Inflationsdruck schwach

Draghi gibt keine Signale für Änderung: Lockere EZB-Politik weiter nötig

20.07.17 18:05 Uhr

Draghi gibt keine Signale für Änderung: Lockere EZB-Politik weiter nötig | finanzen.net

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat in den Einleitenden Bemerkungen zu seiner Pressekonferenz nach der aktuellen Ratssitzung keine Hinweise auf eine bevorstehende Anpassung der Geldpolitik gegeben.

Das vom EZB-Rat abgefasste Statement erfüllte damit nicht die von manchen Beobachtern gehegte Erwartung, dass Draghi nach seiner in Sintra gehaltenen Rede weitere Hinweise auf eine Normalisierung der EZB-Geldpolitik geben würde.

   Draghi hatte in einer viel beachteten Rede Ende Juni gesagt: "Wenn die Erholung anhält, dann wird eine unveränderte Geldpolitik akkommodierender, und die Zentralbank kann die Erholung begleiten, in dem sie die Parameter ihrer Politikinstrumente anpasst - nicht, um die geldpolitische Ausrichtung zu straffen, sondern um sie weitgehend unverändert zu halten."

   Die meisten Beobachter hatten darin einen Hinweis gesehen, dass die EZB ihre Anleihekäufe im nächsten Jahr erneut reduzieren wird und das rechtzeitig signalisieren will. Allerdings waren Draghis Aussagen weitaus deutlicher als das Statement des EZB-Rats von Anfang Juni. Damals hatte der Rat die Aussage weggelassen, dass die EZB ihre Zinsen falls erforderlich weiter senken würde. Draghi hatte das mit den geschwundenen Deflationsrisiken erklärt.

   Draghi bekräftigte in seinen einführenden Worten, dass der grundlegende Inflationsdruck im Euroraum weiterhin schwach sei und sagte wörtlich: "Es ist weiterhin eine substanzielle geldpolitische Akkommodation erforderlich, damit sich ein grundlegender Inflationsdruck aufbauen und die Gesamtinflation mittelfristig stützen kann."

  Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nach den Worten von Präsident Mario Draghi im Herbst über die Angemessenheit seiner Geldpolitik sprechen. In seiner Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung sagte Draghi, der Rat sei in den aktuellen Beratungen einstimmig der Meinung gewesen, dass die Forward Guidance nicht geändert werden sollte und dass auch kein Termin für eine Diskussion hierüber genannt werden sollte.

Laut Draghi soll diese Diskussion "im Herbst" stattfinden, weil dem EZB-Rat dann alle erforderlichen Informationen vorliegen würden. Draghi bekräftigte im Frage-und-Antwort-Teil der Pressekonferenz seine in der Rede in Sintra zum Ausdruck gebrachte Zuversicht, dass die Konjunkturerholung letztlich auch zu einer höheren Inflation führen werde, auch wenn sie derzeit noch nicht da sei, wo sie hingehöre. Zugleich will die EZB laut Draghi aber auch "hartnäckig" sein, indem sie den aktuellen Akkommodationsgrad ihrer Politik konstant hält. Die EZB werde noch lange im Markt sein.

In Sintra hatte der EZB-Präsident gesagt: "Wenn die Erholung anhält, dann wird eine unveränderte Geldpolitik akkommodierender, und die Zentralbank kann die Erholung begleiten, in dem sie die Parameter ihrer Politikinstrumente anpasst - nicht, um die geldpolitische Ausrichtung zu straffen, sondern um sie weitgehend unverändert zu halten." In der Pressekonferenz sagte Draghi, der Euroraum erlebe gerade ein robuste, breit angelegte Erholung.

Zuvor hatte der EZB-Rat sowohl das Niveau seiner Leitzinsen und die dazu gehörige Forward Guidance als auch Volumen und Dauer seiner Anleihekäufe nebst Forward Guidance bestätigt.

  DJG/hab/apo Dow Jones Newswires

Bildquellen: Andreas Böttcher/ECB, EMMANUEL DUNAND/AFP/Getty Images