easyJet-Deutschland-Chef spürt keinen Klima-Effekt bei Buchungen
Trotz anhaltender Proteste und Diskussionen rund um den Klimaschutz spürt der Billigflieger easyJet noch keine Auswirkungen auf die Buchungszahlen.
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"Wir schauen im Gesamtjahr auf rund 90 Millionen Passagiere und erwarten auch in diesem Jahr erneut Wachstum", sagte Deutschland-Chef Stephan Erler der Deutschen Presse-Agentur. "Einen Zusammenhang mit der Klimadebatte können wir deshalb nicht feststellen."
Dennoch scheint die Bereitschaft der Menschen zuzunehmen, etwas zum Klimaschutz zu tun. Die Klimaschutzorganisation Atmosfair vermeldete jüngst, 2018 seien 9,5 Millionen Euro Ausgleichszahlungen bei der Organisation eingegangen, 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Und für das erste Halbjahr 2019 registrierten die Klimaschützer gar eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf rund 7,5 Millionen Euro. Dabei müsse man beachten, dass die flugstarken Monate erst noch kämen, teilte ein Sprecher am Sonntag mit.
Atmosfair ist einer von mehreren Anbietern, bei denen man Flüge, Kreuzfahrten und anderes "kompensieren" kann, indem man Geld spendet. Damit werden Projekte etwa zum Energiesparen oder zur Erzeugung von Ökostrom gefördert. Andere Anbieter sind Klima-Kollekte, Primaklima, Myclimate, ClimatePartner, Klimamanufaktur oder Arktik.
Stetig wachsende Fluggastzahlen wirken sich indes nicht nur auf das Klima aus. Branche und Passagiere bekommen vor allem die damit verbundenen Engpässe zu spüren, die seit der Air-Berlin-Pleite vor zwei Jahren weiter bestehen. Das führt auch in diesem Jahr zu Verspätungen und Flugausfällen. Verschärft wurde das Problem im vergangenen Jahr durch zahlreiche Warnstreik-Tage von Fluglotsen. Laut europäischer Luftfahrtbehörde Eurocontrol waren im Jahr 2018 aus diesen Gründen mehr als 318 000 Stunden Verspätung zusammengekommen, rund doppelt so viele wie im Jahr davor.
easyJet war ebenfalls betroffen. Rund 75 Prozent der Flüge kamen 2018 eigenen Angaben zufolge pünktlich, ein Prozentpunkt weniger als im Jahr davor. Im ersten Halbjahr dieses Jahres lag die Quote bei 80 Prozent und damit ebenfalls um einen Punkt unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Wegen der reisestarken Sommermonate sind die Werte im zweiten Halbjahr meist deutlich schwächer. "Die Rahmenbedingungen in diesem Jahr sind ähnlich", sagte Erler. Die Engpässe bestünden weiter. Doch sieht sich die Airline in diesem Jahr besser aufgestellt.
"Wir haben unsere Reserveflotte verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr", sagte Erler. Inzwischen stünden insgesamt rund 14 Flugzeuge als Reserve bereit, um Ausfälle aufzufangen - eins davon auch am Berliner Flughafen Tegel. "Dort, wo Flugpläne zu eng getaktet waren, haben wir sie gelockert. Aus einer langen Crew-Schicht, haben wir bei Bedarf zwei gemacht." Mit den eingeleiteten Maßnahmen sei es über Ostern gelungen, die Zahl der Verspätungen "signifikant zu reduzieren". Es habe keine einzige Flugstreichung gegeben.
easyJet hatte vor gut eineinhalb Jahren in Berlin neben der Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings einen Großteil der Start- und Landerechte (Slots) übernommen, die nach der Air-Berlin-Pleite frei geworden waren. Inzwischen ist easyJet mit 35 Flugzeugen in Tegel und Schönefeld und einem Marktanteil von rund 35 Prozent der größte Anbieter in der Hauptstadt.
Mit einer durchschnittlichen Auslastung von knapp 90 Prozent pro Flug bewege man sich auch in Berlin nah an dem netzwerkweiten Durchschnitt von 92 Prozent, sagte Erler. Der Standort erfordere wegen der vielen innerdeutschen Verbindungen eine deutlich stärkere Konzentration auf Geschäftsreisende. Im neuen Winterflugplan bietet easyJet mit Blick auf diese Kunden erstmals die Strecke Berlin-Brüssel an. Im Schnitt seien ein gutes Drittel der über Berlin fliegenden Passagiere Geschäftsleute. Die Zahl der Geschäftskunden sei mit Blick auf den gesamten Flugverkehr der Airline dank des Berliner Standorts um 17 Prozent auf zuletzt 15 Millionen gestiegen./maa/hgo/DP/fba
BERLIN (dpa-AFX)
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