Evonik-Aktie trotzdem gesucht: Gewinnwarnung nach schwachem Quartal
Das schwache wirtschaftliche Umfeld setzt den Spezialchemiekonzern Evonik weiter unter Stress.
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Weil das Management um Chef Christian Kullmann nach einem schwachen zweiten Quartal auch im Rest des Jahres nicht mehr mit Besserung rechnet, dampften die Essener ihre Geschäftsprognosen am Montag spürbar ein. "Im Laufe des ersten Quartals hatte es in unseren Geschäften Anzeichen für eine Erholung im weiteren Jahresverlauf gegeben", sagte Kullmann laut Mitteilung. "Leider ist diese Erholung im Mai und Juni um einiges schwächer ausgefallen, als wir erwartet hatten."
Evonik reihe sich in die lange Liste europäischer Chemiekonzerne ein, die unter den schwachen Bedingungen litten, schrieb Analyst Chris Counihan von der Investmentbank Jefferies. Baader-Bank-Experte Konstantin Wiechert hatte eigenen Angaben zufolge bereits mit einer Gewinnwarnung gerechnet. Allerdings fielen die gestutzten Ziele nun noch schwächer aus als von ihm ohnehin befürchtet.
Die gesamte Chemieindustrie bekam vor allem nach dem Jahreswechsel eine Zurückhaltung der Kunden zu spüren, die wegen der Wirtschaftsflaute sowie prall gefüllter Lager weniger bestellten. Nun plant Kullmann nur noch einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 1,6 und 1,8 Milliarden Euro ein. Bisher hatte Evonik noch das untere Ende der alten Spanne von 2,1 bis 2,4 Milliarden Euro angepeilt.
Evonik erwartet auch über das zweite Halbjahr eine anhaltend schwache Nachfrage ohne jegliche wirtschaftliche Erholung, wie es hieß. Den Jahresumsatz taxiert der Konzern jetzt auf 14 bis 16 Milliarden Euro nach zuvor 17 bis 19 Milliarden.
Die Nachfrage blieb im zweiten Quartal über alle Endmärkte hinweg sehr schwach, der Lagerabbau bei den Kunden setzte sich fort. Insgesamt verharrten die verkauften Mengen auf dem sehr niedrigen Niveau des Vorquartals. Zwar konnte Evonik das operative Ergebnis laut vorläufigen Zahlen gegenüber den drei Monaten zu Beginn des Jahres mit 430 bis 450 Millionen Euro voraussichtlich leicht steigern. Das wäre gegenüber dem Vorjahreszeitraum (728 Mio Euro) aber ein Minus von bis zu gut 40 Prozent. Allerdings hatten Experten auch nur mit 448 Millionen gerechnet.
Dabei stützten laut Unternehmensangaben die eingeleiteten Sparbemühungen. In der zweiten Jahreshälfte 2022 hatte das Unternehmen den Rotstift bei den Kosten angesetzt: Frei werdende Stellen werden nicht nachbesetzt, externe Dienstleister sollen sparsamer beauftragt werden und bei den Reisekosten zieht Evonik ebenfalls die Zügel straffer. Nach den ersten sechs Monaten kappt Finanzchefin Maike Schuh nun erneut die Investitionsausgaben, die statt 900 Millionen Euro nur noch 850 Millionen Euro betragen sollen. So will die Managerin die Auswirkungen auf den freien Mittelzufluss (Free Cashflow) im Rahmen halten. Dafür werden weitere Projekte verschoben und auch Kürzungen vorgenommen.
Die schwache Nachfrage ließ in den Monaten April bis Juni den Umsatz auf knapp unter 4 Milliarden Euro fallen - ein Jahr zuvor hatte Evonik noch 4,8 Milliarden Euro an Erlös verbucht. Analysten hatten laut dem Unternehmen etwas mehr Geschäft erwartet. Den vollständigen Quartalsbericht legt das Unternehmen am 10. August vor.
Vor allem in den Sparten für Nahrungsmittelwirkstoffe (Nutrition & Care) sowie für innovative Materialien (Smart Materials) lief es schlechter. Im Nahrungsmittelgeschäft fielen die Preise für das Tierfuttereiweiß Methionin weiter leicht - allerdings sei für das dritte Quartal eine stabilere Situation abzusehen, hieß es. Bei den Innovationsmaterialien belastete ein geplanter Wartungsstillstand beim Kunststoff Polyamid, ab Juli stünden nun aber sowohl die erste als auch die neue zweite Anlage zur Verfügung.
So reagiert die Evonik-Aktie
Gesenkte Jahresziele von Evonik haben die Anleger des Spezialchemiekonzerns am Montag nicht sonderlich beunruhigt. Die Papiere bewegten sich am Montagnachmittag mit 0,2 Prozent im Plus. Sie lagen damit nach kurzen Ausschlägen unweit ihres Niveaus vor den Neuigkeiten. Der Konzern kürzte seine Jahresziele sowohl für das bereinigte operative Ergebnis als auch den Umsatz.
Anleger zeigten sich wenig überrascht, denn Analysten hatten zuletzt immer wieder die Erwartung weiterer Gewinnwarnungen aus der Chemiebranche betont, weil die Unternehmen mit steigenden Kosten kämpfen oder darunter leiden, dass der Abbau von Lagerbeständen die Nachfrage dämpft. Letzteres führte auch Evonik als Grund an. Das Unternehmen erwartet auch im zweiten Halbjahr eine anhaltend schwache Nachfrage ohne jegliche wirtschaftliche Erholung.
Evonik ergänze die lange Liste der weiter unter schwachen Endmärkten leidenden Chemiekonzerne, schrieb denn auch der Analyst Chris Counihan von Jefferies Research. Er sieht keine Anzeichen einer Besserung, was aber unter Analysten strittig ist, denn sein Kollege Konstantin Wiechert von der Baader Bank erwähnte in einer ersten Reaktion auf die neuen Ziele erste Anzeichen dafür. Er betonte, dass er die neuen Ziele für recht konservativ angesetzt hält.
Die Empfehlung von Wiechert lautet, dass Anleger die nächsten Wochen und Monate zum Positionsaufbau nutzen sollten. Damit begonnen haben sie schon in den vergangenen Tagen: Gemeinsam mit dem europaweiten Branchenindex Stoxx Europe 600 Chemicals hat sich der Kurs von Evonik schon seit einigen Tagen stabilisiert. Davor hatte der Kurs im Juni kurz nach einer Gewinnwarnung des Konkurrenten LANXESS ein Tief seit dem Corona-Crash im März 2020 erreicht.
/men/jcf/he
ESSEN (dpa-AFX)
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