Ausblick: UBS sieht in 2021 "Jahr der Erneuerung"
Bei der Schweizer Großbank UBS geht man nach einem Jahr, das von der Corona-Pandemie geprägt war, davon aus, dass sich die Wirtschaft 2021 weiter erholen wird.
Werte in diesem Artikel
• Wirtschaftsleistung und die Unternehmensgewinne dürften auf Vorkrisenniveau zurückkehren
• Investitionen in Disruptoren dürften für Anleger in Zukunft interessant werden
• Experten empfehlen "Diversifikation von Portfolios für die nächste Aufwärtsetappe der Aktienmärkte"
In ihrem "Year Ahead"-Bericht vom November gibt die UBS einen Ausblick auf 2021. Das UBS Global Wealth Management Chief Investment Office geht davon aus, dass sich die Wirtschaftsleistung und die Unternehmensgewinne in 2021 wieder von der Corona-Krise erholen und auf ein Niveau von vor der Pandemie zurückkehren werden.
Basisszenario für 2021
Im Basisszenario des vom UBS Global Wealth Management Chief Investment Office veröffentlichten "Year Ahead"-Bericht rechnen die Experten damit, dass es in der ersten Jahreshälfte 2021 zwar zu neuen Corona-Wellen kommt, in führenden Volkswirtschaften bis zum 2. Quartal 2021 aber ein wirksamer Impfstoff allgemein verfügbar ist und sich die sozialen Aktivitäten bis zum 3. Quartal 2021 normalisieren. Zudem erwarten die Experten, dass das BIP der Industrieländer bis zum Jahr 2022 wieder auf Vorkrisenniveau liegt. Die Zentralbanken behalten in diesem Szenario ihre sich an die Gegebenheiten anpassende Geldpolitik bei, die Realzinsen bleiben weiterhin stabil auf niedrigem Niveau. In den USA erwartet man keine Steuererhöhungen, während die Beziehungen zwischen den USA und China langfristig problematisch bleiben. Zwar rechneten die Analysten mit einer Einigung auf ein US-Konjunkturpaket in Höhe von 500 bis 1.000 Milliarden US-Dollar in der ersten Jahreshälfte 2021, dieses wurde allerdings noch kurz vor dem Jahreswechsel beschlossen und umfasst etwa 900 Milliarden US-Dollar. Die Außenpolitik des gewählten Präsidenten Joe Biden schätzen die Experten jedoch als vorhersagbarer als die seines Vorgängers Donald Trump ein. Diese Faktoren dürften dazu führen, dass Anleger Jagd nach Renditen machen und vermehrt auf nachhaltige Anlagen setzen, während die Diversifikation an Privatmärkten zunimmt.
Ziele für verschiedene Anlageklassen bis Juni 2021
Das UBS Global Wealth Management Chief Investment Office gibt in seinem "Year Ahead"-Bericht auch Ziele für verschiedene Anlageklassen bis Juni 2021 aus. So rechnen die Experten damit, dass der S&P 500 im negativen Szenario auf 2.900, im Basisszenario auf 3.800 und im positiven Szenario bis auf 4.000 Punkte steigt. Der EuroSTOXX könnte laut Bericht im negativen Szenario bei 2.800, im Basisszenario bei 3.600 und im positiven Szenario bei 3.900 Indexeinheiten stehen. Der Goldpreis dürfte sich im negativen Szenario bei 2.200 bis 2.300 US-Dollar, im Basisszenario bei 1.950 US-Dollar und im positiven Szenario bei 1.600 bis 1.700 US-Dollar je Feinunze bewegen.
Prognosen für verschiedene Anlageklassen
Für Barmittel und hochwertige Anleihen prognostizieren die Experten langfristig negative Realrenditen. "Auf Sicht der nächsten 15 Jahre rechnen wir im Schnitt mit jährlichen nominalen Renditen von 2,2% bei erstklassigen USD-Anleihen und nur leicht positiven Gesamtrenditen bei EUR- und CHF-Anleihen." Anleger sollten "ihren Blick stattdessen eher auf Unternehmensanleihen und alternative Anlagen richten", erklärt die UBS in ihrem Bericht. Für US-Dollar-Hochzins Unternehmensanleihen und auf US-Dollar lautende Staatsanleihen der Schwellenländer erwarten die Experten jährliche Renditen von jeweils 4,9 Prozent, für US-Investment-Grade-Unternehmensanleihen von 2,7 Prozent.
Für die Industrieländer erwartet man laut "Year Ahead"-Bericht im Bereich Aktien nominale Renditen von durchschnittlich fünf bis acht Prozent pro Jahr (in US-Dollar), während es in den letzten 15 Jahren neun Prozent waren. Wobei die langfristigen Aussichten für Aktien aus Schwellenländern mit durchschnittlichen jährlichen Renditen von 9,4 Prozent - gegenüber vier Prozent in den vergangenen 15 Jahren - am vielversprechendsten seien.
Laut UBS Global Wealth Management Chief Investment Office haben zudem die Energiepreise, die zyklisch bedingt derzeit niedrig seien, reichlich Spielraum nach oben, sobald die Pandemie überstanden sei. "Alles in allem glauben wir, dass breite Rohstoffindizes in den nächsten 15 Jahren annualisierte Erträge von etwa 5% erbringen werden, basierend auf den hohen erwarteten Renditen im Energiesektor. Wir gehen davon aus, dass Gold Renditen von 2% bis 3% pro Jahr bieten wird."
Trend der Zukunft
Der Trend dürfte laut den Experten dahin gehen, dass Anleger in das "Next Big Thing", wie es im "Year Ahead"-Bericht der UBS genannt wird, investieren. Diese "nächste große Sache" dürften Anleger in Trends finden, die durch die Corona-Pandemie beschleunigt wurden. Die UBS erklärt in einer Mitteilung zu ihrem Bericht, dass insbesondere Sektoren, "in denen eine technologische Disruption stattfindet", Unternehmen, die an Trends, wie dem "Wandel zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft", einem "effizienteren und ganzheitlicheren" Gesundheitssystem oder "Bemühungen um die weitere Digitalisierung von Finanzdienstleistungen", beteiligt seien, "langfristig ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnen" dürften.
"Unseres Erachtens wird 2021 ein ‘Jahr der Erneuerung‘. Angesichts des erneuten Wachstums, der expansiven Fiskal- und Geldpolitik und der neuen politischen Führung sollten wir 2021 auch mit einer neuen Marktführung rechnen. Über das bevorstehende Jahr hinaus sollten Anleger auch auf Sektoren achten, die sich in einer technologischen Transformation befinden. Während im letzten Jahrzehnt Anlagen im Technologiesektor selbst im Vordergrund standen, dürfte es in den nächsten zehn Jahren wichtig sein, in Disruptoren zu investieren, die den Status quo in anderen Branchen infrage stellen", so Mark Haefele, Chief Investment Officer bei UBS Global Wealth Management.
Zentrale Empfehlungen für Anleger
Zu den zentralen Empfehlungen des "Year Ahead"-Berichts zählt die "Diversifikation von Portfolios für die nächste Aufwärtsetappe der Aktienmärkte jenseits der robusten, großen und US-amerikanischen Unternehmen, die 2020 dominierten", schreibt die UBS in einer Mitteilung zum Bericht. "Anleger sollten global denken, nach Aufholpotenzial Ausschau halten und neue langfristige Gewinner suchen. Anstelle in renditeschwache Barmittel und Anleihen zu investieren, sollten Anleger/innen nach Renditen in auf US-Dollar lautenden Staatsanleihen von Schwellenländern, in asiatischen Hochzinsanleihen und in ausgewählten Crossover-Anleihen an der Schwelle zwischen Investment-Grade- und Hochzins-Rating suchen." Anleger sollten sich für einen schwächeren US-Dollar positionieren und daher "in G10-Währungen oder ausgewählte Schwellenländerwährungen und Gold diversifizieren".
Nach Meinung der Experten könnten einige der Schlusslichter des Jahres 2020 im neuen Jahr das größte Aufwärtspotenzial haben. Bei der UBS richtet man den Fokus "insbesondere auf zyklische und Mid-Cap-Aktien". "Privatmarktanlagen und nachhaltiges Investieren könnten wertvolle Ergänzungen für Anlageportfolios sein. Im kommenden Jahr hält UBS an der Präferenz für nachhaltige Anlagen für global investierende Privatkunden fest", schreibt die Schweizer Großbank in ihrer Mitteilung zum "Year Ahead"-Bericht.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: yuttana Contributor Studio / Shutterstock.com