Warren Buffett auf der Suche nach Zukäufen: Diese Aktien könnten für das Orakel von Omaha interessant sein
Starinvestor Warren Buffett sucht bereits seit längerem nach Möglichkeiten, seine Geldreserven sinnvoll auszugeben - bislang ohne Erfolg. Doch laut Experten gäbe es gleich mehrere Möglichkeiten.
Werte in diesem Artikel
• Experten spekulieren, wie Warren Buffett seine Cash-Reserven von 128 Milliarden US-Dollar einsetzen könnte
• Wichtige Kaufkriterien von Buffett treffen vor allem auf ein US-Unternehmen zu
• US-Researchseite sieht zahlreiche weitere Kandidaten für Einstieg von Berkshire Hathaway
Investmentlegende Warren Buffett sitzt auf einem riesigen Berg aus Bargeld. Daher gibt es immer wieder Spekulationen darüber, bei welchem Unternehmen der Starinvestor als nächstes einsteigen könnte - zumal Buffett im Februar 2019 in seinem Brief an die Berkshire-Hathaway-Aktionäre erklärte, dass man immer auf der Suche nach passenden Unternehmen sei und er "auf eine elefantengroße Übernahme" in der Zukunft hoffe. Zuletzt galt der Problem-Flugzeugbauer Boeing als mögliches Objekt einer Übernahme durch Berkshire Hathaway, doch auch andere Unternehmen werden aktuell als heiße Einstiegskandidaten gehandelt.
Auf diese Kriterien achtet Warren Buffett
Um als Investment für Berkshire Hathaway infrage zu kommen, muss ein Unternehmen optimalerweise mehrere Punkte erfüllen. Es sollte zum einen ein Geschäftsmodell haben, das leicht zu verstehen ist, zum anderen aber auch einen starken Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz aufweisen, den Buffett auch als "weiten Burggraben" bezeichnet. Außerdem legt der Starinvestor großen Wert auf eine gute Unternehmensführung, langfristiges Wachstumspotenzial sowie die Bewertung des Unternehmens an der Börse. So weigerte sich das Orakel von Omaha in der jüngsten Vergangenheit trotz rekordhoher Cash-Reserven, ein Kaufangebot nachzubessern oder sich in einen Bieterkampf verwickeln zu lassen. Stattdessen sucht Buffett weiter nach unterbewerteten Aktien, was sich im aktuellen Marktumfeld jedoch offenbar nicht so einfach gestaltet. In den letzten Wochen mehrten sich jedoch die Expertenstimmen, die glauben, ein passendes Unternehmen für Buffett gefunden zu haben.
Experten setzen auf weiteren Zukauf im Logistiksektor
Laut dem US-Magazin "Observer" gehen viele Marktkenner davon aus, dass Buffett momentan im Transport- und Logistikbereich nach einem Zukauf suchen dürfte. Der Sektor ist schon länger im Portfolio von Berkshire Hathaway vertreten und dem Investor somit vertraut. Zu seiner Holding gehören unter anderem die Eisenbahngesellschaft BNSF Railway Company sowie weitere Transportunternehmen. Außerdem besitzt Berkshire Hathaway Aktien von UPS - und womöglich bald auch vom Konkurrenten FedEx. Denn das Logistikunternehmen wird momentan als besonders heißer Übernahmekandidat gehandelt.
"Ich glaube, Warren Buffett wird [2020] Federal Express kaufen", prognostizierte zum Beispiel Doug Kass vom Hedgefonds Seabreeze Partners Capital Management im Dezember gegenüber "Yahoo Finance", und auch Trip Miller vom Hedgefonds Gullane Capital Partners sagte im vergangenen Jahr gegenüber "CNN Business", dass FedEx genau die Sorte von Unternehmen sei, nach der Buffett suche.
Einer möglichen Kaufofferte dürfte auch der Logistikkonzern selbst durchaus positiv gegenüberstehen, glaubt Logistikexperte Matt White. "Berkshire hat eine großartige Historie, wenn es darum geht, substanziellen Wert aus Industrie- und Transportunternehmen herauszukitzeln", so White im Januar 2020 gegenüber der US-Seite "Barron’s". Er gehe daher davon aus, dass ein Angebot von Berkshire das nötige Prestige habe, um die Zustimmung von FedEx-Gründer und CEO Fred Smith zu erhalten.
FedEx trotz Problemen für Buffett attraktiv?
Tatsächlich könnte FedEx momentan einen starken Partner wie Buffett gebrauchen, denn das Unternehmen befindet sich in einer kleinen Krise. So hat der Handelskonflikt das Volumen der B2B-Express-Lieferungen geschmälert, während Online-Händler wie Amazon zunehmend selbst die Lieferung an Privatkunden übernehmen. Um gegenzusteuern hat das Unternehmen laut "Barron’s" in den vergangenen Jahren viel investiert, um einen schnelleren Service anbieten zu können und die Kapazitäten für Lieferungen aus dem Online-Handel ausgebaut. Langfristig dürfte dies das Geschäft von FedEx stützen, aktuell belasten die Investitionen jedoch die Erträge. An der US-Börse ist die FedEx-Aktie aufgrund der Schwierigkeiten seit ihrem Rekordhoch im Januar 2018 um gut 40 Prozent gefallen - und ist damit auf KGV-Basis laut "Bloomberg" deutlich günstiger als der breite Transportsektor.
Warren Buffett könnte bei FedEx also eines seiner geliebten Schnäppchen machen. Bei einer aktuellen Marktkapitalisierung des Logistikkonzerns von knapp 42 Milliarden Dollar könnte er eine Komplettübernahme zudem quasi aus der Portokasse stemmen - und hätte immer noch einen großen Teil seines aktuell 128 Milliarden Dollar dicken Geldpolsters übrig. Neben dem günstigen Preis erfüllt FedEx auch weitere von Buffetts Schlüsselkriterien. Das Unternehmen besitzt trotz der aktuellen Schwierigkeiten ein überzeugendes Geschäftsmodell, wird von seinem Gründer geführt, der von "Barron’s" mehrfach als "Top-CEO" ausgezeichnet wurde, und besitzt einen Wettbewerbsvorteil durch seine riesige Flotte an Zustellfahrzeugen und die weltweit verteilten Distributionszentren. Außerdem ist das Geschäftsmodell leicht zu verstehen und der Konzern würde zu den anderen Logistikunternehmen der Berkshire-Familie passen.
Dennoch ist ein Einstieg bei FedEx nur eine Möglichkeit, wie das Orakel von Omaha seine Geldreserven einsetzen könnte. Daneben gibt es laut einer Researchseite noch einige weitere Unternehmen, bei denen ein Investment von Warren Buffett möglich erscheint.
Researchseite sieht zahlreiche mögliche "Buffett-Aktien"
Trotz des aktuellen Marktumfeldes, in dem die Bewertungen vieler Aktiengesellschaften astronomische Höhen erreicht haben, hat die US-Researchseite "Investor’s Business Daily" gleich 35 Unternehmen ausgemacht, bei denen Warren Buffett mit seiner Investmentholding einsteigen könnte. Als Kriterien bei der Suche nach passenden Unternehmen galten dabei hauptsächlich die Qualität der Unternehmensführung, das Unternehmenswachstum in der Vergangenheit sowie die langfristigen Wachstumsaussichten. So mussten die Unternehmensaktien unter anderem beim nachhaltigen Wachstum zu den besten 15 Prozent und beim jährlichen Gewinn je Aktie über die letzten fünf Jahre zu den besten 25 Prozent gehören sowie mindestens eine Eigenkapitalrendite von 12 Prozent liefern.
Als besonders interessant für Warren Buffett gelten laut "Investor‘s Business Daily" demzufolge der Sportbekleidungshändler Lululemon, der Online-Händler Alibaba, der Zahlungsdienstleister PayPal, das Online-Autoauktionshaus Copart oder auch das Cloud-Computing Unternehmen Veeva Systems. Diese Konzerne würden sich sowohl durch eine gute Unternehmensführung als auch durch Langzeitwachstum auszeichnen, so das US-Portal. Doch auch Salesforce, Ferrari und Alphabet stehen auf der Liste.
Allerdings befinden sich viele Papiere der auf der Liste genannten Unternehmen - unter anderem die Aktien der letzten drei - aktuell auf oder nahe bei ihren Rekordständen. Das für Buffett wichtige Kriterium, dass ein Unternehmen unterbewertet sein muss, dürfte somit nicht erfüllt sein. Auch die Einfachheit des Geschäftsmodells und die Existenz eines "Burggrabens" wurde nicht explizit berücksichtigt. Es dürfte daher eher unwahrscheinlich sein, dass die Investorenlegende bei einem dieser 35 Unternehmen zugreift. Ein Einstieg bei FedEx - das es übrigens nicht auf die Liste von "Investor’s Business Daily" geschafft hat - dürfte im Vergleich wohl als wahrscheinlicher gelten.
Redaktion finanzen.net
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