Immobilien-Krise in China

Country Garden-Aktie bricht zweistellig ein: Country Garden verpasst erneut ausstehende Zahlung - Warnung vor möglichem Zahlungsausfall

10.10.23 10:26 Uhr

Country Garden-Aktie bricht zweistellig ein: Country Garden verpasst erneut ausstehende Zahlung - Warnung vor möglichem Zahlungsausfall | finanzen.net

Der hoch verschuldete Immobilien-Bauträger Country Garden aus China hat erneut ausstehende Zahlungen nicht geleistet.

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"Das Unternehmen hat eine fällige Zahlung über den Betrag von 470 Millionen Hongkong-Dollar (rund 56,8 Millionen Euro) im Rahmen seiner Verschuldung nicht gemacht", erklärte Country Garden per Mitteilung an der Hongkonger Börse am Dienstag. Auch weitere Zahlungen könnten wohl nicht erbracht werden. Die Firma aus dem südchinesischen Foshan hatte auch im vergangenen Monat bereits Zahlungen verpasst.

Mit Tausenden Projekten und etwa 70 000 Mitarbeitern gehört Country Garden zu den größten Bauträgern Chinas. Gleichzeitig zählt das Unternehmen mit umgerechnet fast 180 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten zu den am höchst verschuldeten Firmen der Branche. Ein weiterer Bauträger mit einem gewaltigen Schuldenberg, der zuletzt Schlagzeilen wegen Ermittlungen gegen seinen Vorstand machte, ist die China Evergrande Group.

Die Immobilien-Branche der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt steckt in einer schweren Krise, weil die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt nachließ. Die Regierung versuchte bereits, mit Steuererleichterungen und gelockerten Regelungen für den Wohnungskauf in größeren Städten dem Trend gegenzusteuern.

Country Garden teilte weiter mit, dass die Verkäufe der Gruppe zwischen Januar und September dieses Jahres verglichen mit demselben Vorjahreszeitraum um 43,9 Prozent zurückgegangen seien. Im September nahm das Unternehmen sogar 80,7 Prozent weniger durch Verkäufe ein als im selben Vorjahresmonat. Country Garden engagierte nach eigenen Angaben externe Berater, um die Finanzen des Unternehmens zu prüfen und eine "ganzheitliche Lösung zu formulieren", hieß es. Beobachter werteten dies als ersten wichtigen Schritt für eine Umstrukturierung des Konzerns.

Country Garden warnt vor möglichem Zahlungsausfall

Der strauchelnde chinesische Immobilienkonzern Country Garden hat am Dienstag vor einem möglichen Ausfall von Zahlungen für Auslandsverbindlichkeiten gewarnt.

"Eine solche Nichtzahlung kann dazu führen, dass Gläubiger die vorzeitige Rückzahlung von Schulden verlangen oder Vollstreckungsmaßnahmen ergreifen", teilte der größte private Immobilienentwickler der Volksrepublik mit. Es gebe erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf den Verkauf von Vermögenswerten. Die Liquiditätslage werde mittel- bis langfristig wohl angespannt bleiben.

Das Volumen der Auslandsanleihen von Country Garden beläuft sich auf 10,96 Milliarden Dollar. Hinzu kommen Fremdwährungskredite über 42,4 Milliarden Dollar. Der Konzern ernannte inzwischen Berater für die Beurteilung der Kapital- und Liquiditätslage. "Dies ist ein Hinweis darauf, dass eine mögliche Insolvenz des Konzerns von einer Umschuldung der Auslandsverbindlichkeiten abhängt", sagte Analyst Jeff Zhang vom Research-Haus Morningstar. "Die nächsten zwei Wochen werden entscheidend." Eine Entspannung der Finanzlage von Country Garden erwarte er nicht, weil Verbraucher Immobilienkäufe scheuten und Banken sich mit Engagements bei dem Konzern zurückhielten.

An der Schwelle zum zahlungsausfall

Am Montag waren Zinsen für zwei Anleihenim Volumen von insgesamt 66,8 Millionen Dollar fällig geworden. Country Garden machte keine Annahmen, ob dieses Geld überwiesen wurde. Die Firma teilte lediglich mit, einige Tilgungszahlungen für bestimmte Schulden in Höhe von umgerechnet 60 Millionen Dollar nicht geleistet zu haben.

Im vergangenen Monat hatte der Immobilienentwickler bereits Zahlungen über 15 beziehungsweise 40 Millionen Dollar verpasst. Sollte der Konzern die erste Summe nicht bis zum Ablauf der Nachfrist am 17. Oktober überweisen, könnten sämtliche Auslandsverbindlichkeiten als Zahlungsausfall gewertet werden. Allerdings einigte sich Country Garden am Dienstag mit inländischen Gläubigern über eine Laufzeit-Verlängerung für mehrere Anleihen im Volumen von umgerechnet rund zwei Milliarden Dollar.

Konjunkturrisiken durch Ansteckungseffekte

Wegen einer schwächelnden Konjunktur und steigender Zinsen ist der chinesische Immobiliensektor, der für ein Viertel der Wirtschaftsleistung der Volksrepublik steht, in der Krise. Inzwischen haben Unternehmen, die für 40 Prozent sämtlicher Eigenheimverkäufe stehen, Verbindlichkeiten nicht bedient. Prominentestes Beispiel ist China Evergrande, der mit gut 300 Milliarden Dollar weltweit am höchsten verschuldete Immobilienkonzern. Dessen geplante Umschuldung ist ins Stocken geraten, weshalb einige Gläubiger mit einer Liquidation des Konzerns rechnen.

Weil durch die Finanzprobleme von Evergrande, Country Garden & Co. Millionen Eigentumswohnungen nicht fertiggestellt wurden, drohen Experten zufolge soziale Unruhen. Außerdem könnte ein Zusammenbruch eines oder mehrerer Immobilienunternehmen die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft insgesamt und damit auch das Wachstum in anderen Regionen beeinträchtigen. Daher rechnen Analysten mit einem staatlichen Rettungspaket für strauchelnde Firmen. Die bisherigen Maßnahmen zur Ankurbelung der Immobilienkonjunktur zeigen allerdings kaum Wirkung. An der Hongkonger Börse brach die Aktie letztlich um mehr 10,71 Prozent auf 0,75 Hongkong-Dollar ein.

HONGKONG (dpa-AFX) / Hongkong/Sydney (Reuters)

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Bildquellen: Piotr Swat / Shutterstock.com

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