Energiemarktexperte empfiehlt nach Gas-Lieferstopp Enteignung von GAZPROM Germania - Wingas betont Liefertreue
Vor dem Hintergrund des russischen Gas-Lieferstopps gegen GAZPROM Germania haben sich Energiemarktexperten für eine Verstaatlichung der Firma und seiner Tochterunternehmen wie etwa Wingas ausgesprochen.
"Eine Enteignung wäre das Mittel der Wahl, damit etwa die Handelspartner von Wingas weiter die Sicherheit haben, bedient zu werden", sagte Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool in Berlin.
Nach der Einstellung der Gas-Lieferungen bestehe bei den Handelsunternehmen der GAZPROM Germania eine starke Insolvenzgefährdung. Nötig seien daher staatliche Garantien. "Dadurch wird verhindert, dass viele andere Unternehmen durch einen Dominoeffekt ebenfalls in Schwierigkeiten geraten." Eine Verstaatlichung ist aus Hunekes Sicht "die beste Methode, mehr Sicherheit in den Markt reinzubekommen".
Wingas beliefert unter anderem Stadtwerke. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte am Donnerstag bereits Unterstützung für GAZPROM Germania signalisiert und finanzielle Garantien in Aussicht gestellt, aber nicht von einer Verstaatlichung gesprochen.
GAZPROM Germania ist seit Anfang April unter Kontrolle der Bundesnetzagentur. Der Mutterkonzern GAZPROM hatte das Unternehmen mitsamt dessen Tochtergesellschaften zuvor an laut Wirtschaftsministerium "undurchsichtige Eigentümer" verkauft. Als eine Liquidierung des Unternehmens angeordnet worden war, hatte das Ministerium die Treuhänderschaft durch die Netzagentur angeordnet. Am Mittwoch hatte der Kreml russischen Firmen verboten, mit ehemaligen GAZPROM-Töchtern im Ausland Geschäfte zu machen.
GAZPROM Germania-Tochter Wingas betont Liefertreue
Das zur GAZPROM Germania Gruppe gehörende Kasseler Gashandelsunternehmen Wingas hält nach eigenen Angaben trotz des von Russland verhängten Gaslieferstopps seine eigenen Verpflichtungen aufrecht.
"Von den Sanktionen der Russischen Föderation sind auch die Unternehmen der GAZPROM Germania Gruppe betroffen", teilte Wingas am Donnerstagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters mit. Einige Tochter-Gesellschaften, darunter Wingas, erhielten keine Gasmengen mehr aus Russland. "Die Wingas GmbH greift zur Belieferung ihrer Kunden auf ein diversifiziertes Portfolio zurück und beschafft an verschiedenen europäischen Handelspunkten. Kunden erhalten weiterhin zuverlässig ihre vertraglich vereinbarten Mengen."
Russland hatte am Mittwoch insgesamt 31 Unternehmen auf eine Sanktionsliste gesetzt. Auf der Liste stehen auch die Handels- und Speicher-Töchter von GAZPROM Germania. Deutschland hatte die Firma zur Sicherung der Gasversorgung unter die Treuhandschaft der Bundesnetzagentur gestellt, nachdem der russische Energieriese GAZPROM das Unternehmen aufgeben wollte. Die Sanktionen gelten auch als Gegenreaktion auf das deutsche Vorgehen.
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BERLIN (dpa-AFX) / (Reuters)
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