Evonik streicht 2.000 Stellen zusammen - Aktie etwas höher
Evonik Industries reagiert mit einem Sparprogramm auf eine "massive, konsequente Veränderung" des wirtschaftlichen Umfelds.
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Bis Ende 2026 sollen bis zu 2.000 Stellen abgebaut werden, wie der Spezialchemiekonzern bei Vorlage der Bilanz mitteilte. Rund drei Viertel davon sollen in Deutschland gestrichen werden und überproportional viele Führungspositionen. Um rund 400 Millionen Euro jährlich sollen die Kosten gesenkt werden, zu 80 Prozent durch den Personalabbau. Derzeit beschäftigt Evonik weltweit mehr als 33.000 Mitarbeiter.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die schwache Nachfrage Evonik wie erwartet das Ergebnis verhagelt, die im Sommer gesenkte Prognose wurde jedoch erreicht. Unter dem Strich stand nach außergewöhnlich hohen Wertminderungen und Kosten für Strukturmaßnahmen ein Verlust von 465 Millionen Euro verglichen mit einem Überschuss von 540 Millionen Euro im Jahr zuvor. Evonik gelang es, den Free Cashflow auf 801 Millionen Euro zu verbessern, die Dividende soll deshalb konstant 1,17 Euro betragen.
8 Prozent geringere Verkaufsmangen und 3 Prozent geringere Preise führten 2023 dazu, dass das bereinigte EBITDA um ein Drittel auf 1,66 Milliarden Euro einbrach. Der Umsatz fiel um 17 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro. Analysten hatten im Konsens von Vara Research mit 1,67 Milliarden Euro bereinigten EBITDA, einem Verlust nach Steuern von 311 Millionen Euro und Umsätzen von 15,5 Milliarden Euro gerechnet.
2024 rechnet Evonik zwar mit steigendem Gewinn. Dies sei jedoch "keine echte konjunkturelle Erholung", hieß es. Das bereinigte EBITDA soll auf 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro zulegen, der Umsatz 15 bis 17 Milliarden Euro. Die Sachinvestitionen werden auf etwa 750 Millionen Euro begrenzt und fallen damit noch etwas geringer aus als im Vorjahr (793 Millionen Euro).
"Insgesamt sind wir noch mit einem blauen Auge davongekommen. Das verdanken wir vor allem den großen Kraftanstrengungen aller Beschäftigten. Die Rahmenbedingungen werden jedoch nicht leichter, daher werden wir unseren grundlegenden Konzernumbau fortsetzen", sagte Vorstandschef Christian Kullmann.
Evonik verkauft auch Superabsorber-Geschäft an ICIG
Evonik verkauft sein Geschäft mit Superabsorbern für einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag an den Frankfurter Chemieinvestor ICIG. Ein entsprechender Vertrag sei unterzeichnet, die Übergabe solle Mitte des Jahres erfolgen, teilte der Spezialchemiekonzern in Essen mit. Superabsorber sind Polymere, die große Mengen wässrige Flüssigkeiten aufnehmen und speichern können, sie sorgen zum Beispiel dafür, dass Babywindeln trocken bleiben.
Der Verkauf war lange angekündigt worden und sollte eigentlich schon bis zum Jahresende vereinbart sein. Das einst sehr lukrative Geschäft litt zuletzt unter zunehmender Konkurrenz. Im Herbst belastete eine Wertminderung in Höhe von 233 Millionen Euro das Ergebnis von Evonik. ICIG übernimmt rund 1.000 Mitarbeiter und die Produktionsanlagen sowie die Pensionsverpflichtungen.
Die Superabsorber sind Teil der Sparte Performance Materials, von deren rohstoff- und energieintensiven Einzelgeschäften sich Evonik trennen will. Das Geschäft mit den Alkoholaten, die als Katalysator für die Herstellung von Biodiesel benötigt werden, war bereits im Sommer an ICIG gegangen.
Nach dem Verkauf der Superabsorber steht noch das sogenannte C4-Geschäft zum Verkauf. Es repräsentiert den größte Teil der Sparte Performance Materials.
Evonik-Chef Kullmann: Europa braucht keinen 'braunen Mob'
Mit Blick auf die Europawahlen hat Evonik-Chef Christian Kullmann Stellung gegen Rechtsextremismus bezogen. "Ein wirtschaftlich prosperierendes Europa braucht eines nicht: einen braunen Mob in den europäischen Parlamenten und einen braunen Mob, der hier zusätzlich versucht, sich Einfluss zu verschaffen", sagte Kullmann am Montag bei der Bilanzpressekonferenz des Chemiekonzerns in Essen. "Wir als Konzern stehen hier klar für eine demokratische, liberale, tolerante Politik für ein tolerantes Europa und setzen uns auch entsprechend dafür ein."
Dass die Wirtschaft sich nur um wirtschaftliche Dinge kümmern solle, halte er für falsch. Als Manager, als Persönlichkeit, die im öffentlichen Leben Verantwortung habe, könne man sich einem gesellschaftlichen Diskurs nicht entziehen. "Es ist ja völlig absurd anzunehmen, dass nur Politiker Politik machen und nur Unternehmer machen Wirtschaft und nur Gewerkschafter machen Sozialarbeit. Sondern wir leben in einer offenen Gesellschaft und es gibt den Marktplatz in der öffentlichen Diskussion." Dazu müssten sich alle einbringen, die meinen, eine Position zu haben, wie man das noch besser machen könnte. "Denn nur dann funktioniert eine solche Gesellschaft."
In einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" hatte der Vorstandsvorsitzende Ende November die AfD als "eine braun durchwirkte Partei" bezeichnet. "Sie gefährdet Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Menschenrechte", so Kullmann damals. "Die AfD schadet unserer Volkswirtschaft, unserer Gesellschaft, unserer Zukunft. Deshalb müssen alle, die in diesem Land Verantwortung tragen, hier eine sehr klare Position beziehen. Sei es in der Kultur, der Wissenschaft, der Politik oder eben der Wirtschaft."
Evonik-Aktie etwas höher
Die Aktien von Evonik haben am Montag nach dem Ausblick des Chemiekonzerns auf XETRA zunächst zugelegt. Am Nachmittag fielen sie jedoch ins Minus. Zum XETRA-Handelsschluss ging es dann 0,15 Prozent auf 17,19 Euro aufwärts.
Zwar rechnet das MDAX-Unternehmen nach einem schwierigen Jahr 2023 nicht mit einer schnellen Erholung im laufenden Jahr, doch sowohl die Ziele für das erste Quartal als auch das Gesamtjahr lägen dicht an den Konsensschätzungen, kommentierte JPMorgan-Analyst Chetan Udeshi.
Das sollte ihm zufolge für Zuversicht sorgen. Zudem lobte er - wie auch das Analysehaus Jefferies - den starken freien Barmittelzufluss im vierten Quartal 2023, "der viel besser ausgefallen ist als erwartet".
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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Bildquellen: Jonathan Weiss / Shutterstock.com, EVONIK
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15.11.2024 | Evonik Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
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