Siltronic-Aktie schließt dennoch freundlich: Siltronic-Übernahme durch GlobalWafers geplatzt - Womöglich neues Angebot
Der taiwanesische Chip-Zulieferer GlobalWafers kann das Münchner Elektronikunternehmen Siltronic nicht übernehmen.
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Die Übernahme des Münchner Elektronikunternehmens Siltronic durch den taiwanischen Chip-Zulieferer GlobalWafers ist geplatzt. Die börsenrechtliche Frist dafür endete in der Nacht zum Dienstag um Mitternacht ohne dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die notwendige Genehmigung erteilt hätte. Dazu habe die Zeit gefehlt, so das Ministerium.
"Bis zum Ablauf dieser Frist konnten nicht alle notwendigen Prüfungsschritte im Rahmen der Investitionsprüfung abgeschlossen werden", erklärte eine Ministeriumssprecherin. "Das betrifft insbesondere die Prüfung der erst in der letzten Woche erfolgten kartellrechtlichen Genehmigung durch die chinesischen Behörden." GlobalWafers reagierte mit Enttäuschung.
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Übernahme zwar seit ungefähr einem Jahr geprüft. Doch die chinesische Wettbewerbsaufsicht hatte die Genehmigung für die Transaktion erst vor Kurzem, am 21. Januar, erteilt. Die Behörde verhängte dabei Auflagen: Demnach hätte GlobalWafers binnen sechs Monaten sein Geschäft rund um das sogenannte Zonenziehverfahren verkaufen müssen - eine Herstellungsvariante für Siliziumwafer. Zudem sollte der Konzern weiterhin chinesische Kunden beliefern.
Damit ist der Übernahmeversuch fürs Erste geplatzt. Das Prüfverfahren sei mit Ablauf der Frist rechtlich gegenstandslos geworden, erklärte die Ministeriumssprecherin. "Sollte das Unternehmen einen neuen Anlauf nehmen für einen neuen Erwerb, dann wird die Investitionsprüfung selbstverständlich erneut vorgenommen."
Erst vor kurzem hatte Hsu angekündigt, dass GlobalWafers im Fall eines Scheiterns der Übernahme andere Investitionspläne außerhalb Europas verfolgen woll. Über die Pläne für eine alternative Verwendung der für die Transaktion vorgesehenen Mittel will GlobalWafers nach eigenen Angaben am Sonntag informieren. Der Konzern hatte den Siltronic-Aktionären im Zuge der Übernahmepläne rund 4,4 Milliarden Euro geboten. Mehr als 70 Prozent der Anteilseigner hatten bereits zugesagt. Siltronic stellt seine Jahresbilanz 2021 am Mittwoch vor.
"Angesichts unserer Bemühungen um eine für beide Seiten akzeptable Lösung und unserer langen und erfolgreichen Geschichte in Europa ist dieses Ergebnis sehr enttäuschend", sagte GlobalWafers-CEO Doris Hsu laut einer Pressemitteilung des Unternehmens. "Wir werden selbstverständlich weiterhin eng mit unseren europäischen Kunden zusammenarbeiten, von denen viele die vorgeschlagene Transaktion unterstützt haben. Wir werden die Nicht-Entscheidung der deutschen Regierung analysieren und ihre Auswirkungen auf unsere künftige Investitionsstrategie prüfen."
Für die Übernahme wäre eine so genannte außenwirtschaftliche Unbedenklichkeitsbescheinigung in Deutschland erforderlich gewesen. Dabei prüft das Bundeswirtschaftsministerium, ob durch ausländische Investitionen in inländische Unternehmen eine Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit für die Bundesrepublik zu erwarten ist.
Grundlage für die Prüfverfahren des Ministeriums ist die im vergangenen Jahr verschärfte Außenwirtschaftsverordnung. Sie errichtet Hürden, damit sensible Technologie nicht in die Hände fremder Staaten fällt. Seit der Verschärfung gibt es neue Meldepflichten für Investitionen in Hoch- und Zukunftstechnologiesektoren. Dazu gehören zum Beispiel die Bereiche künstliche Intelligenz, autonomes Fahren, Robotik, Halbleiter, Cybersicherheit, Luft- und Raumfahrt oder Nukleartechnologie.
Die Zahl der Investitionsprüfungen steigt nach Angaben aus Ministeriumskreisen seit Jahren an. Demnach gab es im vergangenen Jahr 306 solcher Verfahren, nach 160 im Jahr 2020, 106 im Jahr 2019 und 78 im Jahr 2018.
Vertreter von Regierung und Opposition begrüßten die ausgebliebene Genehmigung. Der Vize-Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, Hannes Walter (SPD), steht nach eigenen Angaben hinter der Entscheidung. "Technologische Souveränität gewinnen wir nicht dadurch, dass wir unser Tafelsilber veräußern", sagte Walter dem "Handelsblatt" (Dienstag). Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner, sagte der Zeitung: "Deutschland ist ein attraktiver Investitionsstandort. Gerade deswegen ist es richtig, dass wir auch unsere Sicherheitsinteressen im Blick halten."
Die Münchner Siltronic gehört zu den führenden Herstellern von Siliziumscheiben (Wafer) für Halbleiter und Chips. Vorstand und Aufsichtsrat hatten das Übernahmeangebot begrüßt. Letzte Hürde wäre die Unbedenklichkeitserklärung des Bundeswirtschaftsministeriums gewesen. Siltronic beschäftigt rund 4.000 Mitarbeiter und produziert unter anderem im sächsischen Freiberg. Das größte Werk steht in Singapur. GlobalWafers ist nach eigenen Angaben der größte Wafer-Lieferant in Europa.
Der Siltronic-Großaktionär WACKER CHEMIE sucht nun einen neuen Käufer für seinen 31-Prozent-Anteil an dem Münchner Halbleiter-Zulieferer. Wacker-Vorstandschef Christian Hartel sagte am Dienstag, er bedaure die Entscheidung des Wirtschaftsministeriums. Der Zusammenschluss wäre "im besten Interesse nicht nur der beiden Unternehmen, sondern auch der deutschen und europäischen Halbleiterindustrie gewesen". Dadurch wäre "ein führender Anbieter der Industrie mit starken europäischen Wurzeln entstanden".
Wacker wolle seine Beteiligung an Siltronic weiter abgeben. Dabei stehe der Konzern aber nicht unter Zeitdruck, sagte Hartel. Siltronic sei "technologisch hervorragend aufgestellt und arbeitet sehr profitabel".
GlobalWafers hält sich neues Siltronic-Angebot offen
Der taiwanische Chip-Zulieferer GlobalWafers hält sich nach dem Scheitern am Widerstand der Bundesregierung einen neuen Anlauf zur Übernahme des Münchner Rivalen Siltronic offen.
Ein Sprecher von GlobalWafers zog am Dienstag die Aussage zurück, wonach keine neue Offerte geplant sei. "Wir werden die Nicht-Entscheidung der deutschen Regierung analysieren und ihre Auswirkungen auf unsere künftige Investitionsstrategie prüfen", sagte er. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die Frist verstreichen lassen, bis zu der die nötige Freigabe nach dem Außenwirtschaftsgesetz vorliegen musste, sich aber offen für einen neuen Antrag gezeigt.
GlobalWafers-Chefin Doris Hsu will am Sonntag (6. Februar) verkünden, wie sie die 4,35 Milliarden Euro investieren will, die der Siltronic-Kauf gekostet hätte. Denkbar ist der Bau einer Siliziumscheiben-Fabrik außerhalb Europas. Aus den USA werden die Taiwaner bereits heftig umworben.
WACKER CHEMIE bleibt bei Verkaufsplänen für Siltronic-Anteil
Der Münchner Spezialchemie-Konzern WACKER CHEMIE will sich auch nach dem Scheitern des Verkaufs von Siltronic an die taiwanische GlobalWafers mittelfristig von seinem Anteilspaket an dem Münchner Siliziumscheiben-Hersteller trennen.
WACKER sehe sich dabei aber nicht unter Zeitdruck, sagte Vorstandschef Christian Hartel am Dienstag. "Siltronic hat sich in den vergangenen Jahren ausgezeichnet entwickelt. Das Unternehmen ist technologisch hervorragend aufgestellt und arbeitet sehr profitabel", sagte er. "Unsere Beteiligung an Siltronic ist für uns damit eine werthaltige Anlage." WACKER CHEMIE hält 30,83 Prozent an der ehemaligen Tochter. Das Aktienpaket ist rund 1,1 Milliarden Euro wert.
CDU-Expertin zu geplatztem Siltronic-Deal - "Dürfen keine Zäune errichten"
Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU/CSU kritisiert die Entscheidung der Bundesregierung, kein grünes Licht für die Übernahme des Münchner Chip-Zulieferer Siltronic zu geben.Deutschland profitiere wie kaum ein anderes Land von der Freiheit des globalen Handels und des Kapitalverkehrs, sagte die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, Gitta Connemann, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Deshalb dürfen wir keine Wirtschaftszäune errichten." Freier Handel sei keine Einbahnstraße.
Allerdings müssten Handelspartner nach den gleichen Regeln spielen, ergänzte die CDU-Politikerin Connemann. "Und wir müssen bei kritischer, systemrelevanter Infrastruktur besonders wachsam sein. Beides steht hier in Frage." Mehr Transparenz und eine klare Kommunikation des Wirtschaftsministeriums seien nötig.
Das Grünen-geführte Wirtschaftsministerium hatte in der Nacht die 4,35 Milliarden Euro schwere Übernahme durch den Konkurrenten GlobalWafers platzen lassen. Die Regierung ließ die Frist verstreichen, innerhalb der die Taiwaner die Freigabe nach dem Außenwirtschaftsgesetz gebraucht hätten.
GlobalWafers scheitert nach Siltronic-Schlappe auch vor Gericht
Der taiwanische Chip-Zulieferer Globalwafers ist mit dem Versuch gescheitert, vor Gericht eine Genehmigung der Übernahme des Münchner Elektronikunternehmens Siltronic zu erzwingen. Das Verwaltungsgericht Berlin hat den Eilantrag von Globalwafers abgewiesen, wie das Gericht am Dienstag mitteilte, ohne die Namen der beteiligten Unternehmen zu nennen. Eine Beschwerde dagegen blieb erfolglos. Der 1. Senat habe diese mit Beschluss vom 31. Januar zurückgewiesen, teilte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am Dienstagabend mit.Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die außenwirtschaftliche Genehmigung für die Übernahme nicht erteilt. Da Globalwafers dies schon vor über einem Jahr beantragt hatte, warf das Unternehmen dem Bundeswirtschaftsministerium Untätigkeit vor. Laut Gericht können nach Außenwirtschaftsverordnung sowohl eine Unbedenklichkeitsbescheinigung als auch eine Freigabeentscheidung als erteilt gelten, wenn die Behörde für einen bestimmten Zeitraum untätig geblieben ist.
Diesen Hebel ließ das Verwaltungsgericht jedoch im Fall Siltronic nicht gelten. Der Fall werfe schwierige Rechtsfragen auf, die in der sehr kurzen Zeit nicht geklärt werden könnten, hieß es in der Mitteilung. Die Verwaltungsrichter beriefen sich dabei auf die Sorge, dass die öffentliche Sicherheit durch die Übernahme gefährdet sein könnte.
Siltronic-Chef trotzt gescheiterter Übernahme: "Sind guter Dinge"
Trotz der gescheiterten Übernahme durch den taiwanischen Konkurrenten GlobalWafers blickt der Siltronic-Chef optimistisch in die Zukunft. "Siltronic steht besser da als zuvor", sagte Christoph von Plotho der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwochausgabe). Das Marktumfeld sei sehr positiv, "wir arbeiten unter Volllast und sind guter Dinge". Man habe mit Kunden Lieferverträge über mehrere Milliarden Euro.Einem möglichen neuen Angebot seitens GlobalWafers steht der Chef des Halbleiterzulieferers deshalb auch selbstbewusst gegenüber: "Das hängt vom Inhalt des Angebotes ab. Es hat sich viel geändert. Wafer sind knapp und Preise steigen", sagte er. Man baue derzeit eine riesengroße Fabrik in Singapur und sei technologisch stärker als GlobalWafers. "Ein unverändertes Angebot ist aus heutiger Sicht wenig attraktiv", sagte er. Die milliardenschwere Übernahme des Münchner Waferherstellers Siltronic durch den taiwanischen Konkurrenten war in der Nacht zu Dienstag an der fehlenden Genehmigung aus dem Bundeswirtschaftsministerium gescheitert.
Siltronic ziehen an - GlobalWafers schlägt Übernahmetür nicht zu
Nach verhaltenem Start sind die Papiere von Siltronic zuletzt um 3,88 Prozent auf 120,50 Euro geklettert. In der Nacht war die Übernahme durch GlobalWafers nach Verstreichen einer Genehmigungsfrist durch das Bundeswirtschaftsministerium geplatzt.Inzwischen habe der taiwanesische Chip-Zulieferer einem Bericht zufolge aber seine Meinung offenbar geändert und wolle das Ziel noch nicht aufgegeben, sagte ein Börsianer. Eine neue Offerte werde nun nicht mehr ausgeschlossen.
Siltronic-Großaktionär WACKER CHEMIE stellte derweil klar, dass weiter ein Käufer für den 31-Prozent-Anteil gesucht wird. Man habe aber keine Eile. Siltronic sei "technologisch hervorragend aufgestellt und arbeitet sehr profitabel", sagte Wacker-Chef Christian Hartel.
BERLIN/MÜNCHEN (dpa-AFX / Reuters)
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24.10.2024 | Siltronic Kaufen | DZ BANK | |
24.10.2024 | Siltronic Buy | Jefferies & Company Inc. | |
07.10.2024 | Siltronic Buy | Jefferies & Company Inc. |
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