Interview exklusiv

AURELIUS: "Wir können Krise"

17.08.20 16:37 Uhr

AURELIUS: "Wir können Krise" | finanzen.net
Dr. Dirk Markus, AURELIUS-CEO

CEO Dr. Dirk Markus geht davon aus, dass der Dividendenverzicht "eine einmalige Sondersituation in der Historie des AURELIUS-Konzerns war."

Der Münchner Beteiligungskonzern AURELIUS hat der COVID-19-Krise im ersten Halbjahr getrotzt und das Konzern-EBITDA auf 258 Mio. Euro annähernd verfünffacht. Durch lukrative Übernahmen hat sich das Team um CEO Dr. Dirk Markus zudem "die Verkaufskandidaten von übermorgen" neu ins Portfolio geholt.

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Finanzen.net sprach im Exklusivinterview mit Dr. Dirk Markus u. a. über "weitere Erholungseffekte" im zweiten Halbjahr und eine "attraktive Ausschüttung im nächsten Jahr".

Finanzen.net: Herr Dr. Markus, AURELIUS ist nach eigener Einschätzung bisher gut durch die COVID-19-Krise gekommen. Vor ein paar Monaten haben Sie sich noch vor größeren Risiken gewarnt. Waren Sie selbst überrascht, wie robust sich Ihr Portfolio gezeigt hat?
Dr. Dirk Markus: Unsere Töchter haben im ersten Halbjahr 75 Millionen Euro operatives EBITDA erwirtschaftet - vor dem Hintergrund der weltweiten Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen ein gutes Ergebnis. Denn als AURELIUS können wir Krise. Natürlich war die Situation in den vergangenen sechs Monaten nicht leicht. Vor allem die Unsicherheit über Verlauf und Auswirkungen der Pandemie machten und machen verlässliche Vorhersagen schwer. Aber als AURELIUS Equity Opportunities führen wir seit 15 Jahren Unternehmen erfolgreich durch Sondersituationen. Diese Expertise unserer inzwischen rund 100 operativen Experten war und ist der Garant dafür, auch in Zukunft mit schwierigen Marktsituationen und externen Schocks gut zurechtzukommen.

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Sie haben das operative EBITDA angesprochen. Das Gesamt-EBITDA lag im ersten Halbjahr sogar bei 258,0 Mio. Euro. Wie aussagekräftig ist diese maßgeblich von Bargain-Purchase-Effekten geprägte Ergebniskennziffer?
Mit 258 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2020 haben wir das EBITDA für den Gesamtkonzern gegenüber dem Vorjahreswert von knapp 54 Millionen Euro vervielfacht. Neben den 75 Millionen Euro aus der operativen Tätigkeit unserer Konzernunternehmen konnten wird einen Gewinn von 80 Millionen Euro durch erfolgreiche Unternehmensverkäufe verbuchen. Dafür verantwortlich war insbesondere der Verkauf der Hotelkette Ghotel im Februar. Der Rest sind die von Ihnen angesprochenen Ergebnisbeiträge durch Bargain Purchase, entstanden durch lukrative Übernahmen im ersten Halbjahr 2020. Das sind unsere Verkaufskandidaten von übermorgen, denen in den nächsten Monaten der Neuausrichtung unsere ganze Aufmerksamkeit gilt. Insbesondere Distrelec, Armstrong und die Windkraftbeteiligung ConverterTex haben das Potenzial, beim Verkauf in einigen Jahren signifikante Verkaufserlöse zu generieren.

Das operative EBITDA war rückläufig um rund 27 Prozent. Inwiefern ist dieser Vorjahresvergleich verzerrt durch Exits profitabler Beteiligungen?
Die Tochterfirma, die ich heute verkaufe, trägt Morgen nicht mehr zum Ergebnis bei. Insofern ist jeder erfolgreiche Exit mit einem Rückgang des Konzernumsatzes und dem Wegfall positiver Ergebnisbeiträge verbunden. In den vergangenen zwölf Monaten hatten wir u. a. mit der GHOTEL-Gruppe, Solidus Solutions und Scandinavian Cosmetics mehrere erfolgreiche Veräußerungen. Darüber hinaus ist ein Teil des operativen Ergebnisrückgangs auch auf die Auswirkungen des weltweiten Shutdowns der Wirtschaft durch COVID-19 zurückzuführen. Diese negativen Effekte müssen jedoch nicht langfristig sein. Für das zweite Halbjahr erwarten wir weitere Erholungseffekte.

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Welche Beteiligungen lieferten den größten Beitrag zum operativen Gewinn?
Der AURELIUS-Konzern ist seit jeher sehr breit aufgestellt. Wir haben keinen Branchenfokus. Entscheidend für eine Investition sind vielmehr ein günstiger Kaufpreis, die Marktentwicklung und Wettbewerbsposition des Unternehmens sowie unsere Einschätzung, ob wir aus dem Unternehmen mehr machen können als der bisherige Eigentümer. Diese Herangehensweise hat sich während der Pandemie als sehr stabilisierend gezeigt. Allen voran unsere Töchter aus den Bereichen Chemie, Infrastruktur und Informationstechnologie konnten einen großen Beitrag zum operativen EBITDA leisten. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle zum Beispiel unsere Tochter VAG. Dieser weltweit tätige Hersteller industrieller Wasser- und Abwasserarmaturen entwickelt sich trotz Pandemie sehr gut. Die weltweit zunehmende Urbanisierung führt zu stetigem Marktwachstum und VAG ist hervorragend aufgestellt, um davon zu profitieren.

Und bei welchen Konzerntöchtern sehen Sie die größten Risiken?
Risiken zu managen ist gerade jetzt in Corona-Zeiten eine unserer wichtigsten Aufgaben als Management. Und da sich häufig die Rahmenbedingungen ändern, müssen unsere operativen Kollegen besonders wachsam sein und sofort auf Veränderungen reagieren. Große Einzelrisiken kann ich derzeit in unserem Portfolio nicht erkennen. Aber natürlich gibt es Märkte und Beteiligungen, die im aktuellen Umfeld stärker unter den veränderten Rahmenbedingungen leiden als andere. So ist die Nachfrage im Retail-Bereich noch immer von Zurückhaltung gekennzeichnet. Dafür verantwortlich ist oftmals die individuelle finanzielle Situation, Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie oder auch die weitverbreitete Angst, Läden und Geschäfte so unbeschwert wie vor der Pandemie aufzusuchen.

Einige Ihrer Aktionäre haben verschnupft auf die Streichung der Dividende für 2019 reagiert. Können Sie Ihren Aktionären wieder etwas Hoffnung machen, dass diese Nullrunde eine einmalige Sache war oder ist es dafür noch zu früh?
Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Wir wissen um die Bedeutung von Dividenden für unsere Aktionäre, gerade auch im gegenwärtigen Nullzinsumfeld. Dennoch haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen und das Kapital im Unternehmen gehalten. Als wir im Frühjahr diese Entscheidung getroffen haben, war die Corona Pandemie am Höhepunkt. Wir waren alle "locked down" und sahen bei etlichen Tochtergesellschaften insbesondere im Handels- und Konsumgüterbereich zum Teil ganz erhebliche Umsatzeinbrüche. Das man sich dann sagt, lasst mal das Geld zusammenhalten, wer weiß schon, wie tief diese Krise noch wird und wieviel Geld wir noch benötigen werden, um unsere Tochterfirmen über Wasser zu halten, ist hoffentlich verständlich.

Wir haben dann auch sehr entschieden gegengesteuert und inzwischen hat sich auch am Markt vieles wieder beruhigt. Ich gehe daher davon aus, dass dieser Dividendenverzicht eine einmalige Sondersituation in der Historie des AURELIUS-Konzerns war und wir schon nächstes Jahr wieder eine attraktive Ausschüttung sehen werden.

Herr Dr. Markus, vielen Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wider, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Für Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird keinerlei Haftung übernommen.








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Bildquellen: Antje Meinen/Aurelius

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