Experte: Bullen können wohl lange auf eine Rally wie die von 2016 warten
Wiederholt holen negativ konnotierte Unternehmensmeldungen die Aktienmärkte derzeit ein. Bullen fühlen sich an die Hausse aus dem Jahr 2016 erinnert, die trotz unsicherer Umstände eintrat. Doch ein Morgan Stanley-Analyst hat Argumente gegen eine Wiederholung.
Der US-Aktienmarkt befindet sich derzeit weiterhin in einer klaren Aufwärtsbewegung, obwohl die Gewinnprognosen auf breiter Front sinken. Bullen sehen das als Signal dafür, dass sich die Rally von 2016 wiederholen wird - gemeint ist die Aufwärtsbewegung an der Wall Street im Jahr 2016, welche sinkenden Unternehmensgewinnen trotzte. Im Rahmen dieses Ereignisses gewann der markbreite Index S&P 500 9,5 Prozent.
2016-Phänomen wird nicht wiederkehren
Mike Wilson, Morgan Stanley-Stratege, erklärte in einer Notiz zu Wochenanfang, dass er sich nicht derselben, bullishen Meinung anschließen könne. Schuld seien wirtschaftspolitische Krisen sowie andere Unsicherheiten - wobei insbesondere drei Faktoren ausschlaggebend seien: Als erstes Contra-Argument zählt er die straffere Geldpolitik in den USA auf. Den im letzten Jahr aufgenommenen Kurs der Federal Reserve stuft der Stratege weiter als noch vor drei Jahren ein - damals wurde der Leitzins zwar kumulativ um 0,25 Prozent angehoben, aber die Fed "hat die Bilanz noch nicht geschrumpft". Und obwohl die zuletzt taubenhafte Haltung der US-Notenbank die Märkte bei einer deutlichen Erholung nach den Dezembertiefstständen unterstützte, ist Morgan Stanley der Meinung, dass "das höhere Zinsniveau bereits Auswirkungen auf die zinsempfindlichen Sektoren der Wirtschaft hat". Doch dieses Argument wurde nach der jüngsten Leitzinssitzung am 20. März 2019 deutlich entschärft: So gab Fed-Chef Jerome Powell bekannt, den Leitzins unangetastet zu lassen. Erst für 2020 steht der nächste Zinsschritt in Aussicht - die US-Notenbank zügelt ihre Geldpolitik angesichts einer nachlassenden Konjunkturdynamik.
Weitere Gegenargumente
Als zweiten Punkt, der gegen ein erneutes Aufkommen einer derartigen Hausse spreche, führt Wilson Chinas angeblich mangelndes Engagement, um die Wirtschaft anzukurbeln, an - die Regierung schaffe zu wenig Stimuli. Zwar hat sich die Meinung weit verbreitet, dass China Anreize setzt, welche die Wirtschaft der Volksrepublik stabilisieren können, allerdings zeigt sich der Morgan Stanley-Stratege nicht davon überzeugt: "Chinas Stimulus ist nicht so groß wie 2016 und eher innenpolitisch fokussiert".
Daneben reiht sich als dritter Faktor eine heimische Wirtschaft, die über der Kapazität agiere. Im Jahr 2016 war dies nicht der Fall. Er begründet dies mit dem Arbeitsmarkt, dieser sei das "offensichtlichste Beispiel" dafür, dass die US-Wirtschaft "an oder über der Kapazität liegt", heißt es in der Notiz. Die Arbeitslosenquote kratze inzwischen an Tiefstständen.
Mike Wilson zeigt sich fest davon überzeugt, dass Börsenbullen, die an eine Wiederholung dieses 2016-Phänomens glauben, bald eine herbe Enttäuschung erleiden werden. Dementsprechend empfahl der Morgan Stanley-Stratege seinen Kunden, eine defensive Haltung einzunehmen und sich auf eine potenzielle Rezession gefasst zu machen.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: digidreamgrafix / Shutterstock.com, TunedIn by Westend61 / Shutterstock.com