinen auch die Währungshüter in ihrer Geldpolitik zu folgen. Nach der Leitzinserhöhung am 26. September erwarten Experten, dass die Fed die Zinsen im kommenden Dezember, im Jahr 2019 dreimal und 2020 noch einmal anheben wird. Die Mehrheit der US-Währungshüter geht davon aus, dass sich die Federal Funds Rate Ende 2020 in einer Spanne von 3,25 bis 3,5 Prozent bewegen wird und bis 2021 auf diesem Niveau gehalten werden soll. Auch dieser Weg spräche für einen Konjunkturabschwung im übernächsten Jahr.

"Trumponomics" zu kurzfristig gedacht?

Zwar hat US-Präsident Donald Trump mit seiner Wirtschaftspolitik einen Anteil am aktuellen wirtschaftlichen Boom, allerdings könnten genau seine Taten auch eine Rezession auslösen. So ist die Handelspolitik nicht unumstritten. Mit den verhängten Strafzöllen versucht er zwar die heimische Wirtschaft zu schützen, allerdings könnten die Konflikte auch dazu führen, dass die US-Wirtschaft von anderen Ländern gemieden wird. Außerdem bescherte das von Trump verabschiedete Steuerpaket in diesem Jahr heimischen Unternehmen satte Gewinne, die jedoch nicht von Dauer sein dürften. Dieses Steuerpaket dürfte auch zu einem immensen Loch im US-Etat führen.

Redaktion finanzen.net

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