Nordex-Chef: "Fühlen uns allein sehr wohl"
Nordex-Chef Jürgen Zeschky hat den Windkraftspezialisten wieder in die schwarzen Zahlen geführt. Im Gespräch erklärt er, wie Nordex ohne Offshoreanlagen weiter wachsen soll.
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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag
Dass an der Einfahrt zum Firmenparkplatz der Nordex-Zentrale in Langenhorn am Stadtrand von Hamburg ein kleines Siemens-Schild klebt, hat nur mit der Schrankenanlage zu tun. Ein Hinweis auf künftig etwaig engere Verbindungen beider Windkraftfirmen ist das nicht. Im Gegenteil: Nordex-Chef Jürgen Zeschky wird beim Thema Übernahme durch Wettbewerber eher ungeduldig und stellt im Gespräch klar, wie wohl sich der Windturbinenbauer als unabhängiger Mittelständler fühlt.
€uro am Sonntag: Als Sie 2012 den Vorstandsvorsitz bei Nordex übernahmen, war die Firma ein Sanierungsfall. Seit zwei Jahren schreibt sie wieder schwarze Zahlen. Was haben Sie verändert?
Jürgen Zeschky: Zum Ende der Finanzkrise waren die Zeiten für die gesamte Windbranche schwierig. Überkapazitäten und Preisverfall bestimmten sie. Nordex hatte zu viele Aktivitäten, war auf zu vielen Märkten auch in der Produktion präsent und verfolgte außerdem noch diverse Offshoreprojekte. Wir mussten eine Kurskorrektur vornehmen: Konzentration auf bestimmte Kundengruppen und Märkte, Abschied von Offshore und Stilllegungen der Werke in China und den USA. Das hieß auch, die Idee des Großkonzerns aufgeben - zurück zum Mittelstand. Das Geld wird draußen operativ verdient, nicht drinnen in der Verwaltung.
Da hat niemand widersprochen?
Gerade der Ausstieg aus der Offshorewindtechnologie wurde im Aufsichtsrat intensiv diskutiert. Aber wir haben unsere Restrukturierungsstrategie unter den Führungskräften selbst erarbeitet, ohne externe Berater. Das trägt bis heute. Und das war auch der entscheidende Erfolgsfaktor für den Turnaround: die Menschen hier. Ich war überrascht, wie viele gute Leute bei Nordex arbeiteten, als ich kam. Ich hatte damit gerechnet, dass viele das sinkende Schiff schon verlassen hätten.
Sie agieren als Mittelständler zwischen großen und kapitalstarken Konzernen wie Siemens und General Electric. Fühlen Sie sich wohl als David unter Goliaths?
Natürlich kann ein Kleinerer auch der Fittere sein. Doch so viel kleiner sind wir im Bereich Windenergie ja gar nicht. Wir konzentrieren uns. Wenn wir versuchen würden, überall mitzuspielen, bekämen wir im Wettbewerb Schwierigkeiten. Außerdem sehen wir, dass nach Ende unserer Restrukturierung viele große Kunden kommen.
Dennoch ist immer wieder zu
hören, Sie suchten Anschluss
an einen Partner.
Ich habe immer gesagt: Wir sind grundsätzlich bereit, mit allen zu reden, die mit guten Ideen kommen. Wenn es operativ Sinn macht, wäre es dumm, einen Zusammenschluss von vornherein auszuschließen. Aber es ist nicht so, dass wir auf der Suche wären. Hier steht auch nirgendwo ein Schild "Zu verkaufen". Wir machen unser operatives Geschäft, Jahr für Jahr. Und die Übernahmespekulationen begleiten die Firma von Beginn an. Aber wir fühlen uns auch sehr wohl allein. Dass das erfolgreich geht, zeigen die vergangenen Jahre.
Und Ihre Großaktionäre drängen auch nicht, Nordex anders aufzustellen, um Kasse zu machen?
Im Gegenteil. Der Hauptaktionär, die Familie Klatten, hat gerade in schwierigen Zeiten zu uns gestanden. Das war sehr wichtig. Das hat viel Vertrauen bei den Geschäftspartnern geschaffen. Unser Hauptaktionär verhält sich wie ein Familienunternehmen. Es geht um langfristige Wertsteigerung. Das ist kein Finanzinvestor, der nur das nächste Quartal im Blick hat.
Nordex hat noch nie eine Dividende gezahlt. Nach zuletzt zwei erfolgreichen Jahren: Wird es nicht allmählich Zeit?
Wir denken darüber nach. Vorrang haben aber Investitionen in die Entwicklung des Geschäfts. Das heißt Produktentwicklung und Eintritt in neue Märkte. Wir sind noch ein Wachstumsunternehmen und expandieren jährlich zweistellig. Das ist schon eine Herausforderung, wo wir wenig Spielraum für Dividenden sehen. Im laufenden Jahr etwa werden wir über 300 neue Mitarbeiter einstellen, viele davon hier in Deutschland. Sobald sich dieses Wachstum normalisiert und der Cashflow es erlaubt, eine Dividende auszuschütten, werden wir das Thema aufgreifen. Für 2014 werden wir jedenfalls noch keine Ausschüttung vorschlagen.
Aber im Jahr 2015, für das Sie eine weitere Umsatz- und Gewinnsteigerung prognostiziert haben, könnten Sie an dem Punkt sein.
Darüber möchte ich nicht spekulieren. Aber wenn man den Schritt unternimmt, dann nur wenn klar ist, dass eine Dividende langfristig möglich ist, nicht: in einem guten Jahr eine Dividende, dann wieder nicht. Gerade dafür ist eine stabile Basis nötig. Da sind wir noch nicht.
Wenn Sie erst einmal allein weitermachen: Wie können Sie mit der Konkurrenz mithalten?
Wir kümmern uns zum einen um andere Kundensegmente, vor allem kleinere und mittlere Projektentwickler oder Stadtwerke. Zum anderen haben wir eine überschaubare Palette an Turbinen, die gerade an windschwachen Standorten sehr effizient arbeiten. 2014 haben wir unsere neue Produktreihe Delta eingeführt, die die Stromausbeute je nach Standort um bis zu 30 Prozent steigert.
Der Bau von Windparks auf dem Meer boomt. Können Sie es sich leisten, dauerhaft auf dieses Geschäft zu verzichten?
Davon sind wir überzeugt. Der Offshoremarkt macht weniger als zehn Prozent aller Windkraftinstallationen weltweit aus. Das Geschäft ist kapitalintensiv, damit risikoreicher und verlängert die Geschäftsbilanz. Das können die Großen besser.
Sie lassen einen Milliardenmarkt links liegen?
Der Markt wird sicher wachsen, aber das ist nicht unser Geschäft. Wir sehen, dass sich die Windkraft an Land ebenfalls sehr stark entwickelt. Das gilt weltweit und nicht nur für einzelne Länder. Das ist die kostengünstigste erneuerbare Energiequelle. Sie ist das Rückgrat der Energiewende in vielen internationalen Märkten. Es gibt viele Beispiele, wie sie den Strompreis drückt. Offshore ist dagegen doppelt so teuer und wird noch lange erheblich mehr kosten.
Nachdem Ihre Auslandsquote
vor zwei Jahren noch bei über
80 Prozent lag, sank sie 2014 auf
65 Prozent, weil die Installationen in Deutschland wegen Vorzieheffekten erheblich zulegten. Das kann kaum von Dauer sein.
Deutschland bleibt einer unserer wichtigsten Märkte. Wir sehen anhand unserer Auftragseingänge auch 2015 eine starke Nachfrage. Deutschland wird dauerhaft ein großer Markt bleiben. Wir wollen hier unsere Marktanteile ausbauen.
Und was ist mit dem weltweit
größten Windenergiemarkt China?
Wir sehen keine Chance, in China auf absehbare Zeit profitabel Turbinen zu verkaufen. Kaum ein westlicher Hersteller ist dort erfolgreich. Wir kaufen in China viele Komponenten ein. Damit sind wir zufrieden. Chinas Windmarkt ist sehr schwierig. Und die Dynamik der Nachfrage lässt mittelfristig nach.
Dann dürften die chinesischen Windkraftfirmen Ihnen künftig
vermehrt auf den übrigen Märkten Konkurrenz machen. Die Solarbranche kann davon ein Lied singen.
Bisher sehen wir selten chinesische Wettbewerber. Die konzentrieren sich vor allem auf ihren Heimatmarkt. Und Wind ist nicht mit Solar vergleichbar. Der logistische Aufwand ist viel höher, die Wertschöpfung im Land selbst viel größer. Es ist nicht so einfach, Maschinen zu exportieren.
Sie exportieren doch auch.
Wir haben in unseren Märkten Vertriebsmannschaften, die Windparks vor Ort realisieren. Komponenten wie etwa die Türme beziehen wir von lokalen Herstellern. Die Maschinen werden vor Ort montiert. Da braucht man keine eigene lokale Produktion.
Sie fokussieren sich auf teilweise exotische Wachstumsmärkte. Können Sie von der Windenergie in Uruguay, Pakistan oder Südafrika dauerhaft leben?
Wir haben für uns 20 Märkte identifiziert, in denen Windenergie stark wächst. Neben Europa sind wir auch in Lateinamerika und in Teilen von Afrika und Asien stark aufgestellt. Das werden weiter wichtige Märkte bleiben.
Sie erwarten für 2015 ein Umsatzwachstum von bis zu 20 Prozent und eine Steigerung der Ebit-Marge auf fünf bis sechs Prozent. Manchem Analysten erscheint das zu konservativ.
Das ist unsere Prognose. Sie zeigt, dass wir wachsen werden. Es gibt im Moment auch keinen Grund, davon abzurücken.
zur Person:
Dieter Zeschky
Erfolgreicher Sanierer
Dieter Zeschky (55) ist seit März 2012 Vorstandsvorsitzender von Nordex. Der promovierte Maschinenbauer hat sich in seinem Berufsleben vor allem mit Turbomaschinen beschäftigt - Anlagen, die Strömung in mechanische Energie verwandeln und umgekehrt. Dazu zählten vor
der Windenergie Wasserkraft- und Flugzeugturbinen. Um Abstand zum beruflichen Wind zu bekommen, lässt er ihn sich beim Lauf um die Alster oder auf dem Fahrrad um den Kopf wehen.
Investor-Info
Nordex-Aktie
Trendwende gelungen
Nordex hat sich vom Sorgenkind zum Vorzeigeunternehmen entwickelt. Im laufenden Jahr dürfte der Umsatz um zehn Prozent auf 1,9 Milliarden Euro steigen. Der Nettogewinn steigt voraussichtlich um über 60 Prozent auf 65 Millionen Euro, schätzen Analysten. Im kommenden Jahr ist mit einem erneuten Gewinnplus um rund ein Fünftel auf 80 Millionen Euro zu rechnen. Angesichts dieser Wachstumsraten erscheint das KGV im mittleren 20er-Bereich moderat. Die Aktie bleibt aussichtsreich.
Vontobel New Power Fund
Aktienfonds für Erneuerbare
Für ein breites Investment in Aktien aus dem Bereich erneuerbare Energien bietet sich der Vontobel New Power Fund (ISIN: LU 013 825 904 8) an, in dessen Portfolio sich etwa der Windkraftanlagenbauer Gamesa findet. Das Fondsvermögen verteilt sich
auf Firmen, die sich den Themen Wind-, Solar-, Bioenergie und Energieeffizienz zuordnen lassen.Ausgewählte Hebelprodukte auf General Electric
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Dirk Eisermann/Nordex SE, Christiane Koch Hamburg/Nordex SE
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28.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. | |
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08.11.2024 | Nordex Buy | Deutsche Bank AG | |
08.11.2024 | Nordex Equal Weight | Barclays Capital | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
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28.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Deutsche Bank AG | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
07.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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08.11.2024 | Nordex Equal Weight | Barclays Capital | |
29.10.2024 | Nordex Equal Weight | Barclays Capital | |
15.01.2024 | Nordex Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
14.11.2023 | Nordex Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
03.10.2023 | Nordex Neutral | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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06.09.2019 | Nordex Underperform | Merrill Lynch & Co., Inc. | |
15.08.2019 | Nordex verkaufen | Independent Research GmbH | |
17.07.2019 | Nordex Reduce | HSBC | |
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14.05.2019 | Nordex Reduce | Kepler Cheuvreux |
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