Kampf gegen Inflation

Schwere Rezession: Jeremy Grantham prophezeit mehr Leid am Markt, wenn die Fed mit Zinssenkungen beginnt

28.04.23 23:00 Uhr

Schwere Rezession: Jeremy Grantham prophezeit mehr Leid am Markt, wenn die Fed mit Zinssenkungen beginnt | finanzen.net

Der Investor Jeremy Grantham erklärte neulich, dass den Markt noch mehr Leid erwarte, sobald die Fed mit ihren Zinssenkungen beginne. Viele Marktteilnehmer halten eine Rezession für unausweichlich.

• US-Notenbank hat den Leitzins ganze neun Mal in Folge angehoben
• Jeremy Grantham sagt für den Aktienmarkt noch mehr Trübsal voraus
• Zahlreiche Ökonomen halten Rezession für wahrscheinlich



Fed-Zinspolitik der letzten Monate

In den vergangenen Monaten erhöhte die US-Notenbank den Leitzins ganze neun Mal in Folge. Selbst im März, während der Bankenkrise, erhöhte die Fed die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Die Währungshüter setzten damit ein klares Signal, dass sie sich der Inflation trotz der Schwierigkeiten am Markt weiterhin entgegensetzen. Mit den Erhöhungen auch im März weiterzumachen war dabei keine leichte Entscheidung. So musste die Fed hier genaustens abwägen, zwischen der Beruhigung der Sorgen um den Bankensektor und dem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise. Im vergangenen Jahr hatte die US-Notenbank den Leitzins sogar mehrere Male um beachtliche 0,75 Prozentpunkte angehoben. Das Tempo wurde aber zuletzt verlangsamt. Bereits im Februar wurde der Leitzins ebenfalls nur um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Und es zeigt sich, dass die Inflation in den USA auf dem Rückzug ist, wenn auch nicht so stark wie erhofft und erwartet. Für das laufende Jahr rechne man mit einer Inflationsrate von durchschnittlich 3,3 Prozent. Im Februar betrug die Inflationsrate noch ganze sechs Prozent. Im März ging sie bereits auf fünf Prozent runter.

Dennoch sind weitere Zinsschritte abzusehen. Zuletzt deutete der Fed-Direktor Christopher Waller weitere Anhebungen des Leitzinses an. "Da sich die finanziellen Bedingungen nicht wesentlich verschärft haben, der Arbeitsmarkt weiterhin stark ist und die Inflation weit über dem Zielwert liegt, muss die Geldpolitik weiter gestrafft werden. Wie weit, hängt von künftigen Daten zur Inflation, der Wirtschaft und den Kreditbedingungen ab", so Waller laut der Deutschen Presse-Agentur.

Mehr Leid am Markt, wenn Zinssenkungen beginnen

Investorenlegende Jeremy Grantham erklärte kürzlich, dass das Platzen der Blase am Aktienmarkt erst zur Hälfte vorbei sein wird, wenn die Fed die Zinsen senkt. Er geht davon aus, dass dies im Jahr 2024 der Fall sein wird, wie Markets Insider berichtet. Grantham zufolge drohe dem Markt noch mehr Trübsal. Zuvor erklärte er, dass sich die Aktienmärkte in einer "Endphase" befinden, bevor sie abstürzen und, dass die in den letzten Jahren aufgeblähten Vermögenspreise bald platzen könnten, da der Wirtschaft eine schwere Rezession drohe. Während viele Marktteilnehmer auf Anzeichen für den nächsten allgemeinen Aufschwung warten, ist es laut Grantham der falsche Weg, um im derzeitigen Umfeld über Aktien nachzudenken. "Große Blasen" auf dem Aktienmarkt unterscheiden sich von typischen Bullen- und Bärenmärkten, was bedeute, dass wahrscheinlich eine weitere Runde des Schmerzes dem Markt bevorstehe. "Die meisten Rückgänge in diesen großen Bärenmärkten finden erst nach der ersten Zinssenkung statt. Sagen Sie mir also, wann die erste Zinssenkung ansteht, und ich werde Ihnen sagen, wann die zweite Hälfte des Schmerzes beginnt", erklärt er laut Markets Insider in einem Interview mit The Investor's Podcast. Weiter sagt der Investor voraus, dass Aktien um bis zu 50 Prozent einbrechen könnten, wenn die Wirtschaft in eine schwere Rezession gerät.

Kommt die Rezession?

Auch wenn Granthams Prognosen eher am pessimistischen Ende des Spektrums liegen, spiegelt seine Ansicht jedoch die von anderen Wall Street-Strategen wider, die eine Rezession und einen Rückgang der Aktienmärkte im Jahr 2023 für äußerst wahrscheinlich halten. Demnach sind zahlreiche Ökonomen bereits davon überzeugt, dass eine durch die straffere Geldpolitik ausgelöste Rezession unausweichlich ist. Selbst die Fed sei laut dem jüngsten Sitzungsprotokoll davon überzeugt, dass es im weiteren Jahresverlauf zu einer "milden Rezession" kommen werde. Allison Schrager, Kolumnistin bei Bloomberg, warnt außerdem davor, dass der Markt nicht davon ausgehen sollte, dass die Rezession, die durch eine restriktive Geldpolitik ausgelöst wird, automatisch die Inflation auf das vorgesehene Niveau senken werde. Tatsächlich seien die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Preissteigerungen in der Realität nicht so einfach und es gebe verschiedene mögliche Szenarien.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Lane Turner/Boston Globe/Getty Images