Hier stimmt was nicht! Japans Millionen-Index
Im Oktober 2010 wagte sich Dylan Grice, damals Kapitalmarkt-Stratege bei Société Générale, mit einer Prognose zum japanischen Aktienmarkt an die Öffentlichkeit, die es in sich hatte.
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von Jörg Lang, €uro am Sonntag
"Unser Kursziel für den Nikkei beträgt 63.000.000 in 15 Jahren." Sie lesen richtig: 63 Millionen. Damals notierte der Index bei 9.600 Punkten. Sicherlich haben viele das als Spinnerei abgetan. Ich nicht. Und die folgenden Jahre zeigen, dass Grice inhaltlich mehr geboten hatte als eine schlagzeilenträchtige Nummer.
Mit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Shinzo Abe Ende 2012, also mehr als zwei Jahre nach der Prognose, wurde der Investmentexperte bestätigt. Grice schrieb im Herbst 2010: Japan müsse die Zinsen niedrig halten, sonst fliege das verschuldete System in die Luft. Das gelinge nur, wenn die Bank of Japan alle Anleihen kaufe, die der Markt nicht aufnimmt. Die Notenbank werde dem Ganzen wohl die Camouflage eines Programms zur Beseitigung der Deflation geben. Faktisch sei es der Beginn einer längeren Periode inflationärer Instabilität.
Japan auf dem Weg in eine Hyperinflation? Ökonomen würden das bestreiten. Aber die Argumente sind heute besser als damals. Das Land wird von der Bank of Japan finanziert. Und es ist nicht vorstellbar, wie sich das wegen der demografischen Situation ändern sollte. Die Zinsen bleiben niedrig, und die Währung wertet ab.
Gerade hat der Yen den 30 Jahre anhaltenden Aufwertungstrend gegenüber dem Dollar durchbrochen. Das läuft so lange in geordneten Bahnen, bis die Bürger merken, dass sie immer weniger in der Tasche haben. Dann kaufen sie Fremdwährungen oder flüchten in Konsum- und Sachwerte.
Die Abwärtsspirale des Yen beschleunigt sich, die Börse hingegen steigt. Seit Grice seine Prognose abgab, hat sich der Nikkei verdoppelt. Das Drehbuch für die 63 Millionen Indexpunkte steht noch. Grice hatte Japans Zustand mit dem von Israel zwischen 1972 und 1987 verglichen. Dort wurde der Index im letzten Drittel der 15-Jahre-Spanne siebenstellig. Deshalb hat ein Nikkei-Call-Optionsschein (etwa DE 000 DX9 ZKU 2) selbst in einem konservativen Depot seine Berechtigung.
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