Warren Buffett: Das könnte die US-Regierung gegen wirtschaftliche Ungleichheit unternehmen
Die Schere zwischen Arm und Reich ist den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer größer geworden. Börsenlegende Warren Buffett ist der Meinung, dass diese Entwicklung weiter fortschreitet, wenn die US-Regierung nichts dagegen unternimmt.
• Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer
• USA wären in der Lage, dafür zu sorgen, dass keiner zurückgelassen wird
• Buffett erachtet Steuergutschriften und Steuererhöhungen als notwendige Mittel
In einem Interview mit Yahoo Finance im März erläutert Warren Buffett, der sich selbst als Kapitalisten bezeichnet, welche Möglichkeiten er für sinnvoll erachtet, um die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Arm und Reich in den USA zu reduzieren.
Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer
Früher war die Schere zwischen Arm und Reich nicht so groß. Um dies zu veranschaulichen, geht Börsenlegende Warren Buffett weit zurück: "Wenn Sie zurück in 1800 gingen und 80% der Menschen Bauern wären und Sie der beste Bauer in Omaha wären und ich der schlechteste, könnte der Unterschied in unserem Wert zwei zu eins betragen", erklärt Buffett. "Sie könnten doppelt so viel wert sein, wenn wir da draußen Mais ernteten oder was auch immer wir tun oder pflanzen würden." Doch die Zeiten haben sich geändert und so trage der Kapitalismus, da ist sich Buffett sicher, seinen Teil dazu bei, dass sich auch in Zukunft die Kluft zwischen den Menschen "mit Marktkenntnissen, unabhängig von den Anforderungen des Marktes, und anderen vergrößern wird, es sei denn, die Regierung unternimmt etwas […]".
Menschen, die in Dingen besonders gut seien, nach denen die Nachfrage am Markt sehr groß ist, würden heutzutage extrem hohe Gehälter bekommen. Als gutes Beispiel führt Buffett dafür den Sport an: Wer hier auf einem bestimmten Gebiet, ob Fußball, Basketball oder anderen Sportarten, zu den Besten der Besten gehört, ist in unserer heutigen Zeit Millionen wert. Das liegt daran, dass die Menschen Unterhaltung wollen und die Nachfrage nach bestimmten Sportarten besonders groß ist und damit genau dort das Geld hinfließt.
Das sei natürlich nicht so beabsichtigt, "[…] das liegt nicht daran, dass eine Menge Leute in einem Raum sitzen und entscheiden, dass wir herausfinden werden, wie wir es den Armen wegnehmen können, oder so etwas". Es liege am Marktsystem - dem Marktsystem, von dem wir wollten, dass es weiterhin so funktioniert wie bisher, in dem aber keine Teile der Gesellschaft, in der es ein BIP pro Kopf von 60.000 US-Dollar gibt, zurückgelassen werden sollten, erklärt Buffett.
Steuergutschrift für Geringverdiener
"Jeder, der 40 Stunden die Woche arbeitet und ein paar Kinder hat" sollte in einer Familie keinen zweiten Job annehmen müssen, sondern auch so ein anständiges Leben führen können, verlautet Buffett im Interview. Eine Möglichkeit, um etwas gegen die zunehmende wirtschaftliche Ungleichheit zu unternehmen, sei die Steuergutschrift für Individuen und Paare mit geringem bis mittlerem Einkommen, vor allem für diejenigen, die Kinder haben. Den sogenannten earned income tax credit (EITC) zu erhöhen sei der bessere Weg, im Vergleich zur Anhebung des Mindestlohns. "Was sie brauchen, ist mehr Geld in der Tasche. Jetzt können Sie mit einem Mindestlohn mehr Geld in die Tasche bekommen, aber es arbeiten nicht so viele Menschen", begründet das Orakel von Omaha seine Aussage.
Höhere Steuern für Vielverdiener
Auf der anderen Seite sollten, wie Buffett verlautet, die Steuern für diejenigen, die heutzutage mehr als nur gut verdienen, angehoben werden: "Meiner Ansicht nach erfordert es höhere Steuern für Menschen, die mit besonderen Talenten in diese Welt hineingeboren wurden […] vor 200 Jahren wären sie da draußen gewesen, um mit mir Mais zu pflücken".
Die USA besäßen die Möglichkeiten einige Menschen, zu denen Buffett sich selbst zählt, ein sehr gutes Leben führen zu lassen und dennoch dafür zu sorgen, dass keiner durch das Raster fällt. Damit nicht "zwei Leute zwei Jobs haben und Sie sich fragen, wie Sie Ihre Kinder ernähren sollen. 7,50 USD pro Stunde tun es nicht und 10 USD pro Stunde tun es nicht, aber wir können es tun. Wir haben die Ressourcen dafür", so Buffett.
Auch in Deutschland wächst die Schere zwischen Arm und Reich. Hier gilt aber immerhin seit Anfang 2015 ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn, daneben gibt es inzwischen auch zahlreiche Branchen-Mindestlöhne. Neben der Erhöhung des Mindestlohns wird auch hierzulande eine stärkere Besteuerung von Spitzeneinkommen diskutiert, um gegen die zunehmende Ungleichheit vorzugehen.
Redaktion finanzen.net
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