Kein Ankeraktionär mehr

OSRAM-Aktien unter Druck: Siemens verkauft Anteile - Analysten zwiegespalten

05.10.17 19:53 Uhr

OSRAM-Aktien unter Druck: Siemens verkauft Anteile - Analysten zwiegespalten | finanzen.net

Die Platzierung von OSRAM-Aktien durch die ehemalige Muttergesellschaft Siemens hat am Donnerstag den Kurs des Lichtspezialisten belastet.

Die OSRAM-Papiere sind am Donnerstag nach dem Anteilsverkauf durch Siemens erheblich unter Druck geraten. Am MDAX-Ende verloren die Titel des Lichttechnikspezialisten zum Handelsschluss 4,68 Prozent auf 63,92 Euro, während der Index für die mittelgroßen Unternehmen nur moderat nachgab.

Belastet wurde der Kurs von einem Anteilsverkauf durch die einstige Muttergesellschaft Siemens. Damit handelte die OSRAM-Aktie unter dem erzielten Verkaufspreis: Händlern zufolge wurden die mehr als 18 Millionen Aktien zu einem Preis von 65,05 Euro je Anteilsschein veräußert.

Am Vorabend hatte Siemens mehr als 18 Millionen Stammaktien von OSRAM für insgesamt 1,2 Milliarden Euro an institutionelle Anleger verkauft. Damit sind die Münchner bei OSRAM nun praktisch ausgestiegen. Aus den Angaben von Siemens errechnet sich ein Brutto-Preis von 66,10 Euro je OSRAM-Aktie - knapp ein Euro unter dem Schlusskurs des Vortages.

Die Aktien wurden ausschließlich institutionellen Investoren im Rahmen eines beschleunigten Bookbuilding-Verfahrens angeboten. Der Erlös diene allgemeinen Unternehmenszwecken.

Kleiner Teil der Osram-Aktien bleibt bei Siemens

Siemens werde eine geringe Anzahl von OSRAM-Aktien behalten, die zur Bedienung der 2019 auslaufenden Siemens-Optionsanleihe benötigt werden.

Seit dem Börsengang des Unternehmens vor vier Jahren habe sich der Kurs der OSRAM-Aktie von seinerzeit 24 Euro fast verdreifacht, teilte OSRAM separat mit. Alleine in diesem Jahr habe der Kurszuwachs rund 35 Prozent betragen, während der MDAX, in dem OSRAM notiert ist, etwa 18 Prozent gestiegen sei.

Experten werten den Siemens-Ausstieg unterschiedlich

Mit dem Verkauf durch Siemens könnten sich Spekulationen um den Einstieg eines strategisch interessierten Investors bei OSRAM verflüchtigen, der den gut 17-prozentigen Anteil von Siemens übernehme, hieß es im Handel. Diese Erwartung müsse "nun wohl ausgepreist werden", sagte ein Händler.

Positiv wertete ein Händler, dass der Aktienüberhang aus der Beteiligung von Siemens nun abgebaut sei - und damit auch der Streubesitz und das Gewicht im MDAX nochmals leicht zunehmen. Die Transaktion zu diesem Zeitpunkt könnte manchen Anleger überraschen, auch wenn es in den vergangenen Jahren immer wieder entsprechende Spekulationen gegeben habe, schrieb Analystin Lucie Carrier von der US-Investmentbank Morgan Stanley. Zudem seien die Markterwartungen an Osram mit Blick auf das operative Geschäft zu optimistisch, fuhr sie fort und verwies unter anderem auf die Anlaufkosten für die Fabrik in Malaysia. Carrier stuft die Osram-Aktien weiter mit "Underweight" und einem Kursziel von 54,50 Euro ein.

Jedoch gibt es auch Stimmen, die den Siemens-Ausstieg positiv werten für die Osram-Aktionäre. So sei mit der nahezu vollständigen Trennung von der ehemaligen Muttergesellschaft Siemens der Überhang bei den Osram-Aktien beseitigt und die nun liquideren Papiere noch attraktiver für Anleger, schrieb Commerzbank-Analyst Sebastian Growe in einer aktuellen Studie. Er rät weiter zum Kauf der Osram-Aktien.

Unter einem Aktienüberhang versteht man Positionen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit verkauft werden und damit kursbelastend wirken können. Werden die Anteile dann tatsächlich veräußert, fällt der Überhang weg. Dies ist zunächst zwar schlecht für den Kurs, tendenziell aber positiv, denn die Unsicherheit um eine anstehende Platzierung ist nicht mehr vorhanden.

FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX Broker)

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Bildquellen: AR Pictures / Shutterstock.com, Gil C / Shutterstock.com

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