"Boomwahrscheinlichkeit" in Deutschland bei knapp 35 Prozent
Die Konjunkturexperten der Hans-Böckler-Stiftung schätzen die Aussichten für die deutsche Wirtschaft nach eigenen Angaben positiver ein als viele andere Prognostiker.
Laut ihrem jüngsten Konjunkturindikator sei die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Boomphase eintritt, weitaus höher als das Risiko einer Rezession, erklärten die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Die Boomwahrscheinlichkeit liegt demnach bei knapp 35 Prozent und die Rezessionsgefahr bei 6 Prozent.
Für das Schlussquartal von Oktober bis Ende Dezember weist das IMK-Wachstumsradar, das die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, konkret eine mittlere Boomwahrscheinlichkeit von 34,7 Prozent und ein Rezessionsrisiko von 6,0 Prozent aus - kaum verändert gegenüber dem Stand von Anfang September, als 35,6 Prozent und 5,5 Prozent ausgewiesen worden waren. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator zeige damit "grün-gelb", was für eine Phase mit "fortgesetzt solidem Wachstum" stehe.
Zum stabil relativ günstigen Konjunkturbild des Indikators trägt laut den IMK-Ökonomen wesentlich der Ifo-Geschäftsklimaindex bei, der nach einem deutlichen Anstieg jüngst nur leicht zurückgegangen sei. Hinzu komme eine zuletzt positive Tendenz bei den Auftragseingängen. Beides falle nach dem Algorithmus des Indikators positiv ins Gewicht - deutlich stärker als die momentan schwächere Entwicklung bei den Aktienkursen und ein im Vergleich zum Vormonat leicht erhöhter Finanzmarktstress.
"Die Situation in der Realwirtschaft hat sich im Vergleich zum Frühjahr merklich entspannt, auch wenn die Finanzmärkte derzeit volatil sind", sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. Es bleibe aber abzuwarten, welche Tendenz auf Dauer die Oberhand gewinne. "Verstärken sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten, dürften die Risiken für die Konjunktur in nächster Zeit merklich zunehmen", warnte er deshalb auch. Angesichts der aktuellen Indikatorwerte bekräftigte das IMK aber seine Konjunkturprognose von 1,9 Prozent Wachstum in diesem und 2,0 Prozent im kommenden Jahr.
DJG/ank/brb
BERLIN (Dow Jones)
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