STEMMER IMAGING: "Jetzt ist Flexibilität gefragt"
"Aus dieser Krise ergeben sich viele Chancen": Wie CEO Arne Dehn die STEMMER IMAGING AG internationaler und agiler positioniert, wie das "Neue Normal" aussieht und welche Marktchancen er sieht, erklärt der Konzernlenker im Exklusivinterview.
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Der bayrische Bildverarbeitungsspezialist STEMMER IMAGING sieht sich gerüstet für ein schwierigeres Marktumfeld im weiteren Jahresverlauf. "Das erste Quartal hat uns deutlich gemacht, dass Flexibilität und Schnelligkeit in diesem besonderen Jahr extrem wichtig sind", erläutert CEO Arne Dehn im Interview mit Finanzen.net. Globale Lieferketten werden überprüft und regionale Anbieter werden wichtiger - ein Bereich, in dem STEMMER IMAGING traditionell sehr stark sei. Gleichzeitig hält Dehn an der mittelfristigen Ausrichtung fest, "denn Bildverarbeitung bleibt ein Wachstumsthema".
Finanzen.net: Herr Dehn, STEMMER IMAGING musste für das erste Quartal 2020 trotz eines akquisitionsbedingten Umsatzzuwachses einen deutlichen Ergebnisrückgang ausweisen. Wie fällt Ihr Fazit für das Auftaktquartal aus?
Arne Dehn: Das erste Quartal hat uns deutlich gemacht, dass Flexibilität und Schnelligkeit in diesem besonderen Jahr extrem wichtig sind. Kurzfristige Nachfrageverzögerungen wirken sich auf unsere Ertragslage aus und das haben wir deutlich gespürt. Gleichzeitig halten wir an unserer mittelfristigen Ausrichtung fest, denn Bildverarbeitung bleibt ein Wachstumsthema. Fazit ist daraus, dass Agilität in den Unternehmensprozessen und eine breite Aufstellung in den Endmärkten gerade in diesem Jahr eine besondere Bedeutung bekommt.
Sie berichten von schwachen Rahmenauftragsabrufen in Deutschland, Schweden und Großbritannien. Erwarten Sie hier eine Normalisierung in den kommenden Monaten oder sogar Aufholeffekte in der zweiten Jahreshälfte?
Wir haben Covid-19 bedingt zwei gegenläufige Trends gesehen. Auf der einen Seite hat es einen Nachfrageschub gegeben, sicherlich ausgelöst durch die Sorge vor Lieferengpässen. Auf der anderen Seite haben international agierende Kunden sehr früh längerfristige Abrufe zurückgefahren - leider hat für uns dieser Effekt im ersten Quartal überwogen. Wir sehen aktuell, dass diese großen Player bereits für das zweite Halbjahr planen, derzeit aber nur ihren kurzfristigen Bedarf decken. Ob das zweite Halbjahr deswegen stärker wird als das erste, bleibt abzuwarten.
Sie sprechen davon, dass sich die in den vergangenen Monaten umgesetzten IT-Investitionen positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit von STEMMER IMAGING auswirken werden. Können Sie das näher ausführen?
Bereits im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass eine moderne und vor allem sichere IT-Infrastruktur eine notwendige Basis in unserem Geschäftsmodell sein muss. Unsere Kunden verlangen von uns, dass wir mit ihnen nicht nur sicher kommunizieren, auch wie derzeit coronabedingt vermehrt aus dem Homeoffice, sondern auch dass unser Leistungsportfolio im Bereich IT-Sicherheit dem modernsten Stand der Technik entspricht. Wenn sie heute diese Innovationsschritte nicht mitgehen, verlieren sie nicht nur Kunden, sondern erhöhen auch das Risiko für Cyberkriminalität. Wir lagen goldrichtig, diese IT-Investitionen noch rechtzeitig vor den corona-bedingten notwendigen Anpassungen durchzuziehen.
Gibt es auch Geschäftssegmente, die sich in den vergangenen Wochen stärker als erwartet entwickelt haben?
Wir sehen derzeit einen großen Nachfrageschub insbesondere im Bereich der Lebensmittelhygiene. Verpackte Lebensmittel sind derzeit sehr gefragt, grundsätzlich scheint der Lebensmittelsektor wenig betroffen. Weiterhin wird sich alles, was Gesundheit und Schutz der Gesundheit betrifft, wie beispielsweise die veränderten Sicherheitskontrollen mit dem Thema Temperaturmessung, umstellen müssen. Aber auch das Sport- und Entertainmentsegment plant jetzt schon wieder mit schnellen Öffnungen und wird sicher von einem veränderten Freizeitverhalten profitieren.
Sie haben zum 1. März 2019 die Position des CEOs übernommen. Was sind die wichtigsten strategischen Weichenstellungen, die Sie in den ersten 14 Monaten Ihrer Amtszeit bereits umsetzen konnten?
Wir sind heute internationaler, stärker auf attraktive Wachstumsmärkte fokussiert und in unseren Unternehmensprozessen agiler. Basis dafür sind unsere Mitarbeiter, die nicht nur einen tollen Zusammenhalt in diesen Zeiten unter Beweis stellen, sondern gerade jetzt für unsere Kunden da sind. Zusammen mit meinem Vorstandskollegen Uwe Kemm ist uns eine gelebte Unternehmenskultur sehr wichtig und auch hier haben wir viel erreicht auf dem Weg von einem inhabergeführten Unternehmen zu einem Unternehmen im Prime Standard.
Sie sprechen vom "Neuen Normal" infolge der Covid-19-Pandemie: Wie sieht dieses "Neue Normal" für die STEMMER IMAGING konkret aus und was bedeutet dies für Ihre strategischen Planungen?
Die jetzige Covid-19-Pandemie wird beherrschbar und vorbeigehen. Aber die Veränderungen, die dadurch entstanden sind, werden bleiben. Und das zu Recht. Globale Lieferketten werden überprüft und regionale Anbieter werden wichtiger. In diesem Bereich waren wir traditionell sehr stark. Dabei wollen unsere Geschäftspartner heute viel stärker online zusammenarbeiten und beispielsweise das Training, den Service über Videoplattformen, nutzen. Gleichzeitig sehen wir eine erhebliche Steigerung der Geschwindigkeit, was das Umsetzen von Innovationen angeht, auch hier wird KI und Maschinelles Lernen eine noch höhere Akzeptanz erhalten. Aus dieser Krise ergeben sich viele Chancen - wer flexibel darauf regieren kann, wird profitieren.
Welche Erwartungen haben Sie an das laufende zweite Quartal?
Im Moment sehen wir, dass das zweite Quartal umsatzschwächer wird als das erste - das sollte jedoch nicht überraschen bei den landesweiten Lockdowns der letzten Wochen, die zum Teil noch anhalten. Wir haben unsere Kostenmanagement-Maßnahmen frühzeitig umgesetzt, um diesen Rückgang abzufedern. Durch leichtes Anheben unseres Lagerbestandes haben wir uns die Flexibilität geschaffen, um auch kurzfristige Nachfrageveränderungen bedienen zu können. Derzeit hängt noch sehr viel daran, ob der Wiederanlauf erfolgreich gelingt oder aber von einer zweiten Welle abgebremst wird.
Mit einer Eigenkapitalquote von 65,8 % und liquiden Mitteln von 27,4 Mio. Euro sehen Sie STEMMER IMAGING gut gerüstet, um "sich bietende Marktchancen kurzfristig und entschieden zu nutzen". Zielen Sie damit auf eine Fortsetzung der Buy-and-Build-Strategie ab?
Unsere Finanzierungslage ist in der Tat gut und somit ist unser Finanzmanagement nicht mit Refinanzierungsthemen geblockt. Die Marktchancen beziehen sich mehr auf Kundenprojekte und somit ein vertriebliches, zeitliches Investment und weniger auf ein finanzielles Investment für Firmenzukäufe. Akquisitionen bringen immer ein Risiko mit sich, welches man in normalen Zeiten gut beherrschen kann. Derzeit erfordern M&A-Aktivitäten sicherlich eine verschärfte Risikoprüfung. Ob das aktuell gut investierte Zeit ist, stelle ich mal dahin.
Mit einem Kursverlust von fast 50 Prozent seit Mitte Februar hat die STEMMER-IMAGING-Aktie besonders stark gelitten. Mit welchen Argumenten wollen Sie bei neuen Investoren punkten?
Bildverarbeitung wird von vielen noch fest mit der Automatisierungs- und Maschinenbaubranche verbunden. Wir machen bereits heute mit 35 % mehr als ein Drittel unseres Geschäftes außerhalb des industriellen Sektors und sind der strategische Lieferant für viele innovative Geschäftsmodelle, die sich durch unser Bildverarbeitungsportfolio am Markt differenzieren. Innovative Bildverarbeitung - und somit auch STEMMER IMAGING - wird davon auch in Zukunft profitieren.
Herr Dehn, vielen Dank für das Gespräch.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wider, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.
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