GOVECS AG: Mit dem Börsengang vom Boom der Elektroroller profitieren

Finanzen.net: Elektroroller sind vor allem in Großstädten auf dem Vormarsch. Können Sie in zwei oder drei Sätzen das Geschäftsmodell von GOVECS und dessen Besonderheiten kurz erläutern?
Thomas Grübel: Unser Erfolg basiert auf hochwertigen "Made in Europe"-Elektrorollern. Drei der vier größten E-Scooter-Sharing-Anbieter in Europa haben unsere Roller in ihrer Flotte. Wir sind in diesem Segment klarer Marktführer in Europa und wollen unseren Vorsprung weiter ausbauen. Darüber hinaus verkaufen und vermieten wir unsere Roller an die Delivery-Branche, hauptsächlich an Essenslieferdienste. Insgesamt sind bereits mehr als 10.000 GOVECS-Roller auf den Straßen unterwegs. Über unsere eigene Handelsplattform HappyScooter vertreiben wir unsere Produkte zudem im rasant wachsenden Endkundenmarkt.

Mit welchen Reichweiten dürfen Rollerfans bei ihren Marken eigentlich rechnen, und was können Sie zum Prozess des Aufladens und den Verbrauchskosten der Geräte sagen?
Je nach Modell und Fahrweise betragen die Reichweiten bis zu 125 Kilometer. Noch wichtiger aus meiner Sicht ist die Tatsache, dass die Betriebskosten unserer E-Scooter insgesamt deutlich niedriger sind als bei vergleichbaren Benzinrollern. Die Stromkosten liegen bei nur rund 1 Euro pro 100 km. Bei einem vergleichbaren Benzinroller sind es über 6 Euro. Die Batterien unserer Roller können über haushaltsübliche Steckdosen aufgeladen werden. Mit der hohen Qualität unserer Produkte werden wir auch den hohen Ansprüchen unserer B2B-Kunden gerecht, bei denen die Roller ständig im Hochleistungseinsatz sind.

Ihr Unternehmen setzt vor allem auf die beiden Trends "Sharing" und "Lieferdienste". Wie wichtig sind diese für Ihr heutiges Geschäft, und welchem Bereich trauen Sie künftig ein besonders hohes Wachstum zu?
Die Unternehmen dieser beiden Branchen bauen ihre E-Flotten massiv aus und nehmen vergleichsweise große Stückzahlen ab. Über den hohen Absatz an Sharing- und Delivery-Kunden sind unsere Roller auf den Straßen auch für potenzielle private Kunden zunehmend sichtbar. Ein idealer Werbeeffekt, der uns hilft, den Ausbau des Vertriebs an Privatkunden voranzutreiben. Der Verkauf von E-Scooter an Sharing- und Delivery-Kunden macht aktuell den größten Teil unseres Geschäfts aus. Wir gehen allerdings davon aus, dass wir uns auch im stark ansteigenden Endkundenmarkt stark positionieren können.

Wie entwickeln sich derzeit die Geschäfte mit den umweltfreundlichen Rollern, und wann wird das Unternehmen aller Voraussicht nach in die Gewinnzone gelangen?
Gemäß vorläufigen Zahlen hat GOVECS von Januar bis September 2018 einen Umsatz von rund 19,2 Millionen Euro erzielt. Das ist eine Steigerung von über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz von rund 8,1 Millionen Euro im dritten Quartal 2018 bedeutet einen Anstieg von über 70 Prozent im Vorjahresvergleich. Auf Basis dieser positiven Geschäftsentwicklung gehen wir davon aus, dass wir in diesem Jahr insgesamt bis zu 28 Millionen Euro Umsatz erreichen werden. Wir rechnen damit, dass wir die Gewinnschwelle in etwa 24 Monaten erreichen können. Aktuell steht das Umsatzwachstum für uns im Fokus.

Wie sehen die Eckdaten des geplanten Börsengangs von GOVECS aus?
Unsere Aktien (WKN A2NB12) sollen im Prime Standard gelistet werden. Anleger können die Aktien noch bis zum 8. November 2018 zeichnen, Privatanleger bis 12 Uhr und institutionelle Investoren bis 14 Uhr. Die Preisspanne liegt bei 10 bis 12 Euro je Aktie. Bei voller Ausübung der Greenshoe-Option könnten wir ein Bruttoemissionsvolumen von rund 64 Millionen bis zu rund 77 Millionen Euro erzielen. Der wesentliche Teil des Angebotes erfolgt im Rahmen einer Kapitalerhöhung, daneben gibt in einem kleineren Umfang unser Hauptaktionär Dquadrat Equity Partner Aktien ab. Die Erstnotierung an der Frankfurter Wertpapierbörse haben wir für den 13. November 2018 angesetzt.

Ursprünglich wollte GOVECS bereits Anfang Oktober seine Aktien im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse platzieren. Weshalb wurde das Emissionsvolumen reduziert und die Zeichnungsfrist deutlich verlängert?
Wir befanden uns zum Ende der ursprünglichen Zeichnungsfrist in wichtigen Verhandlungen mit Kunden und strategischen Partnern. Um Investoren die Möglichkeit zu geben, die Ergebnisse dieser Entwicklungen für ihre Investitionsentscheidung zu berücksichtigen, haben wir die Zeichnungsfrist verlängert. Die Erfolge aus diesen Verhandlungen haben wir mittlerweile bekanntgegeben, darunter beispielsweise eine Lizenzvereinbarung mit BMW zur Entwicklung eines helmfreien Elektrorollers. Und der spanische Kraftradhersteller Rieju S.A. hat uns Kapazitäten für die Herstellung von bis zu 12.000 Elektrorollern pro Jahr vertraglich zugesichert. Unsere Investitionsplanung und damit auch die Kapitalerhöhung im Rahmen des Börsengangs haben wir demnach um rund 10 Millionen Euro reduziert, da wir nun weniger Mittel für die Erweiterung der eigenen Produktionskapazitäten in Polen benötigen.

Wofür soll das frische Kapital konkret verwendet werden und welchen Schwerpunkt möchten Sie bei der Expansion setzen?
Mit den Erlösen planen wir insbesondere unsere Produktion, Produktpalette und Vertriebsstrukturen weiter auszubauen. Der Börsengang hilft uns, das geplante Wachstum sowohl im B2B- als auch im Endkundenmarkt zu beschleunigen und in eine neue Größenordnung aufzusteigen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Grübel.

Zur Person:
Thomas Grübel, CEO und Gründer der GOVECS AG verfügt über langjährige Branchenerfahrung und ist Pionier der urbanen E-Mobilität. Seit über 20 Jahren entwickelt er E-Scooter. Unter dem Motto "DESIGNING MOBILITY" entwickelt GOVECS Produkte und Services, die den sich ständig ändernden Anforderungen an urbane Mobilität gerecht werden. Aktuell ermöglichen bereits über 10.000 GOVECS Elektroroller eine smarte, unkomplizierte und dabei geräuscharme und umweltfreundliche Fortbewegung in Europas Großstädten.

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