Index steigt leicht

ifo-Index: Geschäftsklima in Deutschland hat sich im April leicht aufgehellt - Lagebeurteilung rückläufig

24.04.23 14:54 Uhr

ifo-Index: Geschäftsklima in Deutschland hat sich im April leicht aufgehellt - Lagebeurteilung rückläufig | finanzen.net

Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im April leicht aufgehellt, wobei die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als schlechter beurteilten.

Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 93,6 (März revidiert: 93,2) Punkte. Es war der sechste Anstieg in Folge. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Anstieg auf 93,8 prognostiziert. Für März waren vorläufig 93,3 Punkte genannt worden.

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Der Index der Lagebeurteilung verringerte sich auf 95,0 (Vormonat: 95,4) Punkte. Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf 96,4 Punkte prognostiziert. Der Index der Geschäftserwartungen stieg dagegen auf 92,2 (revidiert: 91,0). Erwartet worden waren 91,1 Punkte, Basis war ein vorläufiger März-Wert von 91,2.

"Die Sorgen der deutschen Unternehmen lassen nach, aber der Konjunktur fehlt es an Dynamik", kommentierten die Konjunkturforscher das Ergebnis.

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Im verarbeitenden Gewerbe konnte der Index leicht zulegen. "Auf der einen Seite haben die optimistischen Stimmen mit Blick auf die zukünftige Entwicklung merklich zugenommen. Andererseits bewerteten die Unternehmen ihre laufenden Geschäfte deutlich schlechter", teilte das ifo-Institut mit. Die Produktion soll in den kommenden Monaten ausgeweitet werden. Die Kapazitätsauslastung stieg von 84,3 auf 84,5 Prozent und lag damit oberhalb des langfristigen Mittelwerts von 83,6 Prozent.

Im Dienstleistungssektor endete die Aufwärtsbewegung des Geschäftsklimas der vergangenen Monate. Die Dienstleister bewerteten ihre aktuelle Lage etwas schlechter. Zudem nahm der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate erstmals wieder zu. Im Handel ist der Index leicht gefallen. Die Händler zeigten sich etwas weniger zufrieden mit der aktuellen Lage. Dafür nahm der Pessimismus bei den Erwartungen weiter ab. Aufgrund schwacher Absatzentwicklung halten sich viele Einzelhändler bei der Bestellung von Waren weiterhin zurück.

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Im Bauhauptgewerbe stieg der Geschäftsklimaindikator. Die Erwartungen für die kommenden Monate verbesserten sich, aber die Sorgen blieben groß. Die Einschätzung zur aktuellen Lage fiel auf den niedrigsten Wert seit Dezember 2015.

ifo-Chef: Deutsche Wirtschaft "ziemlich nahe an Rezession"

Der Präsident des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, gibt ungeachtet der verbesserten Stimmung in der Wirtschaft keine Entwarnung für die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr. Fuest sagte in einem Interview mit Welt-TV: "Gott sei Dank hellen sich die Erwartungen für die nächsten sechs Monate auf, aber die aktuelle Geschäftslage bröckelt eher ab." Die entscheidende Botschaft sei: "Wir sind ziemlich nahe an einer Rezession, wir sind nicht in einem Szenario, in dem es deutlich nach oben geht." Auch ein Wachstum von 0,4 Prozent für das ganze Jahr wäre Stagnation, sagte der ifo-Chef.

Kritisch äußerte sich Fuest zu dem hohen Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst, der zum Teil sogar über der Inflationsrate liege: "Das ist erfreulich für die, die das bekommen, aber das ganze treibt natürlich schon die Inflation weiter an." Sollte es in anderen Branchen auch relativ hohe Lohnabschlüsse geben, "wird der Rückgang der Inflation vielleicht etwas länger dauern als man erhofft hat".

Der Ökonom erwartet in Zukunft härtere Tarifauseinandersetzungen. "Die Arbeitskräfte- und Fachkräfteknappheit verleiht den Gewerkschaften mehr Verhandlungsmacht. Die können jetzt höhere Löhne durchsetzen." Gleichzeitig werde gesamtwirtschaftlich der Kuchen eher kleiner, weil man mehr Geld ausgeben müsse für teure Importe von Energie und Lebensmitteln.

FRANKFURT / BERLIN (Dow Jones)

Bildquellen: ifo