Commerzbank verkauft milliardenschwere Immobilien-Portfolios
Die Commerzbank hat zwei gewerbliche Immobilienkreditportfolios im Nominalvolumen von 2,9 Milliarden Euro verkauft und sich damit angesichts schärferer Bilanzrichtlinien mehr Spielraum beim Eigenkapital verschafft.
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Wie die Bank am Mittwoch mitteilte, geht ein Portfolio mit europäischen Gewerbeimmobilienkrediten im Nominalwert von 2,2 Milliarden Euro an ein Konsortium von J.P. Morgan und Lone Star, ein deutsches Portfolio mit einem Nominalvolumen von rund 700 Millionen Euro an den Investor Oaktree. Über die weiteren Einzelheiten der Verträge machte die Bank keine Angaben, weil mit den Käufern Stillschweigen vereinbart worden sei.
Den Verkaufspreis nannte die Bank daher nicht. Sie teilte lediglich mit, dass auf den Wert, mit dem die Portfolios in der Bilanz der Bank bewertet werden, ein "ein niedriger Abschlag in Höhe von rund 3 Prozent" fällig geworden sei. Durch den Abschlag auf den Buchwert werde das Ergebnis der Bank im zweiten Quartal mit rund 65 Millionen Euro und im dritten Quartal mit rund 20 Millionen Euro belastet. Allerdings führe die Transaktion zu einem positiven Nettokapitaleffekt von etwa 105 Millionen Euro im dritten Quartal, weil rund 1,9 Milliarden Euro an risikogewichteten Aktiva in der Bilanz freiwerden.
Denn die Bank muss jetzt für die teils notleidenden Kredite kein Eigenkapital in der Bilanz mehr vorhalten. Das hilft der Commerzbank dabei, künftig die strenger werdenden Eigenkapitalrichtlinien für Banken zu erfüllen. Mit einer Kapitalerhöhung hatte die Bank Ende April ihre Eigenkapitalquote unter voller Anwendung der neuesten, Basel III genannten Vorschriften, auf 10,2 Prozent gegenüber 9,5 Prozent Ende März gesteigert. Viele Bankanalysten halten einen zweistelligen Kapitalpuffer bei europäischen Banken für unabdingbar.
"Die positiven und negativen Impulse aus den Verkäufen gleichen sich aus", urteilte daher auch Heino Ruland von Ruland Research in einer ersten Einschätzung. Mit der Freisetzung von Kapital stünden "neue Mittel für andere Geschäfte zur Verfügung", sagte der Analyst.
Die Aktie der Commerzbank legt gegen Mittag rund 2,5 Prozent auf 11,74 Euro zu. Allerdings tendieren der gesamte Markt und insbesondere die Banken wegen der Hoffnung auf eine Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland sehr positiv. Der Dax liegt 2,0 Prozent im Plus, der Bankenindex im EuroStoxx600 legt 1,9 Prozent zu.
Die veräußerten Portfolios machen nach Angaben der Bank fast ein Fünftel der noch verbliebenen nicht-strategischen gewerblichen Immobilienfinanzierungskredite der Bank aus. Die Portfolios stellten rund 17 Prozent der gesamten per Ende März 2015 noch verbliebenen gewerblichen Immobilienfinanzierungskredite in Höhe von 17,5 Milliarden Euro dar, erläuterte die Bank am Mittwoch. Das veräußerte deutsche Portfolio gewerblicher Immobilienfinanzierungen besteht vor allem aus notleidenden Krediten. Durch den Verkauf reduziert sich das inländische Schwarzbuch um rund 40 Prozent.
Das europäische Portfolio erstreckt sich über die Länder Belgien, Dänemark, Finnland, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Rumänien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Tschechien, Türkei, Ungarn und Zypern. Enthalten sind sowohl Problemkredite als auch nicht notleidende Kredite. Durch den Verkauf konnte die Komplexität bei den nicht-strategischen gewerblichen Immobilienkrediten "deutlich verringert werden", so die Commerzbank in einer Pressemitteilung.
Die Commerzbank will ihre Portfolios im Bereich gewerbliche Immobilienfinanzierungen und in der Schiffsfinanzierung weiter abbauen. "Beide Transaktionen zeigen, dass wir unseren wertschonenden Abbau weiterhin zügig vorantreiben und sowohl das Risiko als auch die Komplexität im Segment NCA signifikant reduzieren", sagte Sascha Klaus, Bereichsvorstand Non-Core Assets Commercial Real Estate.
Die Ergebnisse der Bank waren lange durch Abschreibungen und höhere Risikovorsorge für gefährdete Kredite belastet. Die Bank hat daher die nicht-strategischen Kredite aus der Kernbank ausgelagert und versucht, diese "non-core assets" (NCA) nach und nach abzustoßen. Weil das allmählich gelingt, muss die Bank immer weniger Geld für Kreditausfälle zurückstellen. Im ersten Quartal flossen nur noch 158 Millionen Euro in die Risikovorsorge, vor einem Jahr waren es noch 238 Millionen Euro gewesen.
Im letzten Jahr hatte sich die Bank unter anderem von ihrem Portfolio an Schiffskrediten erfolgreich getrennt, das sie seit 2012 im Abbauportfolio NCA ausgelagert hatte.
FRANKFURT (Dow Jones)
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