Passabler Börsenstart für Scout24 - Covestro dampft ein

Sie senkte nicht nur die Preisspanne der angebotenen Aktien drastisch, sondern auch das angestrebte Emissionsvolumen um eine Milliarde Euro. Zudem wurde die Angebotsfrist bis Freitag verlängert und der geplante Börsengang auf kommenden Dienstag verschoben. Covestro begründete das mit dem schwachen Börsenumfeld.

Dagegen gelang Scout24 zumindest ein durchwachsenes Debüt. Die Aktionäre der ersten Stunde konnten sich zum Handelsstart über Zeichnungsgewinne freuen. Die zu 30 Euro ausgegebenen Papiere des Internetportalanbieters starteten mit einem Kurs von 30,75 Euro. Dieses Niveau konnten sie jedoch nicht halten und fielen bis zum frühen Nachmittag unter den Ausgabepreis.

MILLIARDEN-ERLÖS BEI SCOUT24

Insgesamt belief sich der Erlös auf 1,15 Milliarden Euro. Inklusive Mehrzuteilungsoption wurden 38,64 Millionen Aktien ausgeben. Das sind gut 35 Prozent des Unternehmens, das damit nun insgesamt mit knapp 3,3 Milliarden Euro bewertet ist. "Wir sind sehr zufrieden mit dem positiven Feedback der Investoren", sagte Scout24-Vorstandschef Greg Ellis. Der Zeitpunkt sei richtig gewesen.

Den Großteil des Emissionserlöses kassierten die bisherigen Eigentümer, vor allem die Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone sowie die Deutsche Telekom. Dem Unternehmen selbst fließen aus einer Kapitalerhöhung über 7,6 Millionen neue Aktien rund 228 Millionen Euro zu. Ein erster Versuch von Scout war im vergangenen Jahr noch gescheitert.

ERHEBLICHE ZUGESTÄNDNISSE BEI COVESTRO

Um zumindest das nicht zu erleben, machte Bayer mit seiner Tochter Covestro nun erhebliche Zugeständnisse. Statt ursprünglich geplanter 2,5 Milliarden Euro soll der Erlös nur noch nun bei 1,5 Milliarden Euro liegen. Die Spanne für den Ausgabepreis wurde von 26,50 bis 35,50 Euro pro Aktie auf 21,50 bis 24,50 Euro gesenkt. Zudem sollen nun deutlich weniger Anteilsscheine platziert werden.

Damit reagiert Covestro auf die schlechte Stimmung an den Börsen. Die Unsicherheit über das künftige Wirtschaftswachstum in China und die Zinspolitik der US-Notenbank ließen zuletzt die Nervosität unter Anlegern wachsen. Zudem belastet die Krise bei Volkswagen. Ursprünglich sollte Covestro der größte Börsengang in Deutschland seit 15 Jahren werden.

KAPITALEINLAGE VON BAYER

Der niedrigere Erlös wird nun durch eine um eine Milliarde Euro angehobene Kapitaleinlage durch Bayer ausgeglichen. Die Schulden von Covestro bleiben so wie ursprünglich geplant bei vier Milliarden Euro.

Der Börsengang ist Teil eines großangelegten Umbaus bei Bayer. Der DAX-Konzern will sich künftig vor allem auf das Pharma- und Agrarchemiegeschäft konzentrieren. Die Kunststoffsparte Covestro, bis vor Kurzem noch bekannt als Bayer MaterialScience, stellt unter anderem Dämm-Material, Lacke, Beschichtungen, Klebstoffe und Matratzenschaum her. Mit seinem Umsatz von rund 11,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und mehr als 16 000 Mitarbeitern liegt Covestro im Bereich von Dax-Konzernen wie etwa dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck.

FRANKFURT (dpa-AFX)