EZB-Direktor Panetta: Überhitzung der Wirtschaft notwendig
Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach den Worten von EZB-Direktor Fabio Panetta eine Überhitzung der Wirtschaft zulassen, um ihrem Ziel von 2 Prozent Inflation Glaubwürdigkeit zu verleihen.
In einem Interview mit dem Corriere dela Sera zeigte Panetta außerdem Sympathie für eine dauerhafte Aufhebung der europäischen Haushaltsregeln.
"In der Vergangenheit hat die Ungeduld der EZB dazu geführt, dass sie die Zinssätze zu früh angehoben hat, was die Inflation übermäßig unter Druck gesetzt und das Wachstum gehemmt hat", sagte Panetta. Es sei also jedem klar, dass es zur Gewährleistung der Preisstabilität notwendig sein könne, die Wirtschaft heiß laufen zu lassen. "Es ist eine Möglichkeit, unsere Bemühungen um eine Inflationsrate von 2 Prozent glaubwürdig zu machen."
Zu den coronabedingt bis 2022 suspendierten EU-Haushaltsregeln sagte der Italiener: "Sollten wir das 2020 eingeführte Krisenmanagementsystem dauerhaft einführen? Ich denke, das wäre ein wichtiger Schritt nach vorn, aber nicht jeder ist damit einverstanden und die unterschiedlichen Standpunkte sind verständlich."
Panetta widersprach zudem der Wahrnehmung, dass sich die EZB wegen ihrer Kooperation mit der Finanzpolitik einer "fiskalischen Dominanz" beuge. "Wenn es notwendig ist, fiskalische Maßnahmen zu ergreifen, um die Preisstabilität zu sichern, und wenn die Geldpolitik dafür sorgt, dass die Fiskalpolitik entsprechend agieren kann, dann führt dies nicht zu einer fiskalischen Dominanz", sagte Panetta und fügte hinzu: "Im Gegenteil, dies wäre eine monetäre Dominanz, da die Zentralbank die Fiskalpolitik nutzen würde, um ihr Inflationsziel zu erreichen."
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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