SAP-Aktie schließt klar im Plus: SAP macht Ernst mit Börsengang der Tochter Qualtrics
Der deutsche Softwaregigant SAP treibt die Pläne für den Börsengang seiner US-Tochter Qualtrics voran
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Die Corona-Krise stellt dabei keinen Bremsklotz dar, ganz im Gegenteil: An den US-Börsen sind Tech-Börsengänge etwa von Airbnb oder des Essensauslieferers DoorDash in den vergangenen Wochen extrem gut über die Bühne gegangen. SAP-Anleger begrüßten denn auch die ersten Details zum Börsengang von Qualtrics, nachdem SAP im Sommer die für die Experten damals eher überraschenden Pläne bekannt gegeben hatte.
Der Anbieter von Marktforschungssoftware wolle an die Tech-Börse NASDAQ unter dem Ticker "XM" gehen, teilte Qualtrics am Montagabend in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC mit. Die Aktien sollen für 20 bis 24 US-Dollar pro Stück verkauft werden. Eine konkrete Anzahl an Aktien, die an Investoren abgegeben werden soll, wurde nicht genannt. Auch einen Zeitplan gibt es aktuell nicht. Als Wert des Börsengangs nannte Qualtrics 100 Millionen Dollar. Dieser Betrag dürfte aber nur ein Platzhalter sein. Die Investmentbanken Morgan Stanley und JPMorgan begleiten den Börsengang.
SAP hatte im Juli angekündigt, Qualtrics an die Börse bringen zu wollen. SAP hatte das Unternehmen erst vor gut zwei Jahren für acht Milliarden Dollar gekauft. Der DAX-Konzern könnte jetzt eine Gelegenheit nutzen, den Zukauf zu günstigen Bedingungen zu Geld zu machen. Gemessen an der Börsenbewertung direkter und ähnlich schnell wachsender Rivalen könne Qualtrics auf einen Unternehmenswert von rund 14,4 Milliarden Dollar kommen, spekulieren Experten. Dies wäre am oberen Ende der Preisspanne der Fall, wenn etwa 600 Millionen Aktien nach dem Börsengang im Umlauf wären.
Die Zügel will SAP aber nicht aus der Hand geben. Früheren Aussagen zufolge wollen die Walldorfer auf jeden Fall Mehrheitsaktionär von Qualtrics bleiben und weiter vom starken Wachstum der noch kleinen Sparte profitieren. Dies geht auch aus der SEC-Mitteilung von Qualtrics hervor. Über unterschiedliche Aktiengattungen soll SAP über die Stimmrechte die volle Kontrolle behalten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte im Sommer mit Berufung auf informierte Kreise berichtet, dass SAP mindestens 75 Prozent an Qualtrics behalten wolle.
Das Unternehmen sammelt Daten etwa auf Webseiten von Internethändlern oder über Umfragen - das Angebot soll Händlern ein genaueres Steuern von Werbung und Marketing ermöglichen. Mit Qualtrics will SAP auch den US-Rivalen Salesforce attackieren, der bei Software für den Vertrieb und das Kundenmanagement die Nase vorn hat.
In der Pflichtmitteilung legte Qualtrics offen, dass der Finanzinvestor Silver Lake am 23. Dezember zugestimmt hat, für 550 Millionen Dollar in einer Privatplatzierung Qualtrics-Aktien zu kaufen. Die Hälfte erwirbt Silver Lake zum Preis des Börsengangs, den Rest für 21,64 Dollar pro Aktie.
So reagiert die SAP-Aktie
Die Anleger schenken den zuletzt in Missgunst geratenen Aktien von SAP schrittweise wieder mehr Vertrauen. Angetrieben von neuen Details zum geplanten Börsengang der US-Tochter Qualtrics stiegen die Aktien des Softwarekonzerns am Dienstag auf ein Hoch seit dem Kurseinbruch im Oktober. Zum Handelsschluss kletterten sie an der Spitze des DAX um 1,67 Prozent auf 107,02 Euro. Seit dem Tief Anfang November bei knapp unter 90 Euro haben sie schon wieder ein Fünftel an Wert zurück gewonnen.
Am Vorabend war bekannt geworden, dass der Softwarekonzern Ernst macht mit einer Notiz des Anbieters von Marktforschungssoftware an der US-Tech-Börse Nasdaq. Händler sahen darin zwar keine Überraschung, nachdem SAP die Pläne schon im Juli angekündigt hatte. Dem Kurs scheint die konkretisierte Perspektive mit neuen Details dennoch zu helfen. Die Stärke der Nasdaq, die den Corona-Crash aus dem Frühjahr schon früh abgehakt hatte und seit Juni von Rekord zu Rekord eilt, dürfte dem Vorhaben in die Karten spielen.
Laut einem Dokument an die US-Börsenaufsicht SEC werden zwei Aktiengattungen von Qualtrics geschaffen. Die A-Aktien sollen an Investoren gehen, die B-Aktien und damit auch die Mehrheit aber bei SAP bleiben. Eine konkrete Anzahl an Aktien, die abgegeben werden soll, wurde nicht genannt. Ein auf 100 Millionen Dollar bezifferter Wert des Börsengangs dürfte aber nur ein Platzhalter sein.
Aus den Details geht hervor, dass die Aktien den Anlegern für 20 bis 24 US-Dollar pro Stück angeboten werden sollen. Unter der Annahme, dass nach dem Börsengang etwa 600 Millionen Aktien im Umlauf wären, würde Qualtrics einem Händler zufolge am oberen Ende dieser Spanne mit geschätzt 14,4 Milliarden Dollar bewertet. Vor gut zwei Jahren hatten die Walldorfer 8 Milliarden US-Dollar bezahlt.
Mit der jüngsten Kurserholung hat SAP den Spitzenrang im DAX wieder abgesichert. Als die Aktien vor zwei Monaten wegen eines verdüsterten mittelfristigen Ausblicks unter die Räder gekommen waren, drohten sie diesen an den Gasekonzern Linde zu verlieren. Im Tief war der Softwarekonzern nur noch 110 Milliarden Euro wert, mittlerweile ist er wieder mehr als 130 Milliarden schwer.
Während der Technologie-Sektor, dem SAP zugerechnet wird, in der Corona-Krise über Monate von Anlegern als genereller Gewinner gefeiert wurde, hatten sich die SAP-Papiere vor sieben Wochen eher ihrem Crash-Tief von 82,13 Euro aus dem März genähert. Um die damals angesichts enttäuschender Geschäftsziele entstandene Kurslücke zu schließen, bleibt es noch ein weiter Weg. Davor waren die Aktien noch über 125 Euro gehandelt worden, der Rekord stammt mit 143,32 Euro von Anfang September.
Ein großer Profiteur der Kurserholung der letzten Wochen ist SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner. Der hatte Ende Oktober beim Kurseinbruch munter Anteilsscheine für insgesamt weit mehr als eine Viertelmilliarde Euro gekauft.
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