adidas: Warum der Aktienkurs auf der Matte liegt
Die Quartalsbilanz belegt, dass der Sportartikelkonzern adidas den staatlichen Milliardenkredit dringend benötigt hat. Die Aussichten für das Geschäft: Erst wird es schlimmer, bevor es wieder besser wird.
von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Wie einschneidend diese Krise ist, zeigt sich bei der Marke mit den drei Streifen. Vor Corona war die adidas-Aktie einer der Highflyer im DAX. Das Geschäft brummte, Umsatz und Gewinn zogen stark an - wie noch in den ersten acht Wochen 2020. Dann kam das Virus, der Kurs brach um fast die Hälfte ein. Und wie sich an den jüngsten Zahlen ablesen lässt, auch das Geschäft. Um 19 Prozent schrumpfte der Umsatz, um 97 Prozent auf 20 Millionen Euro der Nettogewinn. Die Marge blieb hinter den Erwartungen zurück. Und: Im laufenden zweiten Quartal wird es schlimmer.
"Über 70 Prozent unserer Shops weltweit sind geschlossen. China und Südkorea sind die einzigen Länder, in denen alles geöffnet ist", sagt Chef Kasper Rorsted. Der Däne und sein Finanzvorstand Harm Ohlmeyer versuchten zunächst, den Cashabfluss zu begrenzen. Kurzarbeitergeld, niedrigere Managergehälter, verschobene IT-Projekte, taktisches Sparen im Marketing. Dennoch verbrannten die Franken bis Ende März 1,4 Milliarden Euro. Der Konzern hat einen Kredit bei der staatlichen KfW in Höhe von 2,4 Milliarden beantragt, zudem 600 Millionen Euro von einem Konsortium um die Commerzbank. Ohne die drei Milliarden wäre es wohl knapp geworden mit der Liquidität. Die Mietkürzungen für Filialen, die adidas überstürzt beschlossen und hernach samt Entschuldigung wieder zurückgenommen hatte, zeugen vom finanziellen Druck.
Wie viel Cash im laufenden Quartal abfließen wird, das sagte Finanzchef Ohlmeyer nicht. Aber es werde abermals Geld verbrannt. Der währungsbereinigte Umsatz soll bis Ende Juni um 40 Prozent sinken. adidas erwartet einen Verlust. Eine Prognose für das Gesamtjahr wagt das Management derzeit nicht. "Das wäre nicht verantwortungsvoll", sagt Rorsted.
Online boomt
Das Einzige, was neben China und Südkorea richtig läuft, ist das Onlinegeschäft. Rund ein Drittel des Umsatzes lieferte der Absatzkanal 2019. Laut Rorsted hat der Onlinevertrieb im März um 55 Prozent zugelegt, der Trend setze sich im zweiten Quartal fort. Die Franken wollen den Aufwind nutzen, das Onlinegeschäft wird bei der Belieferung priorisiert, auch der künftige Ausbau soll beschleunigt werden. Man darf davon ausgehen, dass der E-Commerce in der neuen Konzernstrategie, die im März 2021 vorgestellt wird, Top-Priorität haben wird.
Rorsted gibt sich überzeugt, dass die Krise den Gesundheits- und Fitnesstrend verstärken wird. Spannend bleibt indes, wie sich das stationäre Geschäft entwickelt. In China und Südkorea kaufen Kunden, die die Filialen wieder aufsuchen, offenbar noch nicht so unbekümmert wie vor der Krise. Ob sich das Konsumverhalten womöglich geändert hat? Dafür gebe es keine Anzeichen, sagt der Chef. Yogamatten und Adiletten verkauften sich prima, so Rorsted, aber auch beliebte Sneaker wie der Superstar. "Bis Ende des Quartals rechnen wir in China mit der Rückkehr zum Vorkrisenniveau", sagt Rorsted.
Flaute: Vor der Krise war adidas nachhaltig unter den Besten im DAX. Der Höhenflug ist beendet, der Kurs hinkt hinterher.
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