Interview exklusiv

HanseYachts: "Eine Eintrübung ist nicht zu erkennen"

12.04.19 17:30 Uhr

HanseYachts: "Eine Eintrübung ist nicht zu erkennen" | finanzen.net
Dr. Jens Gerhardt, Vorstandssprecher der HanseYachts AG

Dr. Jens Gerhardt, Vorstandssprecher der HanseYachts AG, spricht im Exklusiv-Interview über den Trend zu immer luxuriöseren Yachten, die jüngste Tarifeinigung und das Ziel einer zweistelligen EBITDA-Marge.

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Mit einem Auftragsbestand von 76,1 Mio. Euro ist die HanseYachts AG ins zweite Halbjahr 2018/2019 gestartet. "Unser Markt ist intakt und leicht wachsend", erläutert der Vorstandssprecher Dr. Jens Gerhardt im Gespräch mit Finanzen.net. Entsprechend bekräftigt er auch die mittelfristige Prognose: "Unser nächstes Ziel sieht eine EBITDA-Marge von 10 bis 12 % bei einem Umsatz von 200 Millionen Euro vor." Im laufenden Geschäftsjahr genießt die Verbesserung der Marge Priorität. Die jüngste Tarifeinigung mit der IG Metall sieht der HanseYachts-CEO als tragfähigen Kompromiss, "aus dem uns kein nachhaltiger Wettbewerbsnachteil entsteht".

Finanzen.net: Herr Dr. Gerhardt, die Segelsaison 2019 ist gestartet. Ist der Trend hin zu den Motoryachten und generell zu einer immer individuelleren und luxuriöseren Ausstattung der Boote intakt?
Dr. Jens Gerhardt: Der Trend zu Motoryachten und großen luxuriösen Segelyachten, die gleichzeitig immer leichter zu bedienen sind, besteht weiter. Mit unserem Portfolio sind wir daher sehr gut aufgestellt, wobei wir die "kleineren" Bootsklassen selbstverständlich nicht aus dem Auge verlieren. Wir haben daher die neue 8ter Hanse Serie hochwertiger ausgestattet. Das kommt bei unseren Kunden sehr gut an. Kunden wollen nicht mehr verzichten und geben ihr Geld gerne für hochwertige Produkte aus. Es gibt auch immer weniger Kunden, die ihr Boot nach dem Kauf selbst optimieren wollen. Die Yacht soll bereits ab Werk so ausgestattet sein, wie sie es sich erträumen. Dieser Trend, von dem ich glaube, dass er sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird, beschert uns einen nachhaltigen Anstieg beim durchschnittlichen Verkaufspreis je Boot.

Demnach sind Sie mit der Kundennachfrage aktuell zufrieden? Oder spüren Sie in einzelnen Märkten die Folgen einer konjunkturellen Eintrübung?
Unser Markt ist intakt und leicht wachsend. Natürlich gibt es unterschiedliche Wachstumsraten, wenn man auf die Subsegmente schaut. Segeln ist stabil seit vielen Jahren. Motorboot wächst und dabei besonders stark die Außenborder. Unser hoher Kunden-Auftragsbestand zum Stichtag 31.12.2018 an bestellten Yachten in Höhe von 76,1 Mio. Euro zeigt, dass unsere Schiffe die hohen Anforderungen und Wünschen sowohl von Seglern als auch von Motorbootfahrern treffen. Eine eventuelle Eintrübung ist generell nicht zu erkennen. Die meisten Kunden planen einen Bootskauf über mehrere Jahre hinweg, für manchen ist es gar ein Lebenstraum. Kurzfristige Schwankungen in der Konjunktur haben weniger Einfluss auf das operative Geschäft, als vielmehr auf unseren Aktienkurs.

Wie wirkt sich die Brexit-bezogene Unsicherheit insbesondere auf Ihre britischen Marken aus?
In den letzten zwei Jahren ist unser Umsatz in Großbritannien um rund 30 % zurückgegangen, da die Kunden verständlicherweise zunehmend verunsichert sind. Dies konnten wir in anderen Märkten jedoch mehr als kompensieren, u. a. auch durch eine verbesserte Nachfrage in Griechenland. Da wir auch britische Zulieferer haben, haben wir unser Lager um 10 % aufgestockt, um eventuelle Lieferengpässe zu vermeiden.

Wie sind die in den letzten Monaten vorgestellten Produktneuheiten, wie z. B. die neue Sealine C390, bei den Kunden angekommen? Haben sich Ihre Erwartungen auf der Bestellseite bisher erfüllt?
Die Sealine C390 kommt bei den Kunden und der Fachpresse sehr gut an, da sie die Lücke zwischen der C330 und der C430 hervorragend schließt. Mit ihren drei Doppelkabinen, zwei Bädern und dem erweiterbaren Salon gleicht sie einem Raumwunder für ein Boot ihrer Klasse. Von der Bestellseite sind wir bisher sehr zufrieden. Wir hatten vor bereits vor der Jungfernfahrt mehr als zwei Dutzend Vorbestellungen. Das ist ungewöhnlich viel für ein mittelgroßes Motorboot.

Kommen wir auf die operative Seite zu sprechen: Die Verbesserung der Gewinnmargen steht bei Ihnen ganz oben auf der Agenda. Welche Fortschritte haben Sie diesbezüglich in den letzten Monaten schon erzielt?
Bezüglich der Erhöhung der Profitabilität sind wir im Plan. Wir haben im Einkauf deutliche Fortschritte gemacht und besonders bei den Produktionsstunden. Wir haben ein internes Consulting gebildet, welches die Taktzuordnung existierender Produkte neu überdenkt und optimiert. Dabei gehen wir weiter als je zuvor. Es werden teilweise sogar Details neu konstruiert, um Synergien zu vergrößern. Das Projekt entwickelt sich vielversprechend.

Anfang April haben Sie sich mit der IG Metall auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Die 830 Beschäftigten der HanseYachts AG in Greifswald bekommen eine Lohnerhöhung in drei Schritten. Wie bewerten Sie diese Tarifeinigung aus Unternehmenssicht?
Wir sind sehr froh, einen für beide Seiten tragfähigen Kompromiss erreicht zu haben und den Mitarbeitern eine klare Perspektive für die nächsten Jahre geben zu können. Die Mehrausgaben in Höhe von bis zu drei Millionen Euro im Jahr sind im Angesicht von Brexit und Co. natürlich eine Herausforderung, die wir aber bewältigen werden. Am Ende werden diese Kosten vom Kunden getragen werden. Unsere Hauptkonkurrenz produziert aber auch in Ländern, die ähnliche Lohnsteigerungen vorweisen, wie z. B. Polen, Frankreich und Italien. Insofern entsteht uns hierdurch kein nachhaltiger Wettbewerbsnachteil.

Lassen Sie uns abschließend etwas weiter in die Zukunft blicken: Wie sieht Ihre mittelfristige Vision für die HanseGroup aus?
Unser nächstes Ziel sieht eine EBITDA-Marge von 10 bis 12 % bei einem Umsatz von 200 Millionen Euro vor. Im laufenden Geschäftsjahr genießt die Verbesserung der Marge bei nur leicht steigendem Umsatz Priorität, in den vergangenen Jahren war dies andersherum: stark steigender Umsatz bei leicht steigender Marge. Wenn wir eine weitere Akquisition tätigen, kann es in den nächsten Jahren auch zu Sprüngen in der Ergebnisentwicklung kommen, abhängig davon, wie profitabel das Target ist.

Trotz der erzielten Umsatz- und Ergebnissteigerung im ersten Halbjahr und einem positiven Ausblick auf das Gesamtjahr 2018/2019 kommt die HanseYachts-Aktie nicht vom Fleck. Wie sehen Sie die HanseYachts-Aktie im internationalen Vergleich bewertet?
Das stimmt. Die HanseYachts-Aktie hat den allgemeinen Abschwung an der Börse voll mitgenommen, die anschließende Erholung bisher jedoch nicht. Unsere bisherigen Veröffentlichungen in diesem Geschäftsjahr haben keinen Grund für die Kursschwäche geliefert, eher im Gegenteil. Im internationalen Peer-Group-Vergleich ist die Hanse-Yachts-Aktie bei einem Börsenwert von aktuell nur 67 Mio. Euro mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von unter 0,5 deutlich unterbewertet. Wenn wir unser mittelfristiges EBITDA-Ziel in der Größenordnung von 20 bis 24 Mio. Euro erreichen, wird uns auch die Börse eine andere Bewertung zugestehen.

Herr Dr. Gerhardt, besten Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.







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Bildquellen: HanseYachts AG

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